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Der Glaspavillon

Titel: Der Glaspavillon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicci French
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Faden verloren, »…
    ob es ein glücklicher oder ein unglücklicher Geist ist.«
    »Keine Ahnung«, antwortete ich und suchte nach einem Fluchtweg.
    »Und welche Geheimnisse er lüften wird.«
    »Ja, aber jetzt essen wir erst mal«, sagte ich und fügte mit lauter Stimme hinzu: »Bitte zu Tisch!«

    Es war vorbei. Auf der zu Beginn so stilvoll gedeckten Tafel herrschte ein wüstes Durcheinander. Das Kerzen-licht machte die Gesichter weicher, die Stimmen wirkten gedämpft. Bei den jungen Leuten, die vor dem Feuer Karten spielten, kam keine Spur von Ausgelassenheit auf.
    Sogar Alan sprach leise, als er einen Vortrag über den Zustand des zeitgenössischen Romans hielt und dabei den Stiel seines Glases zwischen den Fingern drehte. Ich war erneut in Freds Fänge geraten, der mir doch tatsächlich vorschlug, Claud und ich sollten seine Frau Lynn mit der Abwicklung unserer Scheidung beauftragen. Bevor er mir jedoch die Vorzüge dieser Lösung genauer erklären konnte, wurde Lynn auf ihn aufmerksam und schickte ihn zu Bett.
    »Ich falle nur, wenn ich gestoßen werde«, erklärte er, als Lynn ihn unerbittlich nach oben geleitete.
    »Alles in Ordnung mit ihm?« fragte ich Lynn, als sie wieder nach unten kam.
    Lynn war eine gutaussehende, selbstsichere Frau, wie immer sehr elegant in ihrem dunklen Samtrock.
    »Er ist mit der Umstrukturierung des Trustfonds beschäftigt«, erklärte sie. »Ganz schön nervenaufreibend.«
    »Kündigungen?«
    »Stellenabbau«, sagte sie.
    Ich hoffte, sie würde mir mehr darüber erzählen, aber als sie anfing, mir ihr Mitgefühl wegen der bevorstehenden Scheidung kundzutun, verlor ich das Interesse. Ich suchte nach einem Vorwand, das Gespräch beenden zu können und trat zu Hana und Jerome, der immer noch schmollte.
    Aber auf meine Fragen erhielt ich nur einsilbige Antworten. Daraufhin ging ich zu Theo, der ins Feuer starrte und zusammenzuckte, als ich seine Schulter berührte. »Verzeihung«, bat ich ihn.
    Er drehte sich um, schien mich aber kaum wahrzunehmen.

    »Mir gehen die albernsten Dinge durch den Kopf«, erklärte er.
    »Als Natalie noch klein war, elf oder zwölf, übten wir im Sommer radschlagen. Ich schaffte es immer nur, wenn ich es ganz schnell machte. Natalie lachte mich dann aus und meinte, ich würde die Beine nicht weit genug in die Höhe strecken. Sie machte es mir vor, wobei ihr das Kleid oder der Rock manchmal bis über den Kopf rutschte. Wir Jungen lachten sie dann aus. Allerdings schaffte sie es langsam, wie es sich gehörte. Runter auf die Hände, dann ein Bein langsam in die Höhe, dann das andere, wie zwei Speichen eines Rads. Und wieder runter. Perfekt. Aber wir waren zu stolz, um ihr das zu sagen.«
    »Das hat sie bestimmt nicht gestört«, sagte ich. »Sie wußte immer, was sie konnte.«
    »Ich erinnere mich, wie sie drüben am Fenster im Sessel saß und las – dabei hatte sie immer diesen verärgerten Gesichtsausdruck, wenn sie sich konzentrierte. Komisch.«
    Ich nickte, brachte aber keinen Ton heraus. Ich war noch nicht soweit.
    »Kennst du das alte Klischee: Man kommt von der Schule und muß feststellen, daß sich die kleine Schwester zur Frau gemausert hat? So habe ich es ein bißchen empfunden, als sie zwischen vierzehn und sechzehn war.
    Ich kam in den Ferien nach Hause, und sie ging mit den Jungs aus, mit denen sie früher gespielt hatte. Dann tauchte Luke auf, erinnerst du dich?« Ich nickte.
    »Ich fühlte mich ganz komisch. Nicht besonders gut.
    Zum erstenmal in meinem Leben spürte ich, daß wir alle erwachsen wurden, auch Natalie, die irgendwann Kinder kriegen würde. Aber dazu ist es nie gekommen.«
    Er drehte sich zu mir. Seine Augen standen voller Tränen. Ich griff nach seiner Hand.

    »An diesen ernsten Blick erinnere ich mich gut«, sagte ich leise. »In diesem furchtbaren, völlig verregneten Sommer, als sie mir erklärte, sie würde jetzt jonglieren lernen, und dann tagaus, tagein mit den drei blöden Bohnensäckchen übte. Auf ihrem Gesicht erschien dieser grimmige Ausdruck, und man sah immer ihre Zungen-spitze in einem Mundwinkel. Jeden Tag trainierte sie, und irgendwann klappte es tatsächlich!« Wir saßen ganz nahe beieinander und tuschelten wie zwei Verliebte. »Ich sehe sie noch hier vor dem Feuer liegen. Die Flammen spiegelten sich in ihren Augen. Ich lag direkt neben ihr.
    Wenn uns jemand ansprach, kicherten wir nur. Lieber Himmel, bestimmt waren wir ziemlich nervig.«
    Endlich lächelte Theo.
    »Das kann man wohl sagen.«
    Der Bann war

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