Der glueckliche Manager
ist mit Sicherheit keine besonders anspruchsvolle Beschäftigung. Aber meine Sekretärin hatte sich die Arbeit so organisiert, dass sie eine halbe Stunde vor den anderen Mitarbeitern im Büro war, die Post öffnete, sie überflog und dann dem Bearbeiter gleich noch die entsprechenden Akten dazu auf den Tisch legte. Das Resultat war bemerkenswert: Nach einiger Zeit kannte sie sich mit allen Geschäftsvorfällen in der Abteilung bestens aus, so dass sie von vielen Mitarbeitern um Informationen gebeten wurde. Und sie konnte sogar ihre Meinung, die durchaus fundiert war, beisteuern. So machte sie aus der Postverteilung eine sehr wichtige Aufgabe in der Abteilung.
Das Geheimnis für ein Flow-Erlebnis bei Routinearbeiten ist Folgendes: Einerseits ist das Ziel, das ursprünglich zu der Aufgabe gehört, sehr wichtig. Hinzu kommt ein »Ergänzungsziel«: Welchen Zusatznutzen kann ich aus der Aufgabe generieren? Kann ich daraus für mich ein Ziel ableiten? Für meine Sekretärin war das Ziel, die Post den richtigen Mitarbeitern zuzuordnen und zu verteilen. Ihr Ergänzungsziel war zum Informationszentrum der Abteilung zu werden. Sie konnte die Erreichung ihres Ziels ganz einfach messen. Wenn die Mitarbeiter sie um Informationen baten, dann war sie auf einem guten Weg, ihr Ziel zu erreichen. Sie konzentrierte sich auf ihr Tun, kam sogar früher als alle anderen, um in aller Ruhe, sehr aufmerksam die Briefe und Anfragen der Kunden lesen zu können. Sie legte die Messlatte für sich immer höher, weil sie versuchte, sich zu den einzelnen Vorgängen auch eine Meinung zu bilden und in der Tat nicht selten Lösungsvorschläge machen konnte.
Freude und Flow bei Routinearbeiten
Routine ist eine Handlung, die zur Gewohnheit geworden ist. Manche Menschen mögen Gewohnheiten. Sie bilden das Gerüst in ihrem Leben. Andere hassen Gewohnheiten. Sie lieben die Vielfältigkeit. Mit Routine und Gewohnheit verbinden letztere meistens nichts Positives. Und dennoch muss man erkennen, dass es in jedem Leben Gewohnheiten gibt. Daher ist es eine Herausforderung, auch Routinen glücklicher zu gestalten.
Bei meinen Interviews lernte ich die unterschiedlichsten Sichtweisen kennen.
Jemand sagte: »Bei Routinen kann ich mich von den Herausforderungen erholen. Ich bin so richtig glücklich, dass es auch Routinen gibt. Das bremst mich ein bisschen und lässt mich durchatmen.«
Ein anderer meinte: »Ich habe Routinen akzeptiert. Sie gehören zum Alltag. Aber ich setze mir auch bei Routinen ein Ziel, ein qualitatives Ziel, ein quantitatives Ziel, ein Zeitziel. Und dann bekomme ich tatsächlich einen Flow, wenn ich auf die Zielgerade einbiege und bereits erkenne, dass ich meine Ziele erreichen werde. Dann bin ich richtig zufrieden.«
Eine junge Forscherin erklärte: »Im Forschungsbetrieb sind Routinen äußerst wichtig. Wir legen großen Wert darauf, dass wir bei Forschungsanordnungen immer die gleichen Routinen verwenden. Daher sind Routinen für mich die wahren Herausforderungen. Ich habe eine gewisse Erwartung an das Ergebnis einer solchen Routine, aber ich erwarte auch einen Fehlschlag. In meiner Berufswelt gehört ein Fehlschlag zu den Erwartungen. In der Forschung hat man nicht von heute auf morgen spektakuläre Ergebnisse.«
Ein Gymnasiallehrer hat sich folgende Methode zurecht gelegt: »Die Herausforderungen sind für mich die Unterrichtsstunden. Korrekturarbeiten sind eher die Routinen. Ich arbeite immer nur eine festgelegte Zeitspanne an solchen Routinen. Dann höre ich auf und mache etwas anderes, so werden die Routinen nicht belastend. Dann sortiere ich vielleicht meine Musiksammlung. Nun muss ich aber sagen, dass Korrekturarbeiten für mich auch spannend sind, denn die Noten, die ich an die Schüler vergebe, sind letztendlich auch Noten für mich. Konnte ich den Schülern das Wissen vermitteln, damit sie anschließend das Recht auf gute Noten haben? So bin ich beim Korrigieren neugierig auf das Ergebnis, denn es bestätigt auch meine Arbeit.«
Routinearbeiten sind nicht per se langweilig. An ihnen können wir unsere Einstellung »üben«. Natürlich sind Routinearbeiten altbekannte Arbeiten. Wir meinen, sie im Schlaf zu beherrschen. Vielleicht sollten wir die altbekannten Routinearbeiten einmal mit der Neugierde für Neues betrachten. Dann entdecken wir vielleicht neue Herausforderungen.
Ich zum Beispiel hasse Ablagearbeiten. Aber ein paar Mal im Jahr muss es einfach sein. Und welch eine Überraschung: Ich finde so viele interessante
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