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Der Glücksritter

Der Glücksritter

Titel: Der Glücksritter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Kneifel
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sich weit über den Hals seines Pferdes beugte. »Ich sehe sie deutlich!«
    Beide Reitergruppen wirbelten dünne Staubschleier auf. Der Staub legte sich auf die Rüstungen, Kleider, das Fell der Tiere und die Gesichter.
    Die Sonne stieg höher, die Hitze nahm zu. Die weißen Felsbrocken und die glatten Lavafladen spiegelten Hitze und Helligkeit wider. Die drei Pferde galoppierten einen Hügel hinauf, auf der anderen Seite wieder hinunter und in eine niedrige, von gewaltigen Steinen umsäumte Schlucht hinein.
    Wieder tauchte eine leere Sandfläche auf. Die Hufe der Pferde hinterließen tiefe Spuren. Die Gruppe der Verfolger zog sich weiter auseinander und näherte sich von zwei Seiten den Flüchtenden. Vor den drei Pferden tauchte eine Barriere auf, die unüberwindlich war – ein Abhang, der aus Steinen und Geröll aller Größe bestand. Jeder Schritt ließ die Tiere rutschen und erzeugte eine kleine Lawine. Luxon warf sein Reittier herum und griff in den Köcher. Zwischen den Fingern spürte er die harte Kante der Pfeilbefiederung. Von den Felsen her stoben die Reiter heran.
    »Dort reitet Mythor!« schrie Luxon und schwang sein Schwert über dem Kopf. »Gebt auf seine Pfeile acht!«
    Der Junge ließ sich aus dem Sattel gleiten und hob einen scharfkantigen Stein auf. Kalathee zog einen Dolch. Mit dem Ärmel seines blauen Hemdes wischte sich Luxon über das Gesicht und schleuderte sein Haar in den Nacken. Auf den Halbrüstungen der Verfolger sah er die Abbildung der schwarzen Lilie.
    Drei Reiter galoppierten auf ihn zu und hoben die kurzen Wurfspeere. Auch auf ein paar Schilden entdeckte Luxon die Wappenzeichen von Salamitern.
    »He!« schrie er und senkte den Bogen. »Ich bin nicht der, den ihr verfolgt. Ich bin nicht Mythor!«
    Die Reiter zügelten ihre Pferde und schüttelten wütend die Köpfe.
    »Nicht… Mythor?« schrie ein Salamiter von rechts. »Sein Haar, tatsächlich, es ist viel heller, fast weiß. Kann jemand seine Augen sehen? Mythor hat helle, gelblich leuchtende Augen.«
    »Es ist Luxon, nicht Mythor!« schrie Kalathee. Auf dem Blatt ihres Dolches funkelten Sonnenstrahlen. Ein Reiter ritt nahe an Luxon heran, der abwehrend beide Arme hob und ein Grinsen zuwege brachte.
    »Gewiss habe ich Augen von brauner Farbe.«
    Der Reiter beugte sich tief aus dem Sattel. Die Spitze seiner Lanze zielte auf Luxons Hals. Luxon bewegte sich nicht, und der Stein fiel aus der Hand des Jungen.
    »Tatsächlich. Weißgebleichtes Haar. Braune Augen. Es ist nicht Mythor.«
    Jetzt wurde Luxons Grinsen breiter und fast unverschämt. »Ihr seid Salamiter!« stellte er fest und beruhigte sein tänzelndes Pferd. »Warum sucht ihr Mythor?« Dass Mythor seinerseits ihn mehr als dringend suchte, verschwieg er noch.
    »Er hat unsere Kultstätte, den Lilienhügel, entweiht. Er sollte sich dort auf unsere Art töten.«
    Samed schwang sich wieder in den Sattel und schüttelte den Kopf.
    »Kommt näher, Krieger aus Salamos!« rief Luxon fast fröhlich. »Ihr habt mich für Mythor gehalten und wütend verfolgt. Dafür, dass wir kampflos voneinander scheiden, kann ich euch weiterhelfen.«
    »Kennst du Mythor?« schrie einer der Reiter.
    Ein Windstoß wehte einen Staubschleier über die etwa zwanzig Reiter. Hustend erklärte Luxon: »Ein Schwert schleift das andere, Männer!«
    Er klopfte heftig auf den Poncho aus Löwenleder, eine Staubwolke wallte auf. Dann fuhr er fort: »Stellt Mythor einfach eine Falle! Er folgt mir, wie ich weiß, sozusagen auf dem Fuß. Sucht euch hier ein richtiges Versteck aus! Dann werdet ihr nicht lange warten müssen, denn Mythor wird mit seinen Wachen hier eintreffen. Das ist ganz sicher.«
    »Woher weißt du das so genau?«
    Unbestimmt antwortete Luxon: »Ich weiß es. Ich verließ vor ihm die Stadt Leone. Außerdem kenne ich seine Vorstellungen und Handlungen wie ein Bruder. Wir reden hier in aller Ruhe, und inzwischen kommt er immer näher.«
    Der Mann, der wie ein Anführer aussah, nickte. Er winkte nach hinten und befahl seinen Leuten, sich an einer anderen, günstigeren Stelle des Geländes zu verstecken. Dann packte er Luxon an der Schulter und sagte: »Du sollst hierbleiben und uns helfen. Wenn du fortreitest, könnte dies ihn warnen. Deine Begleiter bleiben auch.«
    Die Übermacht, sagte sich Luxon betrübt, war zu groß. Sein Plan, blitzschnell gefasst und in die Tat umgesetzt, ging nur zur Hälfte auf. Er folgte etwas langsamer der Reitergruppe, die auf den eigenen Spuren zurückgaloppierte und sich

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