Der Glücksritter
erdrückten feuerrote Raubkorallenbüsche und kriechende Pflanzen, die sich hinter der Farbe des Sandes und dem Aussehen von Lavafladen versteckten, irgendwelche fliegenden, schwebenden und springenden Tiere. Einmal riss das Bild auf, dann wieder schoben sich tiefhängende Schichten von sonnendurchflutetem Gas oder Rauch vor die Säulen und Gebilde aus Lava.
»Kehrt um!« drängte Mythor. »Bringt euch nicht in Gefahr! Wartet auf mich, dort draußen!«
»Nein! Wir haben es geschworen!« beharrte Sabesch.
Ein kaum wahrnehmbarer Windstoß riss den Nebel zur Seite. Keine zwanzig Schritt vor ihnen lag ein Tier, dessen gekrümmter Schwanz schwach zuckte. Ein langer Pfeil steckte im Körper des echsenartigen Wesens. Dort, wo Blut aus dem Körper geflossen war, wuchsen im Sand seltsame, blau schimmernde Kristalle.
»Luxon!« rief Mythor aufgeregt. »Wir sind auf seiner Spur!«
Es gab kein Wasser, keinen Schatten und keinen Platz, an dem man anhalten und sich ausruhen konnte.
Das Zeitgefühl ging verloren, und die Schreie, die Geräusche tobender Kämpfe gruben sich erschreckend in die Herzen der Männer ein. Bisher hatte der Wolf die Reiter davor bewahrt, in eine der vielen Fallen zu tappen, wenigstens die Reiter an der Spitze des schrumpfenden Zuges.
Die Pferde hielten trotz der beißenden Schwüle und des einmal stärker, dann wieder schwächer werdenden Gestanks einen kurzen, langsamen Galopp durch. Pandors ungewöhnliche Kräfte waren ungebrochen, das spürte Mythor bei jedem Sprung.
Und kaum hatten die Pferde den Kadaver passiert, kamen von allen Seiten kleine und große Tiere herbei und zerfetzten ihn in atemberaubender Geschwindigkeit. Das Geräusch der reißenden Zähne und der mahlenden Kiefer jagte den Männern eisige Schauer über die Haut. Sie fürchteten sich schon lange, aber ihre Treue band sie an Sabesch und an Mythor.
Zwei Pferde und ihre Reiter atmeten betäubende Gase ein. Die Tiere rasten wild wiehernd davon. Die Männer glaubten in manchmal blinder Angst, sich gegen irgendwelche Bestien wehren zu müssen, und zerschmetterten ihre Waffen, als die Pferde aus der Wüste hinausflüchteten, an den glasharten Gesteinssäulen.
Eine Bewegung lenkte Mythor ab, nicht mehr als ein Schatten, der irgendwo dort vorbeistrich, wo sich die. Sonne grell hinter den Wolken und den Staubfahnen verbarg.
Sofort blickte er nach oben. Seine Hand fuhr zum Gürtel, und Alton schien in seine Faust zu springen. Kühl schmiegte sich der Griff des Schwertes in die zupackenden Finger des Mannes. »Achtung, Sabesch! Über uns!«
Ein riesiges Tier flatterte dort und schwebte auf die beiden ersten Reiter zu. Es hatte auf den ersten Blick starke Ähnlichkeit mit der Bestie, die gestern die Menschen hungrig angegriffen hatte. Aber zwei riesige Fledermausflügel hielten die Kreatur in der kochenden Luft. Sie war weitaus kleiner als der Tiergigant, aber nicht minder gefährlich. Mit einem spitzen, hornbewehrten Krokodilsrachen und langen Doppelreihen weißer, blitzender Zähne stürzte sie sich auf Pandor und Mythor.
Das Gläserne Schwert beschrieb einen Halbkreis über Mythors Kopf. Gleichzeitig rammte Mythor den linken Arm mit dem Rundschild hoch. Das Schwert gab einen leisen Klagelaut von sich und funkelte in einem verirrten Sonnenstrahl auf. Sabesch zwang sein scheuendes Tier zur Seite und krachte schwer gegen einen Torbogen aus tiefschwarzer Lava.
Der Greifvogel oder die Flugechse, was immer es war, stürzte sich mit vorgestrecktem Schnabel, nach vorn gereckten Krallen und den langen Dornen an den Flügelenden auf Mythor, wurde durch den Schild geblendet und abgelenkt und fiel im Angriff in die Spitze des Gläsernen Schwertes. Mythor wurde halb aus seinem Prunksattel geworfen, fing sich wieder, zog das Schwert aus dem schweren Körper und sah erstaunt, dass die wilden Flügelschläge der Echse Pandor in die Höhe rissen. Wieder holte er aus und schlug zu, und mit einem einzigen Schlag durchschnitt er den Reptilienhals des Greifvogels.
Mit einem Sprung brachte sich Pandor in Sicherheit.
Der blutende, zuckende, wild um sich schlagende Kadaver krachte zwischen Mythor und den folgenden Reitern in den weißen Vulkangrieß.
»Weiter!«
Die Tiere übersprangen einen schmalen Spalt im Boden. Nur die Geschwindigkeit verhinderte, dass es weitere Tote gab, denn aus der Spalte entwichen kriechende Schwaden giftigen Gases. Eine plötzliche Hitzewelle kam auf die Reiter zu. Wieder folgten sie den Spuren des Bitterwolfes, der ihnen
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