Der glueckliche Manager
eine Orientierung geben?
•Bin ich ein Vorbild?
•Macht es mir Spaß, mit Menschen zu arbeiten?
•Bin ich bei anderen Menschen beliebt (ohne mich anzubiedern)?
•Sind andere gerne mit mir zusammen? Suchen Sie meinen Rat?
•Verfüge ich über Führungsqualitäten?
Ich konnte meine emotionale Intelligenz einige Jahre lang ausgiebig an einem sehr eigenwilligen Chef erproben. Er stammt aus Südtirol und repräsentierte eine eigenartige Mischung: aus einem sehr teutonischen Verlangen nach Perfektion, und dem italienischen Ausleben der eigenen Emotionen. Von seinen Mitarbeitern forderte er eine (eigentlich nicht vertretbare) Perfektion und konfrontierte sie ungefiltert mit spontanen Unmutskundgebungen (manchmal auch mit ebenso überraschenden freudigen Gemütsausbrüchen). Mitarbeiter konnten von ihm durchaus als Trottel (oder Schlimmeres) beschimpft werden, es konnte ihnen aber auch passieren, dass sie umarmt wurden. Er war sprachgewandt, hatte aber keinerlei Gefühl für strategische Überlegungen. Meine Aufgabe als sein Stellvertreter war es, ihn zu unterstützen, zu bremsen, von Mitarbeitern fernzuhalten, ihm bei Konzeptionen zu helfen. Das war aber nur möglich, indem ich bereit war, mich sehr auf ihn einzulassen. Nach einigen Monaten konnte ich mich gut auf seine Launen einstellen und seine Vorstellungen für die Mitarbeiter so interpretieren, dass sie seine Wünsche sinnvoll und für die Abteilung effektiv umsetzen konnten. Ich bekam natürlich auch Ärger und Lob hautnah mit, wobei sich im Laufe der Zeit durchaus ein gegenseitiger Respekt entwickelte. Unabhängig davon war festzustellen, dass der Mann für diese Leitungsfunktion nicht die beste Besetzung war. Keine Personalabteilung hatte je darüber nachgedacht, inwieweit Anforderungen und Eignung übereinstimmten. Was man bei Mitarbeitern in mittlerer Position ganz selbstverständlich macht, unterlässt man bei Top-Führungskräften geflissentlich. Für mich war das aber eine gute (und leidvolle) Übung, mich auf einen Menschen einzustellen, seine Befindlichkeiten zu erahnen und so darauf zu reagieren, dass ich seine Ideen und Anweisungen sinnvoll verändern konnte, ohne dies als Kritik erscheinen zu lassen. Im Grunde war er einfach sehr unsicher. Die Zusammenarbeit funktionierte ab dem Moment, als er erkannt hatte, dass er sich auf meine Loyalität verlassen konnte und dass ich ihm eine Verbesserung seiner Arbeit garantierte. Sich komplett auf ihn einzustellen, bedeutete manchmal einen harten inneren Kampf. Und es war immer wieder zu überprüfen, inwieweit ich meine Werte erhalten konnte, ohne mich zu sehr seinen Stimmungsschwankungen und den damit verbundenen spontanen Entscheidungen zu beugen. In bestimmten Fällen musste ich jedoch auf konträren Positionen verharren. Diesem Chef verdanke ich eine harte und gute Trainingsphase meiner emotionalen Intelligenz.
Die Geschichte vom jungen Shaolin-Mönch
Eines Tages suchte ein Junge, der bei einem Unfall seinen linken Arm verloren hatte, einen alten Shaolin-Mönch auf. Trotz seiner Behinderung war es sein sehnlichster Wunsch, die Kampfkunst der Shaolin-Mönche zu erlernen. Jedem, dem er von seinem Wunsch erzählt hatte, hatte jedoch behauptet, dass das unmöglich sei. Er als Einarmiger hätte niemals eine Chance, diese Kunst zu erlernen. Der alte Mönch aber war anderer Meinung. Er nahm den Jungen als Schüler an.
Der Junge war gescheit und lernte schnell. Doch bald fragte er sich, warum ihm der Meister nur eine einzige Angriffstechnik beigebracht hatte, obwohl er nun schon längere Zeit bei ihm lernte.
»Meister«, fragte er ihn, »sollte ich nicht allmählich auch noch andere Techniken lernen? Bislang habt Ihr mir nur diese eine gezeigt.«
Der Meister sprach: »Das ist der einzige Angriff, den du können musst. Trainiere so lange weiter, bis du diese Technik perfekt beherrschst.« Der Junge wusste nicht, was der Meister mit seiner Antwort gemeint hatte, doch er vertraute seinem Urteil und trainierte fleißig weiter.
Ein Jahr später nahm der Junge das erste Mal an einem Wettkampf teil. Er gewann die ersten beiden Kämpfe ohne große Mühe und schaffte es schließlich sogar bis in die Endrunde. Und das, obwohl er immer noch nur mit diesem einzigen Angriff kämpfte, den er gelernt hatte. Nun stand der letzte Wettkampf bevor. Sein Finalgegner war deutlich größer als er, er war älter und viel erfahrener. Keiner im Publikum glaubte, dass der Junge eine Chance gegen ihn haben könnte, doch der
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