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Der goldene Esel

Titel: Der goldene Esel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucius Apuleius
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in die Arme zu werfen und den heiligen Namen des Kaisers anzurufen, um mich aus diesem Trübsale zu erretten.
    Es war schon ganz heller Tag, als wir eben durch einen ansehnlichen Flecken kamen, worin Jahrmarkt war. Wie wir nun mitten in dem größten Gewimmel der Leute waren, so versuchte ich es, mit lauter Stimme in der Landessprache den Namen des glorreichen Kaisers auszurufen.
    Oh! – brachte ich ganz klar und deutlich zur Welt. Nur mit des Kaisers Namen selbst wollt' es nicht gehen; er blieb mir zwischen den Zähnen stecken, und an seiner Statt kam das lauteste, langgedehnteste, unangenehmste Yanen hervor.
    Die Räuber ärgerten sich über meinen übel angebrachten, mißtönenden Gesang und luden mir dafür von allen Seiten eine solche Tracht Prügel auf, daß meine Haut auch nicht einmal zum Siebe noch tauglich blieb.
    Endlich aber, ehe ich es mich versah, bescherte mir der allgütige Jupiter mein Rettungsmittel.
    Denn; nachdem wir schon vor manchem kleinen und großen Landhause vorbeigezogen, so sah ich mit einmal in einem geringen Gärtchen unter anderen herrlichen Blumen schöne jungfräuliche Rosen in frischem Morgentau gebadet vor mir stehen.
    Voller Begierde nach denselben und voller Freude über die nunmehrige Erlösung aus dem leidigen Eselsstande trabte ich hastig und munter darauf zu.
    Zum guten Glück mußte mir noch, indem ich schon die Lippen spitzte, um sie abzufressen, einfallen, welcher offenbaren Lebensgefahr ich mich aussetzte, wenn ich so vor den sichtlichen Augen der Räuber mit einmal von einem Esel zum Menschen würde; denn ebensowohl aus Furcht vor Zauberei, als weil ich sie verraten könnte, müßten sie mich ja notwendigerweise auf der Stelle ermorden.
    Stracks ließ ich die Rosen wieder fahren, blieb lieber noch Esel und verbiß in dem Gebisse meinen Schmerz über das gegenwärtige Mißgeschick.
    * * *

Viertes Buch
    Gegen Mittag, als die Sonne zu stechen anfing, kehrten wir in einem Dorfe bei alten Bauersleuten ein. Die Räuber mußten Freund und vertraut mit ihnen sein; so Esel ich auch war, konnt' ich das wohl an den langen Gesprächen, die sie mit ihnen hielten, und an ihren wechselseitigen Umarmungen merken. Sie schenkten ihnen auch allerhand Sachen, die sie mir vom Rücken herunternahmen, und es kam mir vor, als ob sie ihnen dabei zuflüsterten, daß sie solche soeben gestohlen hätten.
    Wir wurden unsrer Bürde entledigt und auf die nächste Weide gelassen. Ich konnte aber weder mit dem Esel, noch mit meinem Pferde Gemeinschaft machen, denn ich war des Heufressens noch völlig ungewohnt.
    Gleich hinter der Hütte hatte ich ein klein Gärtchen bemerkt. Da schlich ich mich, schwindlig vor Hunger, hinein, und an allerhand, wiewohl nur rohem Gemüse, fraß ich mir den Ranzen dick. Auch richtete ich Gebete an die Götter und spähte allenthalben umher, ob nicht etwa in den umliegenden Gärten ein blühender Rosenstock zu sehen. Denn da ich so seelenallein war, zweifelte ich nicht, daß ich abseits hinter Gesträuchen, von niemand gesehen, dieses mein Rettungsmittel einnehmen und sicher die zur Erde gebeugte Tiergestalt ablegen und hinwiederum Mensch werden könnte.
    Indem ich so auf dem Meere dieser Gedanken umhertrieb, erblickte ich in einiger Entfernung ein schattiges Tal voller Gebüsche, und mitten in demselben lachte mir aus mancherlei Gesträuchen und lustigen Stauden der glühende Purpur blühender Rosen entgegen.
    Mein Herz, das von meiner äußern Gestalt weit verschieden war, glaubte jetzt den Lusthain der Venus und der Grazien zu sehen, in dessen wehenden Schatten, auf dessen wonniggrünen Wiesen die liebliche Königin der Blumen ihren herrlichen Glanz samt ihrem Wohlgeruch verbreitet.
    Stracks rufe ich den Gott des erfreulichen Erfolges an und eile in so großen Sprüngen und so schnellem Laufe dahin, daß ich mich in demselben Augenblicke selbst nicht für einen Esel, sondern für den raschesten aller Wettläufer hielt. Doch so leichtfüßig und schwipp ich mich auch immer erwies, so konnte ich dennoch meinem bösen Geschicke nicht zuvorlaufen. Denn, als ich ganz nahe hinzukam, so traf ich nicht jene zarte duftende Rose, die mit Tau des Himmels getränkt und mit Nektar glückseligen Dornensträuchern entblüht; ja, nicht einmal ein Tal fand ich irgendwo, sondern nur ein buschiges Ufer eines Flusses, wo viele Bäume blühen, die wie der Lorbeer längliche Blätter haben, eine geruchlose, aus einem blaßroten, kleinen, länglichen Kelche bestehende Blüte tragen und vom

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