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Der Glückliche schlägt keine Hunde: Ein Loriot Porträt (German Edition)

Der Glückliche schlägt keine Hunde: Ein Loriot Porträt (German Edition)

Titel: Der Glückliche schlägt keine Hunde: Ein Loriot Porträt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Lukschy
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erschwerten Bedingungen eines Flughafendrehs berücksichtigt.
    Mit meinen Leistungen als Regieassistent war ich selbst höchst unzufrieden. Ich zweifelte daran, ob ich je ein guter Assistent werden würde. Vermutlich zu Recht, denn außer bei Loriot habe ich später nie wieder assistiert. Dennoch fühlte ich mich von Loriot in professioneller Hinsicht durchaus ernst genommen. Er suchte weniger einen Erfüllungsgehilfen als viel mehr ein intellektuell-künstlerisches Gegenüber auf Augenhöhe, mit dem er seine permanent vorhandenen Zweifel teilen konnte.
    Bei einem abendlichen Gespräch im Hotel kamen wir auf meine ersten eigenen Erfahrungen als Regisseur zu sprechen. Ich erzählte ihm von meinen studentischen Arbeiten, allesamt politisch engagierte Kurzfilm-Satiren, die schon auf diversen Festivals gelaufen waren. Bei der Gelegenheit erzählte ich ihm auch, dass ich meine Filme immer selber geschnitten hatte. »Dann können Sie doch unsere Sendungen auch schneiden.« Ich war erstaunt und höchst erfreut über das unerwartete Angebot, bedeutete dies doch nicht nur eine weitere Verdienstquelle für den notorisch geldknappen Studenten, sondern zudem längere Aufenthalte im paradiesischen Ammerland.
    Die Tage im Flughafen-Terminal waren anstrengend, aber wir hatten alles im Kasten. Anschließend ging es nach Bremen.
    Loriot war bemerkenswert bescheiden. Zwar wohnte er gern in guten Hotels, aber da der Sender sparen musste, willigte er ein, in einem nahe dem Studio gelegenen Motel in Oyten (mit angeschlossenem Autohaus!) abzusteigen, in dem auch ich untergebracht war. Das war zwar deutlich besser als das Hotel im flughafennahen Kelsterbach bei Frankfurt, aber wir fühlten uns, als hätte es uns ans Ende der Welt verschlagen.
    Weit weg von der Bremer Innenstadt saßen wir abends zwischen Außendienstmitarbeitern von Kartonagenfabriken ander kargen Bar und erhielten tiefe Einblicke in das Wesen bundesdeutscher Handelsvertreter. Loriot beobachtete tapfer lächelnd das Geschehen und machte leise Scherze, wofür ihm das Etablissement reichlich Anlass gab. An einem Abend waren wir umgeben von lauter Herren von der »Europa-Karton«, schon der Firmenname klingt so, als entstamme er einem Sketch von Loriot. Langsam kam auch ich dahinter, dass es besser war, sich dem Zauber der trostlosen Situation hinzugeben, als beim Sender energisch nach einem angemessenen Hotel in der Stadt zu verlangen. Immerhin hatte das Motel eine Tischtennisplatte, die wir gern bespielten, und einen Swimmingpool. Eines Abends rückte uns die Besitzerin des Hauses auf die Pelle und erheiterte uns mit der Ankündigung, dass sie uns von ihren schlaflosen Nächten erzählen wolle. Wir erwarteten erotische Storys aus den Untiefen des norddeutschen Flachlands und wurden mit der Erzählung einer Frau überrascht, die die ganze Nacht in panischer Angst wach lag, ihr Swimmingpool, der über Nacht frisch einlaufen sollte, könne überlaufen. Als sie am Morgen mit geröteten Augen nachschaute, war der Pool gerade mal zwei Zentimeter hoch gefüllt. Das war unser Kulturprogramm in Oyten.
    Da lag es nahe, dass Loriot zum Schrecken unserer angstgeplagten Gastgeberin im Motel einen seiner Lieblingsscherze machte. Er ging scheinbar gänzlich unbeteiligt an einem der im Flur hängenden Feuerlöscher vorbei, legte kurz die flache Hand auf den Auslöseknopf und machte gleichzeitig mit dem Mund ein heftig zischendes Geräusch, so dass jedermann in seiner Nähe denken musste, der Feuerlöscher sei eben gerade losgegangen. Unsere Wirtin fiel fast in Ohnmacht, und wir verschwanden schnell in unseren Zimmern.
    Auch für Sketch Nummer zwei, »Gran Paradiso«, hatten wir viel Zeit – diesmal sogar vier Tage. Die Idee: Eine vierköpfige deutsche Urlauberfamilie, mit Gummiboot, Sonnenschirm und allerlei Badeutensilien ausgestattet, irrt auf der Suche nachdem »hoteleigenen Strand« verzweifelt durch endlose Schluchten anonymer Hochhäuser. Aus dem Off kommentiert ein salbungsvoller Werbetext die Schönheit der Hotelanlage in der »romantischen Ortsmitte eines alten Fischerdorfes«.
    Die Sicherheit, mit der Loriot es verstand, aus einem tristen Bremer Neubauviertel eine spanische Hotelbettenburg zu machen, war erstaunlich. Im Grunde haben wir kaum etwas verändert, hier und da wurden eine jämmerliche Topfpalme und ein einsamer Esel ins Bild gestellt (»Schau mal, Mutti, ein Esel!«), und zweimal ritt ein Spanier (wenn ich mich recht erinnere, war der Komparse Grieche) auf demselben

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