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Der Glanzrappe

Der Glanzrappe

Titel: Der Glanzrappe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
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umfassend, und er spürte sie deutlich. Er fühlte, wie s ie sich in ihm vollzog, während die Worte gesprochen wurden. Dann war es vorbei, und er war kein Junge mehr, denn sein Vater war tot.
    Als er in dieser Nacht dem Vater eine Locke abschnitt, fühlte er sich merkwürdig ruhig dabei, denn er hatte den Schrecken erlebt, der einen Menschen ganz still zurück l äßt. Wann genau es begonnen hatte, wußte er nicht. War es vor einer Woche oder vor einem Monat gewesen? Er wußte auch nicht, wie lange ihn diese dunkle Trauer verfolgen würde. Er fragte sich, wer eine Welt erklären konnte, in der die Worte der Menschen, ihre Beziehungen und Gedanken so wenig auszurichten vermochten. Er spürte eine unaufhaltsame Flut in sich aufsteigen. Seine Augen hatten schon so viel Tod so nah gesehen. Er hatte das Gefühl, nur ein hohler, hungriger Junge gewesen zu sein, festgehalten auf dem Berg, wo er wartete und wartete, bis der Ruf kam, bis er selbst an der Reihe war, einer dieser Menschen zu werden, die nichts auszurichten vermochten. Doch er hatte sich im Schutz des Berges nie hohl oder hungrig gefühlt. Er wußte nicht, warum, aber er hatte keine Angst mehr vor dem Tod. Er wußte, daß er sich jetzt nicht mehr wie die Hälfte von etwas Ganzem fühlte, sondern als etwas Ganzes und Vollkommenes, das gerade entstand.
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
    15 ER STAND AM GRAB
    s eines Vaters und beobachtete, wie der Mond im Wald verschwand. Er hatte ihn in eine Gummiplane gewickelt, die Enden zusammengefaltet und mit einem Bindfaden verschnürt. Dann grub er ein tiefes Loch, trug den Vater dorthin und ließ ihn sachte hineingleiten. Die Säcke mit Gold und Silber und die Briefe der Toten legte er dazu. Er schaufelte alles mit Erde zu, legte die Grasnarbe wieder darauf und deckte die Stelle mit Ästen und Zweigen ab, damit ihn niemand fand, bis er irgendwann zurückkommen und ihn nach Hause bringen würde.
    Nachdem er die Arbeit getan hatte, sattelte er den Glanzrappen, legte ihm das Zaumzeug an und packte seine Sachen zusammen. Ihm blieben nur noch ein paar Stunden, bis das Rot des Sonnenaufgangs den Horizont verfärbte. Dann würde die Luft drückend werden, und der dichte Nebel würde sich erst am späten Vormittag auflösen. Wenn man davon ausging, daß dieser Tag genauso werden würde wie der Tag davor, und seiner Erfahrung nach stimmte das beim Wetter meistens.
    Sie waren die einzigen Lebewesen, die im offenen Gelände unterwegs waren, und die Größe, die Stärke und die Gelassenheit des Glanzrappen übertrugen sich auf ihn. Er ging an der nicht enden wollenden Reihe von Erdhügeln vorbei, die die Toten verschüttet und verschluckt hatten.
    Er dachte daran, wo die Toten gelegen hatten, die Verstümmelten, die Kopflosen, die Untergegangenen, die Gebrochenen, die Männer, die einander fest umklammert hielten. Es machte ihm nichts aus, daß der Krieg so schrecklich war. Er hatte keine Wahl gehabt, und doch hatte er sich entschieden. In der einen Hand hielt er die Zügel und in der anderen Hand den geladenen und entsicherten Revolver. Das war seine Hand. Sein Arm. Wenn er an diesem Morgen jemandem begegnete, wußte er, was er tun würde.
    Sie war im Kuhstall, hatte sie gesagt. Dort gab es kein Vieh mehr, aber Hafer und Stroh, und auf dem Boden verstreut lagen alle möglichen Gerätschaften. Die Holzwände waren von Einschüssen durchsiebt, doch zuerst sah er die Löcher gar nicht, denn im Dunkeln wirkten sie wie schwarze Astlöcher in den rauhen Kieferbrettern. Vorsichtig bahnte er sich einen Weg durch das Gerumpel, die Werkzeuge und Milchkannen, die Hocker, Eimer, Geschirre und Fässer, schlich an einem zerbrochenen Mistkarren vorbei und an der heißen Glut eines kleinen, erlöschenden Lagerfeuers.
    Er fand den Mann. Er lag in einer der Viehbuchten, schlief tief und fest. Sein Körper war grau und zusammengefallen, aus dem offenen Mund entwichen Atemstöße, und beim Einsaugen der Luft ertönte ein schnarrendes Geräusch. Der breite Brustkorb hob und senkte sich, und mit ihm die Decke, unter der er lag, und auch die vereinzelten Strohhalme auf der Decke.
    Robey nahm etwas Heu, einen Armvoll Futter für den Glanzrappen, und auch eine Schaufel Hafer. Das Pferd war unruhig geworden, bereit zur Flucht. Schon zu lange hatte es Rücksicht auf ihn genommen. Robey versprach, daß es n icht mehr lange dauern würde. Er ging zurück zum Stall und lief an der zersplitterten Wand

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