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Der Glanz des Südsterns: Roman (German Edition)

Der Glanz des Südsterns: Roman (German Edition)

Titel: Der Glanz des Südsterns: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Haran
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Mensch, mit dem er hier gerechnet hatte. »Was machst du denn …«
    Er schaute panisch in den Krankensaal, um zu sehen, ob Elena sie beobachtete, aber Millie ließ ihn nicht zur Besinnung kommen. Sie nahm die Arme von Lyles Hals, hielt aber seine Hände fest.
    »Ich habe zu Hause gewartet und gehofft, dass du endlich kommst«, sagte sie fröhlich. »Du hast auf meinen letzten Brief nicht geantwortet, also habe ich mir Sorgen gemacht.«
    Lyle konnte keinen klaren Gedanken fassen. Wieder schaute er in den Krankensaal, und jetzt sah er Elenas verwirrten Gesichtsausdruck. Sie musste mit angehört haben, was Millie gesagt hatte, und ganz bestimmt hatte sie gesehen, mit wie viel Zärtlichkeit Millie ihn begrüßt hatte. Er zog Millie von der Tür weg, bis sie außer Sichtweite waren.
    »Was machst du hier, Millie?«, fragte er in scharfem Tonfall.
    Millies Lächeln verblasste. »Freust du dich denn nicht, mich zu sehen, Lyle?«, fragte sie gekränkt.
    »Doch, doch, natürlich. Ich bin bloß … überrascht«, sagte Lyle. »Ich hatte nicht mit dir gerechnet.«
    »Als ich nichts von dir hörte, dachte ich, es könnte etwas passiert sein.«
    »Solltest du denn in deinem Zustand auf Reisen gehen?«, fragte Lyle.
    Er merkte, dass er zwar mit Millie sprach, aber seine Gedanken waren bei Elena. Was mochte sie jetzt denken?
    »Wieso sollte ich denn nicht reisen können, Lyle? Ich bin nicht krank, ich bin nur in anderen Umständen.«
    »Stimmt«, erwiderte Lyle zerstreut. »Aber das hier ist die Station für die Grippepatienten, und du trägst keinen Mundschutz. Du solltest nicht hier sein«, sagte er, nahm ihren Arm und führte sie den Korridor hinunter.
    »Ich wusste gar nicht, dass du mit Grippepatienten arbeitest, Lyle«, sagte Millie, die Mühe hatte, mit ihm Schritt zu halten.
    »Ich arbeite nicht … ich bin bloß … ich habe mich mit einem Kollegen beraten.«
    »Oh«, erwiderte Millie. Lyle hatte einmal von der Station 8C erzählt, also war sie auf der Suche nach ihm dort hingegangen. Alain McKenzie hatte ihr schließlich erzählt, wo sie Lyle finden könne, aber das sagte sie nicht. »Wieso hast du meinen letzten Brief nicht beantwortet, Lyle?« Sie standen am Ende des Korridors, wo es etwas ruhiger war.
    »Ich war … erschöpft und … sehr beschäftigt. Die Zeit rast hier nur so dahin«, antwortete er. Er wusste, dass es Millie nicht gefiel, dass er sie so vernachlässigt hatte, aber sie sagte nichts dazu. »Spätestens in einer Woche bin ich zu Hause … versprochen«, fuhr Lyle fort.
    »Können wir wenigstens zusammen zu Mittag essen, bevor ich wieder fahre?«, bat Millie. Ihr war aufgefallen, wie furchtbar Lyle aussah und dass er abgenommen hatte. »Wir haben noch so viel wegen der Hochzeit zu besprechen, und ich habe die lange Fahrt gemacht, nur um dich zu sehen.«
    Lyle wünschte sich verzweifelt, er hätte Nein sagen können, denn er musste Elena doch erklären, weshalb er mit ihr nicht ehrlich gewesen war, aber das ging jetzt natürlich nicht.
    »Ja, gut, aber ich muss noch nach einigen Patienten sehen«, sagte er angespannt. »Ich weiß nicht, wie lange das dauern wird. Kannst du bitte auf mich in meiner Unterkunft warten?«
    Millie stimmte zu und verließ das Krankenhaus.
    Lyle ging zur Station zurück. Schon von der Tür des Krankensaals aus sah er, dass Elena erregt war. Er wusste, es würde nicht zu ihrer Genesung beitragen, wenn sie sich ängstigte oder wütend wurde, und deshalb fühlte er sich nur umso schuldiger. Er ging zu ihrem Bett und zog den Vorhang ganz um sie herum zu, damit sie etwas Abgeschiedenheit hatten. Lyle setzte sich und nahm Elenas Hand, aber den Kopf hielt er gesenkt.
    »Ich muss dir etwas erklären«, flüsterte er.
    »Ja, in der Tat«, sagte Elena, die nur mühsam dem Drang widerstand, ihm ihre Hand zu entziehen. »Wer war diese Frau?«
    Lyle hob den Kopf und sah der Frau, die er so sehr liebte, in ihre dunklen Augen. Sie waren voller Schmerz. »Ich hätte dir von Millie erzählen sollen, als wir zwei uns kennenlernten, Elena«, sagte er. Elena antwortete nicht, aber sie mochte kaum glauben, was sie da hörte. In Lyles Vergangenheit gab es eine andere Frau, und er hatte ihr nichts davon erzählt. »Ich kenne Millie seit Jahren«, fügte Lyle hinzu.
    »Du kennst sie? Und was genau, bitte schön, soll das heißen?«
    Lyle überlegte, wie er den Schock mildern könnte. Aber das war nicht möglich. Er schaute wieder weg. »Wir sind miteinander gegangen«, sagte er ganz leise.

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