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Der Glückliche schlägt keine Hunde: Ein Loriot Porträt (German Edition)

Der Glückliche schlägt keine Hunde: Ein Loriot Porträt (German Edition)

Titel: Der Glückliche schlägt keine Hunde: Ein Loriot Porträt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Lukschy
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Mitarbeiter des israelischen Geheimdienstes und Leibwächter des Exministerpräsidenten Yitzhak Rabin, der gerade im Hilton residierte und den er hinter mir durchführte. Nun ist mit israelischen Leibwächtern nicht zu spaßen. Sie sind, wie uns die Münchner Polizei versicherte, darauf trainiert, sofort zu schießen, wenn sie in der Nähe ihrer Schutzbefohlenen eine Waffe erspähen. Der »ruppige Gast« hatte wohl gerade noch rechtzeitig erkannt, dass in der Lobby ein harmloses Filmteam bei der Arbeit war und kein Anschlag auf Rabin geplant war. War der »Göttliche« mein Schutzengel?
    Der verschrumpelte »Göttliche« und sein Jungregisseur
    Wir wollten unseren Film ursprünglich »Ich bin Ich« nennen, nach einem Dialogsatz der namenlosen Hauptfigur »Nummer 7«, gespielt von Otto Sander. »Nummer 7« bewohnt Zimmer 7 in der Nervenklinik, gerät eher zufällig in die Freiheit und findet im Laufe der Handlung sich selbst und seine große Liebe, gespielt von Sunnyi Melles in einer ihrer ersten Kinohauptrollen. Die Produktion änderte den Titel in »Wer spinnt denn da, Herr Doktor?«, was nicht nur Vicco für keine gute Idee hielt. Immerhin führte die Begegnung mit Otto Sander später zu einer engen Freundschaft zwischen den beiden. Nachdem Loriots Spielfilme Jahre später so außerordentlich große Erfolge wurden, versuchte man, unseren Film auf VHS-Kassetten ebenfalls als Loriot-Film zu vermarkten, ohne dass ich oder Loriot darüber auch nur informiert wurden. Auf dem Cover war die Nebenrolle des Filmstars mit dem Halskorsett groß abgebildet, die eigentlichen Hauptdarsteller Otto Sander und Sunnyi Melles klebten winzig klein daneben, und der Film bekam ein weiteren fragwürdigen Titel: »Loriot in ›Walter, der Göttliche‹«.
    »Walter« mit den Damen Sunnyi Melles und Edith Heerdegen
    Unsere vorerst letzte Zusammenarbeit fand zwei Jahre später anlässlich der Sendung zu Loriots 60. Geburtstag statt. In alter Tradition traten wir als Team auf. Ich bekam sogar einen Vertrag als Regisseur, obwohl selbstverständlich Vicco Regie führte.
    »Loriots 60. Geburtstag« war die aufwendigste Produktion, die wir bis dahin hergestellt hatten, obwohl der Großeteil der Sendung aus Wiederholungen bestand. Hier brachten wir auch endlich das fünf Jahre zuvor für »Loriot 6« gedrehte »Flötenkonzert« (mit dem Bäumchen-wechsel-dich-Spiel der Zuschauer, s. o.) unter.
    Den Rahmen der Geburtstagsfeierlichkeiten bildete eine inszenierte Talk-Runde, in der Endgültiges zum Thema Humor im Fernsehen formuliert wurde (»Des Ernstes Kunst …«), inklusive eines letzten Auftritts von Herrn Pannek. Loriot selbst trat in dieser Runde als sechzigjähriger Jubilar auf, und trieb ein interessantes Spiel mit seiner Identität.
    Er machte sich älter, deutlich älter. Selbst mit siebzig sah Vicco privat noch nicht so alt aus, wie der Sechzigjährige, derhier mit weißer Perücke und grauem Schnauzbart im Kreis von Evelyn Hamann und anderen Schauspielerkollegen über Komik diskutierte. Und dann sagt der maskierte Jubilar über den Loriot, der sechs Sendungen lang auf dem Sofa gesessen hatte, einen bemerkenswerten Satz: »… das ist gottseidank nur eine Maske, eine Rolle, und ich spiele sie nicht besonders gern.« Zudem behauptet er, dass er im bürgerlichen Leben gar nicht Loriot heiße, sondern Blühmel. So wie sich in der Sendung Herr Blühmel hinter Loriot verbirgt, so verbarg sich der echte Vicco von Bülow auch immer ein wenig hinter der öffentlichen Figur Loriot.
    Er pflegte diese Distanz zu sich, selbst anlässlich seines 60. Geburtstages bekamen die Zuschauer nicht Vicco von Bülow präsentiert, sondern einen biederen Spießer in einer grotesken Maskierung. Am Ende der Sendung wird der inzwischen volltrunkene weißhaarige Blühmel/Loriot gegen seinen Willen auf eine weiträumige Studiobühne geschleppt, auf der er das Opfer einer gigantischen Schlussapotheose wird.
    Loriot wollte im Grunde gar nicht gefeiert werden, aber eine Geburtstagssendung musste nun mal sein. Er fühlte sich auch noch lange nicht wie sechzig, also kam die Maske her und machte aus ihm das Klischee eines Sechzigjährigen. Und bei der Feierlichkeit wurde dermaßen übertrieben, dass niemand im Ernst glauben konnte, dies sei die offizielle Würdigung von Deutschlands beliebtestem Humoristen. Er nahm sich einfach selber gewaltig auf den Arm.
    Dazu entwarf Loriot eine klassizistische Showdekoration im griechisch-römischen Stil – mit integriertem Fahrstuhl!

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