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Der goldene Esel

Titel: Der goldene Esel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucius Apuleius
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meinen Herren hübsch treu und redlich, in Geduld und Gelassenheit zu dienen; zumal, da ich aus ihren Gesprächen vernahm, daß nun unser Nachtlager und überhaupt das Ziel unsres ganzen Marsches, das Ende all unsrer Beschwerden ganz in der Nähe wäre.
    In der Tat, wir legten nicht mehr als noch einen mäßigen Hügel zurück, so waren wir zum Orte unsrer Bestimmung, zum Sitz und zur Burg der Räuber gelangt.
    Alle Sachen wurden sogleich abgepackt und in Verwahrung gegeben.
    Ich, sobald ich nur meinen Rücken frei und ledig fühlte, kollerte und wälzte mich nach Herzenslust im Sande. In Ermangelung eines Bades blieb mir kein anderes Mittel übrig, mich von meiner Strapaze zu erquicken.
    Hier ist der Ort, eine Beschreibung von der Gegend und Höhle zu machen, wo sich die Räuber aufhielten. Ich kann dabei gelegentlich meinen Geist versuchen und zu gleicher Zeit auch den Lesern eine Probe geben, ob ich damals ebenso wirklich dem Innern als dem Äußern nach Esel war.
    Es war ein rauher, waldiger und vorzüglich hoher Berg. Über desselben schrägem Abhange wanden sich aneinanderhängende Ketten schroffer, unzugänglicher Felsen, zwischen welchen tiefe, unergründliche Täler, mit Dornengebüschen verwachsen, nach allen Seiten sich hinzogen und eine natürliche Verschanzung ausmachten.
    Vom Gipfel herab rann sprudelnd ein reicher Quell, stürzte mit Silberschaum über hervorragende Klippen hin, und in mehrere Bäche verteilt durchwässerte er die Täler und sammelte unten sich zu einem großen stehenden See, der alles umschloß.
    Da, wo die Felsenriffe aufhörten, öffnete sich die hochgewölbte Burg der Räuber: eine Höhle von so weitem Umfange, daß sie einem geräumigen, mit starken Hürden wohlverwahrten Schafstalle glich. Den Eingang verkleidete eine dichte Hecke wie eine vorgezogene Wand. Wer diesen Ort nur sah, konnte ihn mit gutem Gewissen für nichts anders als für ein Raubnest ansprechen.
    Weit und breit umher war nichts als eine kleine, verloren mit Rohr bedeckte Hütte zu sehen, worin, wie ich nachher erfuhr, allemal diejenigen von den Räubern, welche das Los getroffen hatte, des Nachts Schildwache zu halten pflegten.
    Nachdem uns die Räuber vor dem Eingange ihrer Höhle angebunden, zwängten sie sich alle, einer nach dem andern, hinein. Drinnen war dies ihre freundliche Anrede an ein altes, von Jahren tiefgebeugtes Mütterchen, dem allein das Heil und die Pflege so vieler junger Kerle anvertraut schien:
    »Nun, Du alter Molch, Du garstiges Totengerippe, Du Scheusal der Lebendigen! Hast Du uns einmal wieder nichts zurechtgemacht und müßig zu Hause gesessen und die Hände in den Schoß geschlagen? Wirst Du, alte Saufbulle Du! uns wohl bald recht was Kräftiges zu essen geben, woran wir uns wieder von unseren langen, gefährlichen Strapazen erholen mögen?«
    Zitternd und mit kreischender Stimme gab ihnen das arme, alte erschrockene Weib zur Antwort:
    »Ei, liebe, brave Jünglinge, ich werde ja für Euch, für meine trauten Beschützer gesorgt haben! Kommt, kommt, Euer wartet die leckerste, reichlichste Mahlzeit und des Brotes und Weines die Fülle. Blank und rein ausgeschwenkt stehen die Krüge da; auch ist siedend Wasser parat zum Bade, wie ich weiß, daß Ihr's gern habt, wenn Ihr nach Hause kehrt.«
    Sobald sie das hörten, zogen sie sich nackend aus und schwitzten an einem sehr großen Feuer; wuschen sich dann mit warmem Wasser, rieben sich mit Öl und gingen zu Tische, wo der größte Überfluß herrschte.
    Kaum daß sie Platz genommen, so kam noch eine größere Rotte junger Kerls, die ich ebenfalls für Räuber ansah; denn auch sie brachten eine ganze Tracht Gold- und Silbermünzen, Gefäße und seidner und goldgestickter Kleider mit.
    Sie badeten sich auf dieselbe Art wie die vorigen und lagerten sich zu ihnen, nachdem sie vorher gelost, wer bei Tische aufwarten solle.
    Nun ging es an ein Fressen und Saufen! Die aufgehäuftesten Schüsseln waren ausgeleert, die größten Brote verschwunden – im Nu, und es war, als ob die Becher keine Boden hätten.
    Alle zugleich schreien sie unordentlich durcheinander. Bald brechen sie in wieherndes Gelächter aus, bald stimmen sie brüllenden Gesang an. Raserei ist hier Freude und Hohnneckerei Witz; ganz wie vormals beim Bankett der thebanischen Lapithen und halbtierischen Centauren!
    »Wir andern,« hub der vierschrötigste unter ihnen an, »wir sind noch brave Kerls! Wir haben doch Milos Haus zu Hypata erobert; haben überschwengliche Reichtümer mit

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