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Der Glanz des Südsterns: Roman (German Edition)

Der Glanz des Südsterns: Roman (German Edition)

Titel: Der Glanz des Südsterns: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran
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wiederzuerkennen. Sie war in Schweiß gebadet und leichenblass. Eine Schwester wollte sie gerade mit einem nassen Schwamm abreiben, um die Temperatur zu senken, als Lyle an Elenas Bett trat, aber sie wurde zu einer anderen Patientin gerufen. Lyle schickte sie weg. Er tauchte den Schwamm in das kalte Wasser und begann, Elenas Gesicht, ihren Hals, ihre Schultern und ihre Arme zu betupfen. Es brach ihm das Herz, sie so krank zu sehen. Sie wirkte so klein und verletzlich, und er machte sich große Sorgen um sie. Tausende gesunde und kräftige Menschen in ganz Europa, darunter Soldaten von beiden Seiten des Krieges, waren an der Spanischen Grippe gestorben. Elena konnte man kaum robust nennen. Sie hatte dennoch immer so lange gearbeitet und so viele Überstunden gemacht, und meistens war sie sehr erschöpft gewesen. Wie mochten ihre Chancen stehen?
    Als die Schwester zurückkam, fragte Lyle, wie lange Elena schon krank sei. Er fand heraus, dass Elena nur Stunden nach seiner Abreise nach Dumfries zusammengebrochen war. Lyle fuhr durch den Kopf, dass Bonnie ihm vorgeschlagen hatte, gar nicht nach Blackpool zurückzugehen. Er ertrug den Gedanken an das, was dann hätte passieren können, nicht. Und er machte sich Vorwürfe, weil er tatsächlich über ihren Vorschlag nachgedacht hatte.
    Lyle sah sich Elenas Krankenakte an. Ein geschätzter Kollege hatte die Diagnose gestellt. Eine Bronchopneumonie hatte er ausgeschlossen.
    »Ich bin im Moment nicht im Dienst, deshalb werde ich mich heute Abend um Elena kümmern, Schwester«, sagte Lyle und setzte sich neben das Bett.
    Die Schwestern waren völlig überarbeitet und erschöpft, also nahm er sich vor, sein Möglichstes zu tun und Elena eine besonders aufmerksame Pflege angedeihen zu lassen.
    »Na schön, Doktor«, sagte die Schwester leicht verblüfft. »Ist Miss Fabrizia eine Freundin der Familie?« Sandra Smith war neu im Krankenhaus, also kannte sie weder den jungen Arzt noch Elena gut.
    »Wir sind Kollegen«, antwortete Lyle. »Und gute Freunde«, fügte er hinzu. Mehr durfte er nicht sagen, denn er musste Elenas guten Ruf wahren.
    Als die Schwester gegangen war, nahm Lyle Elenas Hand. Als habe sie seine Berührung gespürt, flackerten ihre Lider, und kurz öffnete sie die Augen. Sie rang sich ein schwaches Lächeln ab, ehe sie die Augen wieder schloss.
    »Du bist wieder da«, flüsterte sie.
    Wie alle, die auf den Grippestationen zu tun hatten, trug auch Lyle einen Mundschutz. Das war zur eigenen Sicherheit, der der anderen Ärzte und Schwestern und der Patienten unbedingt nötig. Es gab keine besondere Behandlung bei der Spanischen Grippe, nur viel Bettruhe und viel Flüssigkeit. Man musste der Krankheit ihren Lauf lassen.
    »Ja, mein Liebes«, sagte er und beugte sich zu ihr hinunter. »Ich bin wieder da. Und du konzentrierst dich jetzt einfach darauf, wieder gesund zu werden.« Er wusste, ihr stand der Kampf ihres Lebens bevor.
    »Das werde ich«, flüsterte Elena, ehe sie wieder einschlief.
    Die ganze Nacht über blieb Lyle an Elenas Bett sitzen. Immer wieder nickte er kurz ein. Einmal wachte Elena auf und rang sich ein mattes Lächeln ab, als sie sah, dass er noch immer an ihrer Seite war. Aber sie war so schwach und krank, dass Lyle große Angst hatte, sie würde es nicht schaffen.
    Am Morgen schlüpfte er in einen weißen Kittel, trank eine Tasse Kaffee und trat seinen Dienst an. Lyle wies die Tagschwester an, ihn sofort zu rufen, wenn sich an Elenas Zustand etwas ändern sollte. Es brachte ihn schier um, Elena allein lassen zu müssen, aber wenn er seine anderen Patienten vernachlässigte, würde er deren Leben aufs Spiel setzen. In jeder freien Minute ging er zu ihr, um nach ihr zu sehen. Gegen Abend war er wieder an ihrer Seite. Ihm war klar, dass das Personal auf der Station 2A schon darüber spekulierte, wieso er sich derart um Elena bemühte, aber daran konnte er nichts ändern. Elenas Genesung war alles, was im Moment für ihn zählte.
    Irgendwann am späten Abend nickte Lyle auf dem Stuhl neben Elenas Bett ein. Er wachte auf, als er hörte, dass sie seinen Namen rief. Es musste ein Fiebertraum gewesen sein, aber Lyle war sofort hellwach.
    »Ich bin ja bei dir, Liebes«, sagte er zärtlich.
    »Ich dachte schon, ich hätte geträumt, als ich dich hier sitzen sah«, flüsterte sie.
    Lyle richtete sich auf. Er war ganz steif vom langen Sitzen, und ihm taten alle Knochen weh. »Du hast nicht geträumt«, sagte er. »Ich bleibe hier bei dir, bis du wieder ganz

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