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Der Glanzrappe

Der Glanzrappe

Titel: Der Glanzrappe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
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sie können nicht rüber«, meinte der andere. Er zog genüßlich an der Zigarre, drehte sie zwischen den Fingerspitzen, tauchte das Mundstück in die Schnapsflasche und nahm einen Zug.
    »Und wenn das das Ende ist?«
    »Deshalb gehen wir ja auch nicht nach Philadelphia.«
    »Ich denke, wir sollten die Pferde satteln«, sagte der eine, »und noch heute nacht verschwinden.«
    »Ich denke, ich sattle die Pferde und dann geht ’ s nach Süden«, meinte der andere. »Wir sind noch lange nicht fertig. Am Fluß wird es noch eine Schlacht geben, und wenn alles vorbei ist, werden wir da sein.«
    Dann stand er auf und klopfte sich den Hosenboden ab. Er verließ das Kellerloch, ging den kurzen, mit Geröll übersäten Weg entlang und verschwand in dem Dickicht, wo die Pferde in ihren Fußfesseln standen.
    Robey beobachtete den, der noch immer im Kellerloch saß und sich mit einem Taschenmesser die Nägel schnitt. Dann zog er den Revolver heraus und spannte den Hahn. Um das Klicken zu dämpfen, krümmte er sich darüber. Er hielt den Lauf gerade nach oben und war überrascht vom Gewicht der Waffe.
    Er kroch hinüber, bis er den anderen sehen konnte, der gerade die Pferde sattelte und ihnen die Trense ins Maul schob. Plötzlich riß eines der Tiere den Kopf hoch. Der Mann tat fluchend einen Schritt zurück, und als sich das Pferd wieder beruhigt hatte, boxte er ihm in die Flanke, so daß es fast in die Knie ging und nervös zitternd auf der Stelle hin und her trat.
    Dann kam der Mann zur Hütte zurück. Er spuckte auf den Boden und stieg mit eingezogenem Kopf hinab in den Keller. Als sein Körper die Türöffnung ausfüllte und das Licht verdeckte, trat Robey neben ihn. Er legte den Revolver auf den abgewinkelten Unterarm, setzte den achteckigen Lauf an das Ohr des Mannes und drückte ab. Die Bleikugel bohrte sich hinter seinen Augen quer d urchs Gehirn und trat am anderen Ohr wieder aus dem Schädel aus. Der Mann brach zusammen, stürzte beim Knall des Revolvers nach vorn und fiel dem anderen, der noch immer auf der Erde saß, vor die Füße.
    Als Robey einen Schritt von der Kelleröffnung zurücktrat und den Hahn erneut spannte, erlosch unten das flackernde Licht. Dann war es ganz still, und er konnte das Zischen der Glut hören und seinen eigenen Atem. Er und der, der noch lebte, wußten beide, daß es nur einen Weg aus diesem Kellerloch gab, den durch die Öffnung, die Robey jetzt versperrte.
    Er wartete, drückte sich eng an die Mauer. Wenn jemand den Schuß gehört hatte und nachschauen wollte, was los war, würde ihm Zeit genug bleiben, im Dunkel zu verschwinden, aber das war nicht sehr wahrscheinlich. Hier waren Schüsse in der Nacht nichts Ungewöhnliches. Jede Nacht ertönte der einsame Todesschrei eines Irren, dessen Echo über das Schlachtfeld hallte, gefolgt von einem absichtlich oder zufällig ausgelösten Schuß, gegen sich selbst oder einen anderen gerichtet, und dann war es wieder still. Dann noch ein Schuß, ohne Vorwarnung oder Nachhall. Das waffenstarrende Schlachtfeld war noch immer gefährlich. Der Krieg, der noch nicht genug hatte, lag immer noch auf der Lauer.
    »Wer bist du?« ertönte die Stimme des Fledderers aus dem schwarzen Kellerloch. Aus dem hastig gelöschten Feuer stieg scharfer Rauch auf und mischte sich mit dem verbrannten Schießpulver.
    »Keiner, den du kennst«, antwortete er.
    Wieder Stille. Der Geruch von angesengtem Haar stieg ihm in die Nase. Bald würde er wissen, ob jemand vorbeigeritten kam, um dem Schuß nachzugehen, aber er bezweifelte es.
    »Was willst du«, fragte der Fledderer.
    »Weiß nicht. Hab grad jemand umgebracht.«
    »Stimmt.«
    »Ich wollt ihn auch umbringen«, ergänzte Robey . Er spürte kein Pochen, weder in der Brust noch im Kopf noch in den Beinen. Seine Arme waren nicht schwach geworden, sondern fühlten sich eher noch stärker an, und seine Entschlossenheit wuchs.
    »Ist dir gelungen«, sagte der Fledderer.
    »Er ist tot, oder?«
    »Mausetot.«
    »Es war gar nicht schwer.«
    »Hm. Ich muß sagen, du hast richtig Talent.«
    Er suchte den schwarzen Horizont nach Lichtern ab, die sich bewegten. Er horchte nach Hufgetrappel. Aber er hörte nichts. Da unten war es ganz ruhig.
    »Wie heißt du?«
    »Geht dich nichts an.«
    »Sag deinen Namen, Freund. Jeder hat einen Namen.«
    »Ich will nicht, daß du meinen Namen in den Mund nimmst.«
    »Bist ganz schön bissig.«
    Wieder erdrückende Stille. Sie hing in der Luft, als wäre das Dunkel aus Glasfäden gewebt.
    »Ich

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