Der goldene Buddha
bis der Butler ihr öffnete.
»Aus dem Weg«, sagte sie und ging geradewegs zur Küche, deren Lage sie sich anhand der Baupläne eingeprägt hatte. Sie platzte zur Tür herein, starrte auf den Herd und wandte sich an einen der Köche, die Iselda engagiert hatte.
»Ist das die Cremesuppe?«, fragte sie.
»Ja, Ma’am«, antwortete der Chinese.
Sie ging hin, nahm den Topfdeckel ab und roch daran.
»Löffel, bitte.«
Der Koch reichte ihr einen Löffel, und sie probierte die Suppe.
»Ein bisschen wenig Hummer«, stellte sie fest.
»Ich gebe noch etwas hinzu«, versicherte der Koch.
»Gut, gut«, sagte Ross. »Falls Herr Ho nach mir sucht, ich bin hinten. Geben Sie mir Bescheid, wenn Sie mit der Shrimppastete anfangen – ich möchte davon kosten.«
»Selbstverständlich«, erwiderte der Koch, während Ross bereits durch die Hintertür auf das Grundstück hinaustrat.
Der Chef des Partyservices sah sie aus dem Haus kommen, ging auf sie zu, hielt inne und starrte sie an.
»Sie sehen heute ganz besonders hübsch aus, Miss Iselda«, sagte er.
»Sparen Sie sich die Schmeichelei«, entgegnete Ross. »Ist alles bereit?«
»Ja, abgesehen von der Sache, über die wir gestern gesprochen haben«, sagte der Mann.
Verdammt, dachte Ross.
»Welche Sache?«, fragte sie. »Ich kann mir doch nicht alles merken.«
»Das Gletschereis«, erwiderte der Mann. »Es wird in ungefähr einer Stunde hergebracht.«
»Gut, gut«, sagte Ross. »Und jetzt kümmern Sie sich darum, dass alle Gläser auf Hochglanz poliert sind.«
Sie eilte weiter zu einem Mann, der mit einer elektrischen Kettensäge soeben an einer Eisskulptur arbeitete.
Der Chef des Partyservices blickte ihr kopfschüttelnd hinterher. Sie benahm sich so wie immer, aber er hätte schwören können, dass der Leberfleck auf Iseldas Wange ein Stück tiefer saß als üblich. Er schob den Gedanken beiseite und ging los, um die Gläser zu überprüfen.
Ross trat die Zigarette mit dem Absatz des Stöckelschuhs aus.
Ihr war nach dem vielen Rauchen ganz schwindlig, und so legte sie eine kurze Pause ein und atmete mehrmals tief durch. »Die Schwingen etwas detaillierter«, sagte sie zu dem Mann an der Skulptur. Er nickte und machte weiter. Ein Arbeiter kam vorbei.
Er trug einige gestapelte Stühle und zwinkerte Ross lächelnd zu.
Hoch oben in einem Hickorybaum des Anwesens saß ein Angehöriger der Corporation. Sein Tarnanzug ließ ihn mit dem Laub verschmelzen.
»Linda ist hier und hat mit ihrem Auftritt begonnen«, sagte er leise in sein Mikrofon.
Stanley Ho stand in seinem Mansardenbüro und beobachtete die Party-Vorbereitungen. Er hatte Iselda in den Garten kommen gesehen, legte aber keinen gesteigerten Wert darauf, mit ihr zu sprechen. Dieses portugiesische Mannweib ging ihm auf die Nerven – sie erledigte ihre Aufgaben zuverlässig, nahm sich selbst aber viel zu wichtig. Das hier war eine Party, kein Broadway-Musical. Aus Erfahrung wusste Ho, dass die meisten seiner Gäste schon bald so betrunken sein würden, dass er ihnen Rattenfleisch vorsetzen könnte, und sie würden es nicht mal bemerken.
Im Augenblick beschäftigte ihn hauptsächlich der Versicherungsgutachter, der bald eintreffen musste.
Das und die Tatsache, dass in der von Ho in Auftrag gegebenen Expertise zur Geschichte des goldenen Buddha zu lesen stand, die Statue verfüge angeblich über ein Geheimfach.
Ho musste es bloß noch finden. Es war nur ein nebensächlicher Umstand, aber er ließ dem Milliardär trotzdem keine Ruhe. Der Kerl von der Versicherung war offenbar ein Experte für alte asiatische Kunst. Ho wollte ihn bei der Suche zu Rate ziehen und hoffte, der Mann könne ihm weiterhelfen.
Falls nicht, würde Spenser bald hier eintreffen, und Ho könnte ihn nach dem Fach fragen.
Richard Truitt steuerte den Mietwagen behutsam über die Praia Grande und weiter bis zum Tor des Anwesens. Dort kurbelte er das Fenster herunter und überreichte dem Wachposten seine Visitenkarte.
»Ich frage im Haus nach«, sagte der Posten und wählte Hos Nummer.
»Herr Ho, hier ist ein Mr. Samuelson von der Versicherungsgesellschaft.«
Das ist nicht der, mit dem ich gesprochen habe, dachte Ho.
»Lassen Sie ihn herein«, sagte er. »Er soll unten warten.«
Dann unterbrach er die Verbindung und wählte eine Nummer.
»Fahren Sie los«, sagte der Wachposten. »Parken Sie bei der Garage, und warten Sie bitte im Erdgeschoss.«
Während es am anderen Ende der Leitung klingelte, trommelte Ho ungeduldig mit den Fingern
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