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Der Glasmaler und die Hure

Der Glasmaler und die Hure

Titel: Der Glasmaler und die Hure Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Wilcke
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wenn du in sie eindringst«, mahnte Conrad. »Du könntest sie verletzen.«
    Martin kniete sich zwischen Maijas Beine. Sie starrte ihn ängstlich und stumm an. Mit einem aufmunternden Lächeln versuchte er sie ein wenig zu beruhigen, was tatsächlich Wirkung zeigte, denn sie schloß die Augen und atmete ruhiger.
    Mühelos glitt seine Hand in ihr Geschlecht. Er schob sie vorsichtig durch den feuchten Gang, bis er auf etwas stieß, das sich wie ein wulstiger Mund anfühlte. Schweiß rann ihm in die Augen. Er kniff sie zu und tastete sich weiter voran.
    »Da ist es«, raunte Martin. »Ich fühle das Kind.«
    »Gut.« Conrad hockte sich neben ihn. »Was ist unter deinen Fingern? Der Kopf oder der Arsch?«
    »Ich bin mir nicht sicher.« Martin bewegte die Hand und ertastete Gliedmaßen, konnte aber beim besten Willen nicht bestimmen, ob es sich dabei um winzige Finger oder Zehen handeln mochte.
    Dann jedoch glaubte er ein Gesicht zu fühlen, eine winzige Nase, den Mund und ein Ohr. Direkt daneben lag ein Ärmchen.
    »Der Kopf befindet sich unten«, sagte Martin. »Aber die Schulter versperrt den Weg.«
    »Du mußt das Kind so wenden, daß der Kopf ganz vor die Öffnung rutscht.«
    Martin schob seine Hand unter den Körper und versuchte ihn zu bewegen. Die Finger fanden am glatten Fleisch jedoch keinen Halt, und das Kind blieb in der Schieflage. Er zog die Finger ein wenig zurück und drückte gleichzeitig mit der anderen Hand auf den Bauch der Frau. Diese kombinierte Wendung zeigte mehr Erfolg, denn nun rutschte der Kopf vor die Öffnung, doch sobald Martin den Druck verringerte, glitt das Kind in die ursprüngliche Lage zurück.
    Er wiederholte diese Prozedur mehrere Male; das Ergebnis blieb indes enttäuschend. Bei jedem neuen Versuch kreischte die Frau auf. Ihre Schmerzen mußten entsetzlich sein.
    »Ich schaffe es nicht«, krächzte Martin.
    Conrad verzog das Gesicht und stieß seine Ledertasche um. Einige langstielige Haken fielen heraus. »Man hat unshergebracht, um das Kind aus dem Leib zu holen. Willst du diese Instrumente hier benutzen müssen?«
    »Mit diesen ungeschlachten Instrumenten würden wir das Kind in Stücke reißen.«
    »Wenn das der einzige Weg ist …«, sagte Conrad.
    Martin schüttelte den Kopf. »Es muß einen anderen geben.«
    Conrad überlegte kurz, dann meinte er: »Versuch, das Kind auf die Fußlage zu wenden. Vielleicht kannst du es mit den Beinen voran auf die Welt holen.«
    Der Vorschlag klang vernünftig. Martin rieb seine Hände noch einmal mit dem Fett ein und schob die Finger ein weiteres Mal in den Geburtskanal. Mit der anderen Hand drückte er wieder von außen auf den Bauch, und tatsächlich gelang es ihm nach einer Weile, das Kind so zu wenden, daß sich nun die Füße vor der Öffnung befanden. Er wartete ab, bis eine Wehe Maijas Körper durchlief und sie das Kind herauszupressen versuchte. Martin konnte einen Fuß vor der Scheidenöffnung erkennen. Er schob seine Hand unter das Beinchen und zog das Kind vorsichtig weiter heraus. Bald spürte er einen Widerstand, als der Rumpf des Kindes feststeckte. Er zerrte etwas stärker an dem zerbrechlichen Körper, doch dann hielt er inne, als er bemerkte, daß an seiner Hand Blut klebte.
    »Der Damm ist eingerissen«, sagte Conrad. Er deutete auf die Unterseite der Vagina, von der aus sich ein Riß fast bis zum After zog. Blut sickerte hervor, und Conrad schaute besorgt aus. »Zieh das Kind behutsam heraus. Wenn der Ringmuskel des Afters reißt, würde das der Frau großen Schaden zufügen und sie vielleicht sogar das Leben kosten.«
    »Zum Teufel, ich bin behutsam«, ereiferte sich Martin. Nahm Conrad etwa an, er wolle das Kind zu einem Krüppel machen?
    »Untersteh dich, an diesem Ort zu fluchen, du Tölpel«,schalt ihn Conrad. »Du lockst damit die bösen Geister an.«
    »Ich dachte, du glaubst nicht an einen solchen Mummenschanz.«
    »Bei allen Heiligen! Willst du mit mir diskutieren, bis diese Frau den letzten Atemzug getan hat?«
    Martin brummte nur mißmutig und machte sich mit der nächsten Wehe daran, daß Kind weiter aus dem Bauch zu ziehen. Aus den Augenwinkeln schaute er noch einmal auf die schrecklichen Haken, und die Befürchtung, das Kind damit aus dem Bauch zerren zu müssen, verlieh ihm neue Kraft. Er faßte die Beine und zog so kräftig an ihnen, daß der Rumpf und der Kopf endlich aus dem Leib rutschten. Plötzlich hielt er einen rosigen Jungen in den Armen, der bereits gierig nach Luft schnappte und einen kräftigen

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