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Der Glucksbringer

Der Glucksbringer

Titel: Der Glucksbringer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilding Lynne
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über einen Verkauf der Topasnadel diskutiert, aber letztlich hatte er seinen Willen durchgesetzt.
    Sie trat ans Fenster und betrachtete die ausgestellten Preziosen. Dort lag die Brosche, umgeben von schimmernden Südseeperlensträngen, Ringen mit südamerikanischen Smaragden, Schmuckstücken mit Opalen – dem seltenen Edelstein, der vornehmlich in Australien gefunden wurde – sowie Ringen, Anhängern und Armbändern mit funkelnden Brillanten aus Brüssel, dem europäischen Zentrum für die Diamantschneidekunst und Sitz zahlloser Diamantschleifereien. Heimlich spielte sie Liam tagtäglich einen Streich. Wenn er die Brosche morgens demonstrativ ganz vorn ins Fenster legte, dekorierte seine Mutter sie später so um, dass sie den Blicken kaufwilliger Passanten verborgen blieb. Der Topas befand sich seit zwei Wochen in der Auslage, und niemand hatte bislang Interesse gezeigt. Rosemary war deswegen nicht unglücklich. Sollte der Stein wirklich irgendwann den Besitzer wechseln, wäre ihr sehr daran gelegen gewesen, dass ihr der Käufer behagte. Ihrem Sohn schien das jedoch völlig egal zu sein.
    Liam war in seiner Werkstatt, wo er im Auftrag eines Kunden einen Anhänger aus Brillanten und Perlen gestaltete, als Rosemary ein etwa vierzigjähriger Mann auffiel, der interessiert durch die spiegelnde Scheibe spähte. Sein ernst dreinblickendes Gesicht stimmte sie neugierig, und sie beobachtete ihn heimlich, während er bedachtsam das ganze Fenster abschritt, jedes Stück andächtig betrachtete und wieder zurücklief. Das machte er zweimal, dann nickte er kaum merklich, als wäre er zu einem Entschluss gelangt. Er öffnete die Ladentür und trat ein.

    »Guten Morgen, Sir«, begrüßte Rosemary ihn freundlich. »Womit kann ich Ihnen dienen?«
    Bevor er antwortete, zog er höflich den Hut. »Aaahh, tut das gut, noch mal wieder irischen Dialekt zu hören. Meine Ohren mögen sich einfach nicht an den Akzent in den Kolonien gewöhnen.«
    Bei seinem Akzent tippte sie auf Südirland. »Und woher kommen Sie, Sir? Waterford oder Cork, vielleicht?«
    »Sie haben ein gutes Gehör, Madam. Ich habe in beiden Städten gewohnt«, erwiderte er mit einem knappen förmlichen Lächeln. Er schien sich wieder auf sein Anliegen zu besinnen und sagte: »Ich interessiere mich für die Topasbrosche in Ihrem Schaufenster. Darf ich mir die einmal genauer ansehen?«
    »Aber natürlich.« Rosemary schlug die Augen nieder und betrachtete den Kunden heimlich unter ihren gesenkten Wimpern hervor. Er trug einen Dreiteiler mit blütenweißem Hemd und steif gestärktem Kragen, an seiner Weste war eine teure goldene Taschenuhr mit ebensolcher Uhrkette befestigt. Er machte einen kultivierten, wohlhabenden Eindruck und konnte sich das Schmuckstück sicherlich leisten. Obwohl sie die wunderhübsche Brosche lieber einer attraktiven jungen Frau verkauft hätte.
    Sie holte den Topas, den sie auf ein blaues Samtkissen drapierte und auf die Glastheke legte. »Mein Sohn hat das Schmuckstück entworfen und gestaltet. Er ist ein begnadeter Künstler«, erzählte sie dem Mann stolz.
    »So ist es! Eine ausnehmend schöne Arbeit. Dann ist dies hier also das Geschäft Ihres Sohnes?«
    »Ja.« Rosemary bemühte ihre magischen Kräfte, dem Fremden negative Impulse zu suggerieren, damit er das
Interesse an der Brosche verlöre. Das war eine ihrer leichtesten Übungen. Allerdings hatte sie Liam in einem schwachen Moment hoch und heilig versprochen, dass sie solche Praktiken nie wieder anwenden würde, wenn sie dafür bei ihm in Sydney bleiben durfte.
    Der Mann rieb sich nachdenklich die Schläfen. »Sie ist ganz zauberhaft... aber ich weiß nicht so recht.«
    Froh ob seiner Unschlüssigkeit, strahlte Rosemary. »Ich zeige Ihnen auch gern etwas anderes. Für wen soll es denn sein, Sir? Für Ihre Frau, Ihren Schatz, oder?«
    »Also eigentlich suche ich ein Geburtstagsgeschenk für meine Schwägerin. Unsere Familie ist erst vor Kurzem in Sydney eingetroffen, vor ungefähr einem Monat«, vertraute er ihr ungewöhnlich mitteilsam an. »Ich fange in einer Anwaltskanzlei in der Phillip Street an.« Ihre fragende Miene bewog ihn zu weiteren Ausführungen. »Meine Frau liegt derzeit im Wochenbett, deshalb besorge ich das Geschenk.«
    »Aaah, Ihre Frau«, rutschte es ihr heraus. »Sie sind stolzer Vater eines... Jungen geworden, nicht wahr?«
    Der Mann blinzelte verblüfft. »Ja, das stimmt. Woher... woher wissen Sie das?«
    Rosemary strahlte. »Ich hab lediglich geraten und ins Schwarze

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