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Der goldene Esel

Titel: Der goldene Esel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucius Apuleius
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hinunter, wo mein getreues Reitpferd stand, nebst noch einem Esel meines gewesenen Wirts Milo.
    Ich dachte: »Wenn die stummen Tiere irgend etwas Sympathetisches in ihrer Natur haben, so wird Dein Roß gewiß Dich erkennen und gastfreundlich bei sich aufnehmen und bewirten.«
    Aber Jupiter, Gott der Gastfreundschaft, und Du, heilige Treue, steckt nicht der elende Gaul mit dem Esel den Kopf zusammen und verschwört sich mit demselben zum Untergange seines Herrn?
    Wie sie mich nur der Krippe näherkommen sehen, denken sie, es ist auf ihr Futter gemünzt und gebärden sich ganz unbändig. Sie legen beide die Ohren zurück, und somit, hast Du nicht gesehen, aus Leibeskräften hintenaus nach mir gesengelt, und weit mich von der Gerste weggetrieben, die ich den Abend noch mit eigenen Händen meinem treuen Tiere vorgeschüttet hatte!
    Nach diesem garstigen Willkommen dränge ich mich ganz abseits in einen engen einsamen Winkel.
    Indem ich da voller Mißmut die Unhöflichkeit meiner beiden Herren Kollegen überdenke und mir heilig vornehme, es den boshaften Bestien andern Tags, wenn ich durch Hilfe der Rosen wieder Lucius geworden, schon wieder einzutränken, so werde ich beim Umsehen, ungefähr in der Mitte des Stalles, in dem Hauptpfeiler, auf dem alles Gebälke ruhte, der Vorsteherin der Ställe, der Göttin Epona, Bild gewahr, das eben mit frischen Rosen bekränzt worden.
    Kaum habe ich dieses mein Entzauberungsmittel entdeckt, so wende ich auch voller Hoffnung alles an, es zu erhalten.
    Ich klettere, so hoch ich kann, mit den beiden Vorderfüßen an dem Pfeiler empor, und mit langgestrecktem Halse und vorgereckter Schnauze strebe ich unter beständigem Getrampel und manchem kräftigen Satz auf das begierigste nach den Kränzen.
    Unglücklicherweise aber muß mein Reitknecht dieses fruchtlose Bemühen bemerken; grimmig springt er von seiner Streue auf und ruft:
    »I, was richtet denn der verdammte Klopphengst da all für Unfug an! Frißt erstlich dem Vieh das Futter weg und will nun auch nicht einmal die Bilder der Götter verschonen? Warte, Du gottlose Bestie, Dein Frevel soll Dir übel bekommen, ich will ja Dich gleich kreuz- und lendenlahm schlagen!«
    Damit so sieht er sich allenthalben nach einem Prügel um und findet leider nur allzu bald ein ganzes Bündel Knüttel. Daraus sucht er sich den dicksten, knotigsten aus, und nun läßt er auch solch ein Wetter von Schlägen auf mich Unglücklichen niederfallen, daß ich zuverlässig noch darunter hätte erliegen müssen, wenn nicht plötzlich mit entsetzlichem Getöse und Gepolter wider die Haustür wäre geschlagen und gerannt worden und die ganze Nachbarschaft in Angst und Schrecken »Diebe! Diebe!« gerufen hätte. Dies hemmte den geschäftigen Arm meines Schinders und jagte ihm so viel Furcht ein, daß er, ohne sich weiter zu besinnen, über Hals und über Kopf davonlief.
    Es währte nicht lange, so war die Tür mit Gewalt aufgesprengt. Eine ganze Diebesbande drang herein. Diese plünderten alles aus; jene umringten die Hausgenossen mit bewaffneter Hand, und noch andere besetzten die Zugänge und hielten Wache, daß die von allen Seiten zu Hilfe eilenden Leute ihnen nichts anhaben möchten.
    Allesamt mit blanken Degen und brennenden Fackeln versehen, erleuchteten sie die Nacht. Es schimmerte das Feuer und der Stahl wie die aufgehende Sonne.
    Mitten im Hofe stand ein Magazin wohlverrammelt und verschlossen und von unten bis oben mit Milos Reichtümern vollgestopft.
    In einem Augenblick war das mit Äxten an mehreren Orten geöffnet und ausgeleert. Der ganze Raub wurde in aller Eile in Bündel geschnürt und verteilt. Allein da waren mehr Hucken als Träger.
    Äußerst in Verlegenheit über die Fülle des Reichtums, womit sie nicht wußten wohin, machten sie endlich unsern Stall ausfindig.
    Mein Pferd und wir beide Esel wurden sogleich herausgezogen und bepackt, was nur das Zeug halten wollte.
    Als nun das ganze Haus ausgeräumt, trieben sie uns mit Stöcken heraus, ließen einen von sich zum Kundschafter in der Stadt zurück, um sie wegen der wahrscheinlichen Nachforschung zu benachrichtigen, und darauf jagten sie uns unter verdoppelten Schlägen durch unwegsame Gebirge immer vor sich her.
    Schon war ich von übermäßiger Bürde, die ich trug, von dem steilen Aufsteigen der Berge und von dem starken übereilten Marsche dermaßen abgemattet, daß ich hätte umfallen mögen. Da faßte ich, zwar spät, aber um desto ernstlicher, den Entschluß, mich der Gerechtigkeit

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