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Der Glaspavillon

Titel: Der Glaspavillon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicci French
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Familie hatte ein großes Fest für sie vorbereitet. Eine Menge Gäste waren gekommen, von denen viele über Nacht blieben, entweder im Stead selbst oder in der Nachbarschaft. Ich glaube, viele schliefen einfach in Schlafsäcken auf dem Fußboden.
    Ich erinnere mich hauptsächlich an die Vorbereitungen.
    Soweit ich weiß, hat Natalie auch mitgeholfen. Die Party fand an einem dieser wunderbar warmen Sommerabende nach einem richtig heißen Tag statt. Wir wollten grillen.
    Claud und Paul hatten alles dafür vorbereitet. Weshalb ist es immer Aufgabe der Männer, sich um das Fleisch zu kümmern? Ich glaube, Natalie hatte ein ärmelloses schwarzes Kleid an. In jenem Sommer trug sie immer Schwarz, genau wie Luke. Und ich machte es ihr nach.
    Luke war ihr Freund, das wissen Sie sicher. Beide machten jeden Modetrend mit; sie waren mager und wirkten immer etwas mürrisch. Neben ihnen fühlte ich mich ausgesprochen linkisch, obwohl ich doch diejenige war, die in London wohnte. Aber jetzt schweife ich ab.
    Was möchten Sie von mir wissen?«
    Helen Auster wirkte ein wenig ratlos und verlegen.
    Anscheinend wußte sie selbst nicht so recht, was sie von mir erfahren wollte.
    »Wie war Natalie an jenem Abend?«
    »Wie meinen Sie das?«
    »War sie deprimiert? Verärgert? Ausgelassen?«
    Ich spürte, wir mir das Blut in die Wangen stieg. Wenn ich an das Fest dachte, tauchte immer wieder Theo vor mir auf und nicht Natalie.
    »Ich habe sie an jenem Abend nicht viel gesehen.

    Wissen Sie, es war eine sehr große Party mit ungefähr hundert Gästen.«
    »Ich dachte, Sie waren ihre beste Freundin.«
    »Ja, schon, aber man erinnert sich doch meistens hinterher nicht mehr daran, was auf einer Party im einzelnen passiert ist, oder?«
    »Stimmt«, bestätigte Helen Auster. »Und am nächsten Tag?«
    »Da feierten wir sozusagen weiter. Viele Gäste waren ohnehin schon auf Stead oder schauten noch mal vorbei.
    Man ging spazieren und machte alles mögliche, und ab Mittag wurde Champagner getrunken.«
    »War die ganze Familie da?«
    »Bei der Party, ja. Claud, der die Organisation der ganzen Vorbereitungen übernommen hatte, ist am nächsten Morgen noch vor Sonnenaufgang mit seinem besten Freund Alec nach London gefahren, um von dort nach Bombay zu fliegen. Typisch für ihn! Er ist drei Monate lang durch Indien gereist mit ungefähr zwanzig Pfund in der Tasche. Wir hatten immer vorgehabt, zusammen hinzufahren. Das scheint jetzt eher unwahrscheinlich. Ich sollte vielleicht dazu sagen, daß wir in Scheidung leben.«
    »Das tut mir leid.«
    »Ist schon in Ordnung, ich wollte es selbst so. Im Laufe des Tages zerstreuten sich die Gäste. Wie soll man denn heute noch rekonstruieren können, wer sich an jenem Tag wo aufgehalten hat?«
    »Abgesehen von Natalie. Sie war kurz vor eins am Fluß.
    Gab es einen besonderen Grund dafür?«
    »Mir fällt keiner ein. Jedenfalls kein besonderer. Aber es scheint mir auch nicht so verwunderlich, daß sie sich gerade dort aufgehalten hat. Ich fürchte, ich bin keine große Hilfe.«
    »Macht nichts. Soweit ich weiß, hat man die Entdeckung der Leiche in gewissem Sinne Ihnen zu verdanken.
    Weshalb wollten Sie das Gästehaus gerade an dieser Stelle bauen?«
    Ich erklärte, daß ich den Pavillon ursprünglich weiter unten am Hang geplant hatte, aber meine Absicht änderte, als ich entdeckte, daß unter der Stelle ein kleiner Flußarm verlief. Die Dränage wäre sehr schwierig und kostspielig geworden. Ich erzählte von den Aushubarbeiten und wie wir auf Natalies Knochen gestoßen waren.
    »Wieso haben Sie gleich angenommen, daß es Natalies Knochen sind?« fragte sie.
    »Ich weiß nicht«, antwortete ich etwas verblüfft.
    »Wahrscheinlich nur deshalb, weil Natalie verschwunden war und ich immer geglaubt habe, daß sie tot ist, obwohl Martha das nie wahrhaben wollte. Und als man in der Nähe des Hauses Knochen fand, na ja …« Verwirrt brach ich ab und begann erneut.
    »Ich war immer überzeugt, daß wir eines Tages Natalies Leiche finden würden. Also habe ich irgendwie darauf gewartet. Vielleicht wie wir alle. Aber mir ist nie der Gedanke gekommen, daß sie … na ja, daß sie ermordet worden sein könnte. Ich dachte eher an einen Unfall oder so. Die Entdeckung der Knochen war schrecklich, nicht nur weil es Natalie war, sondern weil jemand sie dort vergraben haben muß. Ach ja, das wollte ich Sie eigentlich fragen: Finden Sie nicht auch, daß das ein sonderbarer Ort ist, um Natalie zu begraben … im Garten, genau dort,

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