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Der Glaspavillon

Titel: Der Glaspavillon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicci French
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Wahrscheinlich war er ein ganz netter Kerl. Inzwischen kam Paul die Treppe wieder herauf, nickte GUS zu, der auf dem Weg nach unten war, und fing an, endlos in einem Buch zu blättern.
    »Hier, ich hab’s!« rief er schließlich. ›» Verlor’nes Land der Zuversicht, Erinn’rung, strahlend klar. Der Weg des Glücks, wie es einst war – Doch Rückkehr gibt es nicht. ‹
    Das ist genau das, was ich empfinde.«
    »Aber du kannst doch zurückgehen. Du bist doch ohnehin fast jeden Sommer dort. Und wir sind gerade erst dagewesen.«
    »Schon, aber ich meine die Kindheit und all so was.
    Daran erinnert man sich doch, wenn man zurückkehrt.
    Und dann haben wir auch noch Natalie gefunden.«
    Er ergriff meine Hand. Ich schwieg. Paul nahm das Gespräch als erster wieder auf.
    »Ach, und noch etwas wollte ich sagen.«
    Plötzlich wirkte er unsicher, als wäre seine Unbeküm-mertheit nur vorgetäuscht. »Das Wochenende hat mich sehr berührt. Es war einer dieser Augenblicke, die das eigene Leben verändern. Vielleicht drehe ich einen Film über unsere Familie.«
    »Paul, meinst du das ernst?«
    »Ja. Die Idee kam mir, als Alan seine Rede hielt. Jetzt ist die richtige Zeit dafür. Ich glaube, ich muß mich dem allem stellen.«
    »Du vielleicht – aber müssen wir mitmachen?«
    »Nein, nicht nötig. Es wird auch so ein guter Film werden. Ich möchte wieder hinter der Kamera stehen und Dokumentarfilme drehen. Ich spüre, das ist das Richtige für mich.«
    »Hast du es satt, Geld zu verdienen?« neckte ich ihn.
    Aber Paul konnte noch nie über dieses Thema lachen.
    » Surplus Value läuft mittlerweile von selbst. Frag Crispin. Es ist eine todsichere Formel. Hin und wieder mal ein neuer Gag, das genügt. Ich brauche eine Heraus-forderung.«
    Er füllte sein Glas nach, obwohl er an diesem Abend schon viel zuviel getrunken hatte. Dann senkte er die Stimme, er flüsterte fast: »Ich bin auf die Idee gekommen, weil man Natalie gefunden hat. Sie hat mir so viel bedeutet, tut es noch heute. Für mich ist sie das Sinnbild der verlorenen Unschuld, all der Dinge, die einem durch die Finger gleiten, während man erwachsen wird.«
    »Ganz schön viel«, stellte ich müde fest.
    Das letzte, was ich jetzt wollte, war ein Streit darüber, wem Natalie am meisten bedeutet hatte. Aber Paul blickte nur ernst in sein Glas. Plötzlich saß Crispins Freundin Claire neben mir. Sie hatte eine dunkle Haarmähne, halb Louise Brooks, halb Beatle, und ein rundes Gesicht wie ein Teddybär, was durch die Oma-Brille noch betont wurde.
    »Wann ist es denn soweit?« fragte ich.
    »Himmel, sieht man es so sehr?«
    »Nein, ich habe mich bisher nur nicht getraut, etwas zu sagen. Eines meiner schlimmsten Erlebnisse war, als ich einer Frau zu ihrer Schwangerschaft gratuliert habe und sich dann herausstellte, daß sie nur fett war. Aber wenn eine Frau, die ein bißchen schwanger aussieht, weite Baumwollhemden trägt, den ganzen Abend nichts trinkt, nicht raucht und auch den Käse nicht anrührt, kann ich riskieren, ihr zu gratulieren.«
    »Verflixt noch mal, ich wußte gar nicht, daß ich den ganzen Abend Sherlock Holmes gegenübergesessen habe.
    Was wissen Sie sonst noch über mich?«
    »Nichts. Außer daß Sie gut aussehen.«
    »Da muß ich Ihnen leider einen Punkt abziehen. Ich muß mich jeden Tag übergeben. Ich dachte immer, das hört nach den ersten drei Monaten auf.«
    »Dafür gibt es keine Garantie«, grinste ich. »Einer Freundin von mir war noch schlecht, als sie in den Wehen lag.«
    »Toll«, sagte Claire. »Bei dieser Vorstellung wird mir ja erst richtig übel.« Sie rückte etwas näher. »Die Sache mit Ihrer Freundin tut mir sehr leid, und dann all das, was Sie sonst noch durchmachen müssen. Es muß schrecklich sein.«
    »Es geht schon. Aber trotzdem vielen Dank.«
    »Und es war wirklich sehr lustig, was Sie von dieser Psychologin erzählt haben – obwohl die ja grauenhaft gewesen sein muß.«
    »Ich kann es nicht beurteilen, aber sie ist im Augenblick jedenfalls nicht die passende Therapeutin für mich. Ich glaube, man muß psychisch in hervorragender Verfassung sein, um mit Dr. Prescott zurechtzukommen.«
    »Sie scheinen ziemlich viel auszuhalten, Jane. Sie brauchen nur jemanden, bei dem Sie sich aussprechen können. Hören Sie, Sie kennen mich kaum, und ich bitte Sie, meinen Vorschlag zu ignorieren, falls er Sie ärgert.
    Aber wir kennen einen wirklich wundervollen Therapeuten. Vielleicht wäre er der Richtige für Sie.«
    Offenbar sah man mir

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