Der goldene Buddha
Falls es hart auf hart kommt, brauchst du jemanden damit bloß anzuritzen, und er geht zu Boden. Leider droht dir das Gleiche, wenn du dir das Messer abnehmen lässt. Achte darauf, dass du nah dran bist und die Situation unter Kontrolle hast.«
»Okay, Mark«, sagte Halpert ruhig.
Murphy stand wieder auf. »Bist du nervös?«, fragte er leise.
»Ein wenig«, erwiderte Halpert. »Ich nehme normalerweise nicht an den Kommandoeinsätzen teil.«
Murphy nickte lächelnd. »Mach dir keine Sorgen, Kumpel. Ich bin direkt neben dir. Falls dir jemand an den Kragen will, muss er erst mal an mir vorbei.«
Halpert nickte und kehrte zu seinem Mikrofon zurück.
»Juan«, sagte er zu Cabrillo, »du bist der Letzte.«
Cabrillo lächelte und ging zu Murphy. Er trug ein Kostüm, bei dessen Anblick Elton John vor Neid erblasst wäre. Murphy klappte eine der mit Pailletten verzierten Hemdtaschen auf und schob zwei durch Hüllen geschützte Nadeln hinein. In der anderen Tasche verstaute er eine gebogene Kohlenstoffklinge mit Fingerlöchern.
»Auch dein Messer ist mit dem Gift getränkt«, sagte er, drehte Cabrillo um und schnallte ihm eine kleine Automatikpistole auf den Rücken. »Die Munition ist etwas schwachbrüstig. Geht nah ran, bevor ihr abdrückt.«
»Hoffentlich kommt es gar nicht erst so weit«, sagte Cabrillo.
Lincoln war bereits ausgestattet worden; er stand abseits und übte mit dem Bass.
Cabrillo lächelte.
»Okay, alle mal herhören«, sagte er dann. »Es geht bald los.
Prägt euch die geplante Abfolge und alle Fluchtwege genau ein.
Falls ich das Signal zum Rückzug gebe, treffen wir uns an der vereinbarten Stelle. Vergesst nicht, dass dies heute lediglich Teil einer größeren Angelegenheit ist – falls es schief geht, bleiben uns immer noch andere Möglichkeiten, die Operation zu retten.
Es gibt keine todesmutigen Helden – nur alte Helden. Die Waffen dürfen nur eingesetzt werden, wenn für einen von uns unmittelbare Gefahr besteht. Wir möchten das Gleiche wie immer: einen planmäßigen Einsatz, bei dem wir unseren Auftrag erledigen und wohlbehalten hierher zurückkehren. Noch Fragen?«
Alle blieben stumm.
»Also gut«, sagte Cabrillo, »dann gebt Julia jetzt eure Briefe.«
Die Ärztin Julia Huxley hasste diesen Teil ihres Jobs. In den Briefen standen Anweisungen über die gewünschte Dauer lebensverlängernder Maßnahmen im Fall einer schweren Verletzung. Außerdem fanden sich darin die Namen der etwaigen Hinterbliebenen und Erben. Was auch immer dort stand, Huxley musste sich daran halten. Sie sammelte die versiegelten Umschläge ein. Als sie fertig war, herrschte Schweigen.
»Was macht ihr denn für betrübte Gesichter?«, sagte Murphy lachend. »Wir wollen keinen Atomsprengkopf entschärfen, sondern bloß etwas Gold klauen.«
Die bedrückte Stimmung verflog, und sie setzten ihre Gespräche fort.
»Uns bleibt noch ein wenig Zeit bis zum Aufbruch«, sagte Hanley. »Falls ihr etwas essen oder erledigen möchtet, dann jetzt gleich.«
Alle bis auf Cabrillo und Hanley verließen den Raum.
»Ist bei Meadows und Jones alles klar?«, fragte Cabrillo.
»Es läuft genau nach Plan«, sagte Hanley.
»Und unser blonder Flieger?«
»Ist hierher unterwegs.«
»Das verspricht ein spaßiger Tag zu werden.«
Am Rand der Rua de Lourenco saßen zwei Männer auf ihren Motorrädern mit Beiwagen und beobachteten, wie die Arbeiter der Stadtverwaltung entlang der Route der Karfreitagsparade Absperrungen errichteten. Die Seitenstraßen würden alle blockiert sein. Zum Glück waren die Sperren schlichte Sägeböcke und würden sich mit einem Wagen oder Motorrad leicht beiseite schieben lassen.
»Lass uns zum Sammelpunkt fahren«, sagte einer der Männer.
Der andere Mann nickte und drückte den Knopf des Anlassers.
Dann legte er einen Gang ein und fuhr die Straße hinauf. Einige Blocks weiter hielt er am Bordstein und schaltete den Motor aus.
Die Straße, die zum Sammelpunkt führte, war mit Girlanden, Bannern und Flatterbändern geschmückt. Überall standen Papierlaternen mit Kerzen bereit, die man bei Einbruch der Dunkelheit entzünden würde. Zahlreiche Verkäufer bauten ihre Handkarren auf, um den Zuschauern Speisen und Getränke anbieten zu können. Ein Straßenkehrer fegte ein letztes Mal sein Revier, damit es wenigstens am Anfang sauber sein würde.
»Bestimmt sind viele Drachen dabei«, sagte einer der Männer und deutete auf die lange Schlange der Festwagen.
Es gab dort mindestens siebzig
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