Der glueckliche Manager
Meister blieb gelassen und schickte seinen Schützling in den Kampf. Und siehe da: Auch in diesem vermeintlich aussichtslosen Kampf besiegte der Junge den in allem überlegen wirkenden Gegner.
Nach dem Kampf fragte er seinen Lehrmeister, wie er, der scheinbar Schwächere, alle anderen besiegen konnte und sogar diesen letzten Kampf gewinnen konnte, obwohl er nur eine einzige Technik beherrschte.
Der alte Mönch antwortete bedacht: »Du hast die Wettkämpfe gewonnen, weil du diese eine Technik wahrlich meisterhaft beherrschst. Außerdem besteht die einzige Verteidigungsmöglichkeit deines Gegners gegen diesen Angriff darin, deinen linken Arm zu fassen zu kriegen.«
Glücksverstärker: Dankbarkeit
Dankbarkeit macht glücklich. Gut, aber bei wem sollen wir uns bedanken? Mein Chef profitiert von meiner Arbeit. Meine Mitarbeiter sollten mir dankbar sein, denn von mir bekommen sie die Gehaltserhöhung. Der Arzt, der mich neulich behandelt hat, macht eigentlich nur seinen Job – und ich musste eine Stunde lang im Wartezimmer sitzen. Meine Frau macht sich mit meinem Geld ein schönes Leben. – Bitte, sagen Sie mir, bei wem ich mich bedanken soll?
Das mag vielleicht überzeichnet sein, aber wir sind keine Gesellschaft, die dankt. Wir sind eine Gesellschaft, die fordert. Da nicht alle Forderungen erfüllt werden können, werden wir zur unglücklichen Gesellschaft.
Es gibt Gedenktage wie das Erntedankfest, das in den Kirchen gefeiert wird. Hier bietet sich der Anlass, für die Früchte des Ackers, die Ernte, zu danken, aber darüber hinaus auch für die Früchte, die unsere Geistesarbeit erschafft. Klingt gut. Aber wer geht in die Kirche? Und warum soll ich für etwas danken, das ich im Supermarkt in unendlicher Vielfalt kaufen kann? Ich bezahle dafür. Und wenn ich vom Staat Hartz IV bekomme, dann ist das mein Recht. Wem soll ich also dafür danken?
Mike McCullough und Robert Emmons führten 2002 zu diesem Thema eine beeindruckende Studie durch. Die Versuchspersonen wurden in drei Gruppen eingeteilt. Sie hatten alle eine sehr einfache Aufgabe: Sie mussten ein Tagebuch führen. Eine Gruppe hatte im Tagebuch Ereignisse in Politik, Wirtschaft und Kultur zu notieren, was eben jeden Tag geschah. Die zweite Gruppe hatte die Aufgabe, über die persönlichen Alltagsthemen zu schreiben. Und die dritte Gruppe sollte gezielt über die Ereignisse berichten, für die sie dankbar war. Nach zwei Wochen wurde die Lebenszufriedenheit der Teilnehmer mittels eines Tests erfasst. Und siehe da – die Werte der Dankbarkeitsgruppe zum Thema Glück und Zufriedenheit waren nach diesen zwei Wochen erheblich höher als vorher.
Ich kann das nur bestätigen. Dankbarkeit ist ein wichtiges Glücksmoment. Ich habe während der Vorbereitung zu diesem Buch mit vielen Menschen gesprochen und bin dankbar für die vielen wichtigen Hinweise, die ich bekommen habe. Nun muss ich dies aber auch sagen, mitteilen. Der andere muss wissen, dass ich ihm dankbar bin.
Daraus könnte man eine kleine Übung machen:
Zeigen Sie doch einfach Ihre Dankbarkeit im Laufe der kommenden Woche einem Menschen, der sie verdient hat. Diese Übung könnte man jede Woche wiederholen.
Dankbarkeit beginnt mit einer Begründung. Warum kann ich jemandem dankbar sein? Wir vergessen das oft. Die Hektik des Tages lässt den Gedanken gar nicht aufkommen. Dabei haben wir, nur wenn wir uns damit beschäftigen, ein tiefes Gefühl der Befriedigung, der Zufriedenheit und der Freude.
Wofür können wir dankbar sein? Im Grunde genommen für alles. Jeder von uns besitzt unendlich viel Materielles und Immaterielles, über das er sich freuen könnte – wenn wir es nicht für selbstverständlich und nicht der Rede wert hielten.
Wir können dankbar dafür sein, dass wir gehen, lachen, weinen, hören, sehen und schmecken können. Wir können dankbar dafür sein, dass wir und unsere Familie gesund sind. Wir können Dankbarkeit zeigen, wenn uns jemand ein Lächeln schenkt oder ein Kompliment macht, wenn wir Freunde haben, die für uns da sind, wenn wir eine stabile Partnerschaft haben, wenn wir in einem Land leben, in dem weder Terror noch Krieg herrschen, und, und, und...
(Gerade hat sich meine Frau mit dem Staubsauger durch mein Büro gearbeitet und mich genervt. Wer kann sich schon neben einem lauten Staubsauger konzentrieren? Dann habe ich mich ganz herzlich bei ihr bedankt, denn wenn sie sich nicht um mich kümmern würde, würde ich vermutlich im Laufe der Zeit von Staubschichten überzogen
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