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Der Glöckner von Nôtre Dame - Hugo, V: Glöckner von Nôtre Dame

Der Glöckner von Nôtre Dame - Hugo, V: Glöckner von Nôtre Dame

Titel: Der Glöckner von Nôtre Dame - Hugo, V: Glöckner von Nôtre Dame Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Victor Hugo , Pößneck GGP Media GmbH
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ehrwürdige Personen, in Hermelin, Samt und Scharlach gehüllt. Um die Galerie, die schweigend und ernst blieb, herrschte unten großer Lärm und großes Gedränge. Gewiß, das Schauspiel war merkwürdig und verdiente wohl die Aufmerksamkeit der Zuschauer. Was sollte aber dort unten, ganz am Ende, jene Bühne, mit vier buntscheckig gekleideten Personen oben und vier andern unten? Was bedeutete an der Seite der Bühne ein Mann mit blassem Gesicht und schwarzem Kleid? Ach, lieber Leser, es war Peter Gringoire und sein Prolog.
    Von dem Augenblick an, wo der Kardinal hereintrat, hatte Gringoire sich unaufhörlich um das Heil seines Prologs gequält; zuerst hatte er den plötzlich abbrechenden Schauspielern eingeschärft, fortzufahren und die Stimme zu erheben; als er aber sah, daß niemand hörte, bat er sie selbst zu schweigen; seit einer Viertelstunde, ungefähr während der Zeit, während der die Unterbrechung dauerte, hatte er unaufhörlich mit dem Fuße gestampft, Gisquette und Liénarde angeredet; seine Nachbarn zur Fortsetzung ermutigt; alles vergeblich; keiner ließ vom Kardinal, der Gesandtschaft und der Galerie ab, dem einzigen Zentrum des ungeheuren Zirkels aller Blicke. Man muß auch glauben, und wir sagen es mit Bedauern, daß der Prolog in dem Augenblick lästig zu werden anfing, als Seine Eminenz erschien und auf so furchtbare Weise Störung verursachte. Übrigens wurde auf der Marmortafel, wie auf der Galerie, dasselbe Schauspiel gegeben, ein Konflikt zwischen Bauernstand und Geistlichkeit, zwischen Adel und Kaufmannsstand. Und viele Leute zogen es vor, ihn lebend, atmend, handelnd, sich stoßend, als Fleisch und Knochen in der flamländischen Gesandtschaft, dem bischöflichen Hofe, unter dem Kleid des Kardinals und Coppenoles Wams zu schauen, als geschminkt, geputzt, in Versen redend und in gelbe und weiße Tuniken, worein ihn Gringoire gesteckt hatte, eingewickelt. Als aber unser Dichter sah, die Ruhe sei ein wenig hergestellt, verfiel er auf eine Kriegslist, die alles hätte retten können. Er wandte sich zu einem Nachbar, einer braven, breiten und geduldigen Gestalt, mit den Worten: „Herr, wenn man doch wieder anfinge!“ – „Was?“ fragte sein Nachbar. – „Nun, das Mysterium.“ – „Wie es Euch beliebt, Herr.“ –
    Dieser halbe Beifall genügte Gringoire. Er betrieb sein Geschäft selbst, mischte sich so gut wie möglich unter die Menge und fing an zu schreien: „He! Fangt wieder an! Fangt wieder das Mysterium an!“
    „Teufel!“ rief Johannes von Molendino, „was singen die dort hinten? (Gringoire machte Lärm für vier.) Sagt, Kameraden, ist das Mysterium nicht schon aus? Die wollen wieder anfangen! Das ist nicht recht!“
    „Nein, nein!“ riefen alle Studenten, „nieder mit dem Mysterium!“ Aber Gringoire vervielfältigte sich und schrie nur um so stärker: „Fangt wieder an!“
    Dies Geschrei zog die Aufmerksamkeit des Kardinals auf sich. „Herr Bailli des Palais“, sagte er zu einem großen schwarzen Mann, der nicht weit von ihm entfernt stand, „riechen die Teufel den Weihkessel? Sie machen einen Höllenlärm.“
    Der Bailli des Palais nahte sich Ihrer Eminenz und setzte ihr stotternd den Zwiespalt im Volk auseinander, nicht ohne ihr höchstes Mißvergnügen zu befürchten: wie Mittag vor Ihrer Eminenz da war, und wie die Schauspieler gezwungen wurden, anzufangen, ohne Ihre Eminenz erwarten zu können. Der Kardinal lachte laut. „Meiner Treu“, sagte er, „der Herr Rektor der Universität hätte wohlgetan, es ebenso zu machen. Was meint Ihr, Meister Wilhelm Rym?“
    „Durchlauchtiger Herr“, erwiderte Wilhelm Rym, „seien wir zufrieden, der einen Hälfte glücklich entgangen zu sein. So haben wir immer gewonnen.“ – „Dürfen die Schurken ihre Posse fortspielen?“ fragte der Bailli. – „Nur weiter, mir gilt es gleich; ich will unterdes in meinem Brevier lesen.“
    Der Bailli trat an den Rand der Galerie und rief, nachdem er durch eine Bewegung der Hand Stillschweigen geboten:
    „Bürger und Einwohner! Um diejenigen, die wollen, daß man wieder anfängt, und auch diejenigen, die wollen, daß man aufhört, zu befriedigen, befiehlt die Eminenz, daß man weiterspiele.“
    Beiden Parteien kostete es Überwindung, sich in dies Schicksal zu ergeben. Der Schriftsteller und das Publikum hegten darüber noch lange Groll gegen den Kardinal.
    Die Schauspieler begannen aufs neue, ihre Verse zu deklamieren, und Gringoire hoffte wenigstens, der noch übrige Teil seiner

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