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Der Glücksritter

Der Glücksritter

Titel: Der Glücksritter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Kneifel
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vorauslief.
    Eine Mauer aus schwarz-rot gestreiftem Vulkanausfluss wölbte sich den Reitern entgegen. Breite Spalten erschienen in dem Gestein, das klirrend und prasselnd wie Glas barst und die winzigen Splitter wie Geschosse auf die Eindringlinge abschoss. Hinter den Sprüngen und Rissen zeigte sich eine weißglühende, breiige Masse, die aus der abgrundtiefen Unterwelt dieser Wüste hochgepresst wurde. Als sie an die Luft trat, verwandelte sie sich in dünnflüssige Lava, die nach den Hufen der Pferde griff. An den Rändern der Lava, die abkühlte und sich rot färbte, züngelten Flammen und Rauch auf.
    Mythor war sicher, dass sie ein Gebiet betreten hatten, das aus der Alten Zeit stammte, aus jenen Jahren, als noch die Dunklen Mächte die Welt beherrschten. Aus der Zeit, die vor der Ankunft des Lichtboten lag. Eine derartige Fülle an Schrecken kannte er nur aus dem Meer der Spinnen.
    Sabeschs Stimme dröhnte auf. Sie erreichte nur noch elf Reiter: »Vorwärts, Männer! Lasst euch nicht abdrängen! Näher heran und die Waffen bereit!«
    »Luxon hat sich lange auf dem Pferd halten können«, sagte Mythor.
    Die Spuren waren noch immer einigermaßen deutlich zu sehen; auch an den Stellen, wo sie über Fels verliefen, glänzten helle Flecken und Streifen.
    »Das Pferd hat sich gut gehalten!« verbesserte ein erschöpfter Reiter.
    Die Leoniter verließen den kleinen Talkessel. Hinter den letzten Pferden brach die Wand auseinander, und breite Lavaströme ergossen sich in die Erdspalten. Leichte Erschütterungen gingen ununterbrochen durch den Boden und ließen die Reittiere taumeln. Wieder fauchte eine Wand stinkenden Gases heran. Pandor spannte seine Muskeln und trug Mythor in einem holprigen Schwung zwischen Lavabrocken, stufenartigen Fladen und Sandverwehungen den Hang hinauf.
    Hinter Mythor zwangen die Leoniter ihre schweißtriefenden Rösser aus dem Kessel hinaus. Als die Reiter die Kante erreicht hatten, bebte wieder der Boden. Hinter der Senke erstreckte sich eine Ebene. Sie war bedeckt von großen und kleinen Kegeln, die aus Schlacketrümmern bestanden. Zwischen den spitzen Trümmerhaufen brodelte aus Bodenspalten, Löchern und Kratern Dampf herauf und vermischte sich mit den waagrechten Schleiern und Wolken, die der Wind hin und her trieb.
    »Grauenvoll!« stöhnte Mythor und trieb Pandor mit einem harten Schenkeldruck an. Die Brocken und Bruchstücke, aus denen die Berge ausgeglühten Gesteins sich auftürmten, bewegten sich. Wieder gingen zwei Pferde vor Schreck durch und schleppten ihre halb betäubten Reiter irgendwohin -wahrscheinlich in den Tod.
    Aus der Luft ertönte grauenvolles Schreien. Ein großes Tier, eine Flugechse von gelber Farbe, stürzte wirbelnd und sich überschlagend ab. Sie schlug gegen die Wand eines der größten Schlackenkegel. Undeutlich erkannten Sabesch und Mythor den Pfeil, der dieses Tier getötet hatte.
    »Luxon ist nicht mehr weit!« rief Mythor und wich dem wild um sich schlagenden Tier aus.
    »Du musst lebensmüde sein, Mythor!« rief Sabesch wütend. »Kehren wir um! Die besten Reiter sind tot oder verschwunden.«
    Einige Augenblicke lang herrschte atemlose Stille. Selbst das Fauchen der Geiser hatte aufgehört. Dann, als sich die Reiter wieder in Bewegung setzten – es waren nicht mehr als neun Tiere und ebenso viele Männer –, ertönte erneut die Flammenorgel.
    Diesmal sahen die Reiter, halb verborgen hinter dem Dunst und dem aufleuchtenden Gas, dass die Flammenorgel ihren Namen zu Recht verdiente.
    In unbestimmbarer Entfernung schossen sieben mächtige Feuersäulen senkrecht in die Luft. Ihre Flammen entzündeten ringsum weithin Gase, die in verschiedenen Farben aufloderten und sich in riesige, auseinanderbrechende Feuerbälle verwandelten. Die Feuersäulen lagen weit auseinander und waren verschieden hoch, aber mindestens so gewaltig wie ein Stadtturm. Sie kamen, soweit es Mythor und Sabesch sehen konnten, aus stumpfen Röhren. Diese bestanden aus Lava, aus erkaltetem, einst flüssigem Gestein.
    »Diese Orgel…«, murmelte Mythor, und dann hallte ein zweiter Schrei von rechts an seine Ohren.
    Das Feuer flammte heulend aus verschieden dicken und unterschiedlich hohen Säulen aus den Schloten. Es glich einer Fontäne, die munter aus sieben verschiedenen Öffnungen sprudelte. Solange es heulte und kreischte und diesen schauerlichen, grauenerregenden Laut erzeugte, zitterte die Erde unter den Hufen der Pferde.
    Mythor riss den Kopf herum.
    In den chaotischen Lärm hatte

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