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Der Glasmaler und die Hure

Der Glasmaler und die Hure

Titel: Der Glasmaler und die Hure Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Wilcke
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kundigen Chirurgen«, meinte Poutiainen.
    Conrads Blick verharrte einen Moment auf der Schwangeren, die mit schmerzverzerrtem Gesicht ihre Hände in die Strohmatte krallte.
    »Koskee niin kovasti«,
stieß sie kraftlos hervor.
    Jöran Poutiainen faßte ihre Hand.
»Rauhoitu. Olen tässä.«
    Eine weitere Wehe schüttelte ihren zarten Körper, und sie schrie verzweifelt auf.
    »Gibt es hier Fett und Nesselsaft?« fragte Conrad den Finnen.
    »Die Hebamme hat einen kleinen Tiegel mit Fett bereitgestellt. Aber Nesselsaft …« Er schüttelte den Kopf. »Da mit kann ich Euch nicht dienen.«
    »Sie wird ihn brauchen, um nach der Geburt wieder zu Kräften zu kommen.« Er rieb sein Kinn. »Nun ja, ich hoffe, daß Klara welchen mit sich führt.«
    Jöran Poutiainen herzte und küßte seine Frau und versuchte sie zu beruhigen, doch die Schwangere verzog nur gequält das Gesicht und drückte ihn von sich.
    »Herr Rittmeister«, rief Conrad, dem die übertriebene Fürsorge des Rittmeisters nicht zu behagen schien. »Ihr müßt mir einen Dienst erweisen.«
    »Was soll ich tun?« fragte der Finne.
    Conrad wies auf den Topf mit der Stiergalle, den die Hebamme zurückgelassen hatte. »Eure Hebamme hat es gut gemeint, denn sie hat gewiß nicht gewußt, daß sie eine verzauberte Salbe mit sich führte. Von diesem Tiegel gehen teuflische Kräfte aus, und darum muß er schleunigst entfernt werden.«
    »Wohin soll ich ihn bringen?«
    »Ihr müßt ihn unter einem Eichenbaum vergraben, der sich mindestens zweihundert Schritte entfernt von diesem Ort befindet. Nur so können die bösen Kräfte gebannt werden.«
    »Ich werde einen Pagen beauftragen.«
    »Nein«, widersprach Conrad. »Das Teufelswerk verliert nur dann an Wirkung, wenn der Vater des Kindes die Substanz fortschafft.«
    »Seid Ihr Euch dessen gewiß?«
    »Ganz gewiß.«
    Poutiainen schien ganz und gar nicht davon angetan zu sein, seine Frau zu verlassen, aber er fügte sich Conrads eindringlicher Weisung, griff nach dem Tiegel, den er mit weit ausgestreckten Armen vor sich hertrug, und machte sich auf den Weg.
    Martin runzelte die Stirn über diesen Mummenschanz. »Eine verzauberte Salbe?«
    »So hat diese arme Frau ein wenig Ruhe vor ihm«, erwiderte Conrad augenzwinkernd. »Es wird eine Weile dauern, bis er in der Dunkelheit die passende Eiche gefunden hat.«
    Conrad hockte sich zu der Schwangeren. Er wollte ihr das Hemd hochschieben, doch die Gicht hinderte ihn daran. Martin half ihm und entblößte ihre Scham und den Bauch.
    »Ich vermute eine Schieflage des Kindes«, sagte Conrad. »Das Fruchtwasser ist bereits abgegangen, da hat es kaum noch Sinn, eine Wendung von außen zu versuchen.« Er deutete zum Tiegel. »Reich mir das Fett.«
    Martin griff nach dem Topf und nahm den Deckel ab, unter dem das Fett schimmerte.
    »Nun reib mir die Hände mit dem Fett ein.«
    Martin rührte sich nicht.
    »Na was? Worauf wartest du?« drängte der Feldscher. »Ich muß die Lage des Kindes ertasten.«
    Martin betrachtete die traurige Gestalt des sturzbetrunkenen Feldschers, der allen Ernstes beabsichtigte, seine gichtverkrümmten Finger in den Unterleib dieser bemitleidenswerten Frau einzuführen.
    In diesem Moment kam ihm Sophia in den Sinn. Er fragte sich, ob man ihr die Schwangerschaft inzwischen angesehen hätte. Eine kleine Wölbung vielleicht, die jedem deutlich gemacht hätte, daß sie ein Kind unter ihrem Herzen trug. Sein Kind.
    Und ganz sicher hätte er sie keinem Arzt aussetzen wollen, der sich in Conrads Zustand befand. Sophia nicht – und auch keine andere Frau.
    Eine ungeahnte Entschlossenheit erfaßte ihn. Er steckte zwei Finger in das Fett und verschmierte es auf seine eigene Hand.
    »Was machst du da?« fragte Conrad ungehalten.
    »Du wirst mich leiten«, sagte Martin. »Deine eigenen Hände könntest du ihr ja nicht mal zum Trost reichen. Also werde ich sie für dich untersuchen. Du mußt mir nur sagen, worauf ich achten soll.«
    »Du willst es tun?«
    Martin lächelte nervös. »Denk daran, ich habe die feinfühligen Finger eines Glasmalers.«
    Conrad wog Martins Vorhaben einen Moment lang ab, dann nickte er und dirigierte Martin ungelenk zwischen die Beine der Frau.
    »Reib dir die Hände gründlich mit dem Fett ein und taste nach dem Kind. Wir müssen wissen, wie es im Mutterleib liegt.«
    Das Wimmern der Finnin steigerte sich zu einem kurzen, aber spitzen Schrei, der Martin durch Mark und Bein fuhr. Schweigend strich er das Fett über die Hände.
    »Sei behutsam,

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