Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Glücksritter

Der Glücksritter

Titel: Der Glücksritter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Kneifel
Vom Netzwerk:
murmelte gähnend: »Zurück nach Leone, König?«
    Mythor schüttelte den Kopf. »Nein, Sabesch! In dieser Wüste entscheidet sich, ob Mythor oder Luxon der Sohn des Kometen ist. Ich muss diese Entscheidung suchen. Aber ich werde mit dem Einhorn, dem Wolf und meinem Falken allein hinter Luxon herjagen. Jetzt gleich, sobald es hell geworden ist.«
    Am östlichen Horizont zeigte sich bereits der erste rosafarbene Streifen. Mythor trank aus dem Kessel einen Schluck kräftigen Tee. Sabesch bückte sich, hob seinen Sattel und sagte: »Man hat mir befohlen, dich nicht allein zu lassen. Wir reiten mit dir und bringen dich heil zurück nach Leone. Ich bleibe an deiner Seite.«
    Einige Krieger standen auf, schüttelten den Sand aus den Umhängen und sattelten schweigend ihre Pferde. Einer rief zu Mythor herüber: »Diese Bestie von gestern, Herr, war nur ein Teil der höllischen Wüste. Noch niemals kam jemand zurück von dort. Es gibt niemanden, der berichten könnte, was sich dort abspielt. Du siehst selbst, dass die Lavawüste unter Wolken und Schleiern versteckt ist.«
    »Und Schreie ertönen am Tag und in der Nacht. Ihr habt sie selbst gehört!« rief ein anderer der Reiter.
    »Jeder hat sie gehört!« stimmte Mythor zu. »Trotzdem.«
    Sabesch zog die Schultern hoch und spuckte in den Sand. Resigniert sagte er: »Es bleibt nichts anderes übrig. Macht euch fertig. Wir begleiten unseren König auf diesem Ritt der Entscheidung.«
    »Danke!« erwiderte Mythor. Er wusste, dass er Sabesch nicht umstimmen konnte.
    Sie alle räumten das flüchtige Lager auf, stellten ihre Stiefel in die Steigbügel und ritten hinter Mythor her auf den vulkanischen Kern der Wüste zu. Als die ersten Sonnenstrahlen sich an den vielfarbigen Gebilden aus geschmolzenem Stein brachen, schleppte ein erster Windstoß nicht nur Rauchwolken, sondern auch vielfarbige Gase, Sand, Staub und Nebel herbei und machte aus ihnen eine undurchsichtige Barriere vor den vulkanischen Schlacken und den bizarren Formen der erstarrten, glasähnlichen Masse.
    Der letzte Reiter verirrte sich in diesem Dunst, und niemand wusste, ob er sterben oder wieder zur Karawanenstraße zurückfinden würde.
    Der Bitterwolf lief geradeaus, kehrte wieder um und lief in seiner eigenen Spur zurück. Nach fünfzig Schritten war der Dunst so dicht geworden, dass die Reiter vom Sattel aus kaum den Boden erkannten. Der Nebel fing an, stechend zu stinken. Ein kleiner Wald aus Säulen tauchte auf. Jede Säule hatte eine andere Farbe, die schwach durch die Nebelschwaden schimmerte. Die aufragenden Pfeiler bestanden aus Lava und sahen aus, als wären sie aus einzelnen Teilen aufeinandergeschichtet. Die Pferde tappten zwischen den Säulen hin und her, und die Reiter begannen sich an den Geräuschen zu orientieren.
    Unter den Hufen knirschten Sand und grober Schutt. Alle Farben wechselten einander ab. Wenn der Nebel aufriss, wurden die Sonnenstrahlen funkelnd von den verschiedenen Flächen zurückgeworfen.
    Zwei weitere Reiter aus Leone, die den Anschluss an ihre Kameraden verloren hatten, verirrten sich in der trüben Umgebung und begannen, als sie es merkten, in Panik wie rasend zu schreien.
    Der Nebel verschluckte ihre Rufe, und die vielfältigen Laute, die aus allen Richtungen auf die Reiter eindrangen, machten die menschlichen Stimmen unkenntlich.
    Mythor schrie hinüber zu dem Schatten, der Sabesch sein musste: »Ich glaube nicht, dass wir hier Luxon finden!«
    Der Kommandant rief zurück: »Ich habe es dir gesagt. Du hast es uns nicht geglaubt. Kehren wir um, solange noch Zeit ist!«
    Fast im gleichen Augenblick rissen die Dunstschleier auf. Die Sonne blendete die Reiter. Noch immer hockte Horus auf dem Horn Pandors. Der Wolf kauerte keine zehn Mannslängen vor den Reitern und starrte Mythor an. Vor ihnen erstreckte sich eine phantastische Landschaft.
    Sie waren in eine schüsselförmige Vertiefung hineingeritten. An den oberen Rändern dieses kleinen Tales erhoben sich phantastische, skurrile Gebilde. Sie sahen aus wie Tiere oder sagenhafte Wesen und zeichneten sich vielfarbig scharf gegen den hellen, sonnenlichtdurchfluteten Horizont ab. Von einigen hingen lange Ranken mit erstaunlich wenigen Blättern herunter; sie wirkten wie verdorrende Tiere, unbeweglich und drohend. Der Boden war von schwarzem, rotem, gelbem und braunem Sand bedeckt. Es gab nur eine einzige Spur. Sie führte in einen Einschnitt, der sich quer durch das Tal zog. Große Schlangen mit stummelartigen Gliedmaßen wanden

Weitere Kostenlose Bücher