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Der Glanz des Südsterns: Roman (German Edition)

Der Glanz des Südsterns: Roman (German Edition)

Titel: Der Glanz des Südsterns: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran
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mir nach Schottland kommen. Wir wollten heiraten. Das ist das, was ich wollte, Dad. Das ist das, was wir beide wollten.«
    »Und jetzt wirst du Vater.«
    Lyle nickte. »Ich fasse es einfach nicht, dass das passiert ist, Dad. Ich fasse es nicht.«
    »Manchmal übernimmt das Schicksal die Führung und mischt sich in unsere Pläne ein, Junge.«
    »Das Schicksal hat einen Eimer Eiswasser auf meine Pläne geschüttet. Wie kann ich mich noch von Millie trennen?«
    »Darauf gibt es eine ganz einfache Antwort. Du kannst dich überhaupt nicht von ihr trennen.« Lyle schaute seinen Vater an. »Du hast nun an ein Kind zu denken, Lyle, an einen kleinen Jungen oder ein kleines Mädchen, ein Kind, das abhängig von dir sein wird. Du kannst Millie nicht verlassen.«
    »O mein Gott«, stöhnte Lyle und vergrub den Kopf in seinen Händen.
    Am folgenden Tag ging Lyle erneut zu Millie. Er hatte eine schlaflose Nacht hinter sich und fühlte sich elend, aber er gab sich alle Mühe, tapfer dreinzuschauen und sich einzureden, dass Millies Schwangerschaft eine gute Neuigkeit war.
    »Tut mir leid, Millie, dass ich gestern Abend einfach so weggelaufen bin«, sagte er. »Mir ging es nicht so gut.«
    »Du warst tatsächlich nicht ganz du selbst, Lyle«, erwiderte Millie. »Ich wusste gar nicht, was ich davon halten sollte. Ich mochte nicht glauben, dass du dich wegen des Babys so aufgeregt hast.«
    Sie fügte nicht hinzu, dass sie fast die ganze Nacht wach gelegen und geweint hatte, aber Lyle sah, dass ihre Augen verquollen waren, er wusste es also auch so. Und deshalb fühlte er sich noch schlechter.
    »Das ist ein Segen, Millie. Ich weiß das ja«, sagte Lyle.
    Tief in seinem Herzen wusste er tatsächlich, dass ein Baby ein Segen war. Wie hätte er das auch nicht wissen sollen, wo er doch Arzt war? Es war nur nicht das, was er mit Millie wollte.
    Lyle sprach eine Stunde lang mit Millie und Bonnie über die anstehende Hochzeit. Er war noch ganz benommen, als er zum Bahnhof ging und in den Zug nach Blackpool stieg, während Millie und Bonnie sich auf den Weg machten, um Jock aus dem Krankenhaus abzuholen.
    Vor seiner Abreise versprach Lyle Millie, dass er so bald wie möglich zurückkommen werde, spätestens in vierzehn Tagen, sagte er. Bonnie wollte nicht, dass er sich allzu viel Zeit ließ, denn niemand sollte Millies Zustand im Hochzeitskleid erahnen.

5

    Auf der Zugfahrt zurück nach Blackpool starrte Lyle auf die Landschaft, die am Fenster vorbeizog, doch er nahm nichts von den Schönheiten der Natur wahr – nicht die grünen Wiesen, auf denen hier und da wie hingetupft Hereford-Rinder oder schneeweiße Lincoln-Schafe standen. Nicht die Scheunen, die Cottages, auch nicht die ländlichen kleinen Kirchen oder die baumbestandenen Landstraßen. Nichts! Alles, was er fühlte, war sein Herzschmerz. Ihn plagten Schuldgefühle, weil er sich nicht über das Baby freute, das Millie und er erwarteten, wo er doch Elena so sehr liebte und nur mit ihr zusammen sein wollte. So viele Male hatte er sich diese Fahrt zurück nach Blackpool vorgestellt, aber nicht einmal in seinen kühnsten Träumen hatte er sich ausgemalt, dass er zurückkehren würde, um Elena das Herz zu brechen. Schlimmer noch, er wusste jetzt, dass Millie bereits schwanger gewesen war, als er Elena kennengelernt hatte, sie hatten also von Anfang an keine Chance gehabt. Lyle glaubte, dieses Schicksal zu verdienen.
    Der junge Arzt ging vom Bahnhof direkt zur Ashbourne Street, um sein Zimmer bei Shirley Blinky zu kündigen, aber als er ankam, war seine Vermieterin nicht im Haus. Also begab er sich ins Krankenhaus, und sah nach den Patienten, um die er sich Sorgen machte. Mit Norman Masons Bein war es im Laufe der letzten Woche besser geworden, er war also einer der Glücklichen. Bei verwundeten Soldaten waren die seelischen Verletzungen oft schlimmer als die physischen, und Lyle nahm an, dass dies auch bei Norman der Fall war. Er war überzeugt davon, es hätte eine heilsame Wirkung, wenn er in der Nähe seiner jungen Familie wäre, aber da so viele Soldaten auf die eine oder andere Weise versorgt werden mussten, war es fast unmöglich, Norman in einem Genesungsheim in Derbyshire unterzubringen. Trotz diverser Rückschläge gab Lyle den Versuch aber nicht auf.
    Bei seiner Rückkehr ins Krankenhaus musste Lyle feststellen, dass Normans Bett von einem anderen Soldaten belegt war, und das erschütterte ihn zutiefst. Er war daran gewöhnt, Patienten zu verlieren; das war immer wieder einmal

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