Der Glücksritter
Körper. Er schwankte auf den drei Säulen seiner Beine, aus denen rauchend heißes Blut rann, hin und her. Dann lösten sich die Muskeln, und mit einem gewaltigen Krach, der die Erde erbeben ließ, brach die tote Echse auf der Stelle zusammen.
Die Reiter aus Leone schrien auf und wussten, dass sie abermals gesiegt hatten. Sabesch erhob seine Stimme und ordnete an: »Trinkt einen Schluck und gebt den Tieren zu saufen. Dann sitzen wir auf und reiten zu der Karawane zurück. Gibt es Verwundete?«
Er schien überhaupt nicht damit gerechnet zu haben, dass einer seiner Männer diesen Kampf nicht lebend überstanden hatte. Es gab drei Verletzte; zwei Männer, denen von den Klauen des Tierriesen Rüstung, Kleidung und Haut weggefetzt worden waren, und einen, dem ein Schlag mit der Schwanzspitze die Schulter ausgerenkt hatte. Er schrie am lautesten.
Mythor öffnete seinen Beutel mit dem heilenden Harz.
Als sie langsam zur Straße zurückritten, taumelten ihnen die ersten Flüchtlinge entgegen. Für diese Menschen würde das Fleisch dieses Riesen – falls es zu genießen war -wohl lebensrettend sein.
Mythor sagte sich, dass sie sich, solange sie mit dem Kadaver beschäftigt waren, wohl nicht in einen Kampf mit den ausgeruhten Karawanenhändlern stürzen würden.
Ein grauhaariger Mann mit entzündeten Augen näherte sich Mythor und Sabesch. »Herr!« sagte er. »Ihr habt uns gerettet. Helft uns auch weiterhin! Es hat Verwundete und Tote gegeben.«
Felsen, Pferde und Männer warfen lange Schatten. Der Abend kam unaufhaltsam näher. In zwei Stunden würde undurchdringliches Dunkel herrschen. Mythor musterte den großen, dürren Mann, dessen Namen er nun kannte.
»Ich werde helfen, Congolf. Sabesch! Hole mir den Anführer der Karawane!«
Sein Begleiter schlug mit der Hand gegen den Brustharnisch und ritt langsam davon. Wieder verbrauchte Mythor, ohne an den schrumpfenden Vorrat zu denken, einiges von dem wunderbar heilenden Harz. Drei Männern und einem kleinen Kind vermochte er nicht mehr zu helfen. Mehr und mehr Flüchtlinge wanderten in die Richtung des riesigen Kadavers, und einige begannen bereits, in weitem Umkreis weißes, staubtrockenes Holz zu sammeln.
Mythor hob den Kopf und sah in die dunklen Augen des Schmiedes. »Woher kommt ihr?«
Congolf erzählte ihm in abgehackten Sätzen, was seit der Flucht aus Aspira geschehen war und wie viele Stadtbewohner gestorben waren.
»Aber dann wird das Land Rukor entlang dem Wall wohl auch den vorrückenden Caer Widerstand leisten?« erkundigte sich Mythor. Einige der Händler umstanden die Gruppe und hörten schweigend zu.
»Das glaube ich nicht«, gab der Schmied zurück.
»Warum?«
»Es gab da einen Soldaten hinter dem Wall. Er war nicht so hart und abweisend wie die anderen. Er sagte, dass zwischen Caer und Rukor ein Pakt besteht. Wenigstens hatte er davon gehört.«
»Ein Pakt zwischen diesen beiden?« staunte Mythor.
In seinem Beutel befand sich nur noch eine kleine Menge des Harzes. Er sah sich um. Niemand mehr schien seiner Hilfe zu bedürfen.
»Ein Pakt, der beide verpflichtet, sich nicht in die Angelegenheiten des anderen zu mischen«, bestätigte der hungrige Anführer. »Aber ich glaube, dass die Caer nur warten, bis sich ihre Kräfte vereinigt haben.«
»Und dann marschieren sie gen Rukor?« brummte Abudirg.
»Mit Sicherheit. Sie sind mächtiger denn je. Irgendwann wird ihnen der ganze Norden gehören«, antwortete Congolf. »Deswegen sind wir aus Aspira geflohen. Es wird viele andere Flüchtlinge geben, bald, hier im Süden.«
»Eine Wanderung der Völkerscharen!« sagte Mythor und hob die Hand des Karawanenführers hoch. Mit einem winzigen Kügelchen gekneteten Harzes versorgte er auch diese Wunde. »Und du? Wohin geht deine Karawane?«
»Nach einer langen Reise zurück nach Sarphand. Wir haben Waren der Sarronen.«
»Ich verstehe. Und wo ist die nächste Quelle?«
»Dort. Fast einen Tagesritt entfernt. Neben der Straße gibt es einen kleinen See, weit entfernt von Leone.«
Mythor nickte dem Schmied zu und sagte: »Jetzt hast du gehört. Schick die kräftigsten Männer voraus! Oder ändert eure Richtung! Im Süden liegt nichts als eine furchtbare Wüste voller Schrecken.«
Sabesch flüsterte in sein Ohr: »Die Flammenorgel hat getönt. Das ist selten.«
»Schon zweimal an diesem Tag«, pflichtete ihm Abudirg bei, der die Worte verstanden hatte. »Zum erstenmal, als ich diesen Arruf fast in meinen Fingern hatte.«
Mythor zuckte zusammen und
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