Der glueckliche Manager
zeitlichen, räumlichen und seelischen Grenzen zwischen Arbeit und Privatleben schwinden allmählich.
Was ist Arbeitszeit, wo beginnt Freizeit? Die Trennung in Lern- und Arbeitsphasen verblasst. Selbst die Unterscheidungen zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer, zwischen Selbstständigen und Unselbstständigen verwischen.
Wie immer wir zu diesen Veränderungen stehen, sie sind eine neue Herausforderung und führen zu einer vollkommen neuen Art von Arbeitsorganisation.
Solche Veränderungen der Arbeit bleiben nicht ohne Auswirkungen auf das soziale Netzwerk. Wir müssen neu und intensiv über die Vereinbarkeit von Arbeit und Familie nachdenken.
Manager sind zum einen die Täter (sie verändern die Strukturen) und gleichzeitig Opfer (sie leben in den Strukturen). Sie müssen sich darauf vorbereiten, Arbeit und soziales Netzwerk in Einklang zu bringen.
Dabei bedürfen drei Themen einer Klärung:
Arbeitszeit
Die Flexibilisierung der Arbeitszeit ist heute schon eine Selbstverständlichkeit. Aber auch sie benötigt Ordnungen, damit sich die Familie darauf einstellen kann. Es ist immer noch üblich, am Wochenende oder am Sonntag nicht zu arbeiten. Das bedeutet, dass man an diesen Tagen Zeit für die Familie und Freunde hat. Für die Familie wäre eine Wochenendarbeit aber wohl nicht so schlimm, wenn ein Äquivalent während der Woche gefunden wird, auf das sich die Familie einstellen kann. Bei allen Arbeitszeitmodellen muss der berechtigte Zeit-Anspruch der Familie berücksichtigt werden. Es gilt als erwiesen, dass Menschen, die sehr viel Schichtarbeit erbringen, eine hohe Scheidungsquote aufweisen.
Reisen
Zur Aufgabe vieler Manager gehören Reisen in alle Welt. Ich habe den Eindruck gewonnnen, dass Reisen durchaus zur Attraktivität von Arbeitsaufgaben beitragen. Aber sie können auch zu einer Belastung für die Familie und die sozialen Kontakte werden. Wer das halbe Jahr unterwegs ist, kann sich vielleicht an einem interessanten Job erfreuen, aber er wird kaum mehr Zeit haben, sich mit Freunden zu treffen und sich seiner Familie zu widmen. Auch die Reisetätigkeit muss daher mit der Familie abgestimmt sein. Die Frage, die sich der Manager für sein Glück zu stellen hat, wäre: Wie viele Reisen verträgt meine Familie?
Versetzungen an andere Orte
Es gehört zur Karriere eines Managers, dass er hin und wieder seine Arbeitsaufgabe wechselt. Häufig bedeutet das auch einen Ortswechsel. Diese können durchaus als bereichernd für das Leben erfahren werden. Sie können aber auch belastend sein, insbesondere wenn die Familie darunter leidet. Nur wenn sich die Familie darüber einig ist, kann die Herausforderung eines neuen Arbeitsplatzes an einem anderen Ort durch das bestehende Familienglück unterstützt werden.
Ich selbst musste mehrmals meinen Arbeitsort wechseln. In jungen Jahren bekam ich das Angebot, eine Managementtätigkeit in Brasilien zu übernehmen. Meine Frau und ich waren uns schnell einig, dass das eine große Herausforderung für uns beide sei. Meine Frau musste zwar ihre Ausbildung unterbrechen, aber die Zeit in Brasilien war für uns beide ein aufregendes Erlebnis. Und unsere erste Tochter wurde in Brasilien geboren. Das war Glück pur.
Nicht so einfach war eine andere Periode meines Berufslebens. Ich wurde ins relativ nahe gelegene München versetzt. Ich glaubte damals, dieses Angebot nicht ausschlagen zu können, denn es sollte meiner Karriere zugute kommen. Wir haben uns gemeinsam entschlossen, dass die Familie nicht umzieht. Da unsere Kinder klein waren, vermissten sie ihren Vater sehr schmerzlich. Ich konnte später die Arbeitsgestaltung so verändern, dass ich mindestens noch einen Tag in der Woche zuhause arbeitete.
Viel später wurde ich nach Wien versetzt. Zu diesem Zeitpunkt waren die Kinder schon erwachsen und durch meine Abwesenheit nicht mehr belastet. Ich zog alleine nach Wien, kam an den Wochenenden zurück, oder meine Frau besuchte mich in Wien. Auch das war eine schöne und glückliche Zeit.
Dann stand die Entscheidung an, nach China zu gehen. Aber auf Bitten meiner Frau entschlossen wir uns, keine weitere Versetzung zu akzeptieren. So lehnte ich alle Ansinnen schon im Vorfeld ab. Wir waren damit grundsätzlich zufrieden. Zugegeben, manchmal beneidete ich den Kollegen, der nach China gegangen war. Aber es war unsere gemeinsame Lebensentscheidung gewesen, die letztendlich wichtig für die Zufriedenheit in der Familie war und auch eine positive Ausstrahlung auf unser Arbeitsleben
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