Der Glücksritter
fragte: »Arruf? Hat er sich nicht Luxon genannt?«
Verwunderung stahl sich in das Gesicht des bärtigen Mannes mit den harten Raubvogelaugen. »Ja. Ich kenne ihn aus Sarphand, als er sich Arruf nannte. Jetzt leugnete er alles und sagte, sein Name sei Luxon.«
»Beides ist richtig!« stimmte Mythor zu.
»Er hatte zwei Begleiter…«, murmelte Sabesch und zog die Schultern hoch.
Bereitwillig, mit einem wölfischen Lächeln, ergänzte Abudirg: »Hatte. Es sind nun unsere Begleiter. Sie werden auf dem Sklavenmarkt feilgeboten und bringen mir vielleicht etwas von meinem großen Verlust zurück. Ihr müsst wissen, dass er mir eine Galeere verkaufte, die ihm nicht gehörte, und dieses Geschäft stürzte mich ins Elend.«
»Kalathee und Samed!« brachte Mythor hervor.
»Zwei Namen, die sich niemand merken muss«, lächelte Abudirg. »Die neuen Herren geben ihnen neue Namen. Kennst du sie etwa?«
Mythor nickte und sah zu, wie sich allmählich die Karawane neu formierte. »Ich kenne sie beide.«
Leidenschaft oder gar Verliebtheit war es nicht gewesen, was ihn und Kalathee verband. Aber sie hatte ihn ebenso betrogen und hintergangen wie der Junge. Mythor wartete, bis ein Teil der Karawane an ihm und seinen Reitern vorübergeritten war. Dann sah er, an den Sätteln festgebunden, Kalathee und Samed.
Kalathee straffte sich, als sie ihn erblickte. Sie schien zu ahnen, was in ihm vorging. Mit heiserer, tränenerstickter Stimme rief sie: »Mythor! Ich bitte um nichts. Nicht für mich. Aber versuch den Sohn des Kometen zu retten.«
Abudirg stieß ein gewaltiges Lachen aus und rief zu Mythor hinüber: »Sie schrie immer wieder, dass wir den wahren Sohn des Kometen ins Verderben gejagt hätten. Er flüchtete mit seinen Waffen in die Vulkanwüste, als die Flammenorgel das erste mal spielte. Ausgerechnet Arruf oder Luxon als Sohn des Kometen – ich kann darüber nur lachen.«
Mythor erwiderte laut: »Luxon ist in die Vulkanwüste geflüchtet? Er floh vor mir und meinen Reitern, wie du mit angesehen hast.«
»Ihr seid auf seinen Spuren. Es war weiter zurück auf der Karawanenstraße«, rief Kalathee, und dann wurde ihr klappriges Pferd weitergezerrt.
*
Mythor machte nicht einmal den Versuch, den Händlern ihre Beute abzunehmen – es hätte neuen Kampf heraufbeschworen, und er glaubte, dieses grausame Gesetz des Stärkeren zur Genüge zu kennen.
Zu Abudirg gewandt, sagte er: »Ihr solltet schnell weiterziehen. Vielleicht besinnen sich die Flüchtlinge noch, und dann machen sie euch mit Fingernägeln und Zähnen nieder. Friede, Abudirg.«
Mit einiger Würde machte der Händler eine grüßende Bewegung und gab zurück: »Friede, Mythor von Leone. Vielleicht sehen wir uns unter anderen Umständen wieder, und dann werde ich dir wegen meiner Freunde und Knechte gebührend danken können.«
»Warten wir es ab.«
Die einundzwanzig Reiter aus Leone warteten nicht, bis die Karawane verschwunden war. Sie bestiegen ihre Pferde.
Mythor schwang sich in Pandors Prunksattel und sagte zum Kommandanten: »Wir reiten zurück und suchen uns eine Stelle für ein Nachtlager. Und morgen früh breche ich auf, um diesen falschen Sohn des Kometen zu stellen.«
Die Truppe ritt durch den Staub, den die Karawane hochgewirbelt hatte. Ein letzter Händedruck wurde mit dem Schmied Congolf gewechselt, der ebenfalls dankte. Dann waren die Reiter wieder unter sich, und ihre Pferde trabten mit letzten Kräften auf der Straße dahin nach Westen.
Vor ihnen lief mit leuchtenden Augen der Bitterwolf und suchte nach Spuren.
Die Nacht brach herein. Und von links, aus der Vulkanwüste, kamen knisternde Geräusche und klagende Schreie, als ob sich dort ununterbrochen riesige Tiere wie jene Panzerechse bekämpften.
Mythor blinzelte, streckte seine schmerzenden Muskeln und sah nachdenklich in die Reste des Feuers. Irgendwann war abseits der Karawanenstraße ein Lasttier mit einer großen Holzlast zusammengebrochen. Sabesch und seine Reiter hatten den Vorrat gut gebrauchen können.
Die Pferde und Pandor waren versorgt. Sie standen friedlich da, fraßen ihr Futter; sie waren gestriegelt und von den Sätteln befreit worden. Der Schneefalke krallte sich an Pandors Horn fest und bewegte im Schlaf schwach beide Schwingen.
Mythor stemmte sich hoch. Er ahnte, dass der Tag der Entscheidung angebrochen war. Ohne auf Sabesch und die anderen Reiter zu achten, sattelte er Pandor mit äußerster Sorgfalt. Als er fertig war, trat der Kommandant der Garde auf ihn zu und
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