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Der goldene Greif

Der goldene Greif

Titel: Der goldene Greif Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriel Galen
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sich seiner Freudentränen. Aber die Freude war getrübt durch die Sorge um Werigan. Von den fünf G e fährten war Werigan Raigo stets der Liebste gewesen, und er fühlte sich dem ruhigen und besonnenen Moradin nahe wie einem älteren Bruder. Und nun lag Werigan todwund auf der Trage. Er hatte während des ganzen Ritts das Bewußtsein nicht wiedererlangt. Eine r seits hatte Namur das befriedigt, denn so hatte Werigan keine Schmerzen gespürt, andere r seits aber erfüllte ihn diese tiefe Oh n macht mit Sorge um das Leben des Freundes.
    Während sie Werigan vorsichtig auf Raigos Laublager betteten und das Feuer wieder en t fachten, b e richteten die Moradin Raigo von ihrem Kampf mit den Cygonen.
    Plötzlich unterbrach Gilian Storn, der gerade von ihrer Flucht berichtete:
     
    „Ich sah einen Grabhügel unten am Fluß, den ich bei unserem damaligen Aufenthalt hier nicht ges e hen habe. Solltest du auch einen Kampf gehabt haben, Raigo?“
     
    „Dort liegt Eja“, antwortete Raigo ernst. „Sie als einzige konnte mir folgen, und sie kam, um mich zu töten. Ich habe sie im Zweikampf erschlagen, doch meine Kraft reichte nur knapp zum Sieg. Trotz ihrer Bösartigkeit war sie eine ungewöhnliche Frau, und als Schwertkämpf e rin konnte sie es mit jedem Mann aufnehmen.“
     
    Namur hatte unterdessen Werigans Wunde nochmals untersucht, und sein Gesicht übe r scha t tete sich mit tiefer Sorge.
     
    „Sie hat den Tod tausendfach verdient“, sagte er daher, „und sei es nur, weil Werigan ste r ben wird. Die Wunde vergiftet sein Blut, und ehe die Sonne zum zweiten Mal niedersinkt, we r den wir unseren Freund begraben müssen. Ich könnte nichts mehr für ihn tun, selbst wenn ich mit ihm an Vangors Hof wäre.“
     
    Von tiefem Schmerz erfüllt sank Raigo neben Werigan aufs Knie und ergriff seine kalte Hand.
     
    „Wäre Phägor nur hier!“ rief er verzweifelt. „Dann brauchte Werigan nicht zu ste r ben, denn der Greif kann jede Wunde heilen, die nicht sofort zum Tode führt. Doch Phägor ist viele hundert Ken von hier entfernt, und Werigan wird tot sein, ehe er uns erreichen könnte.“
     
    Mit gesenkten Köpfen saßen die Gefährten am Feuer. Namurs Ankündigung hatte ihre Freude über die geglückte Flucht und das Wiedersehen mit Raigo in Kummer verwandelt.
    Auch als Argin kam und wieder einen großen Hasen brachte, heiterten sich ihre Gesichter nicht auf, obwohl sie seit zwei Tagen nichts gegessen hatten. Stumm verzehrten sie den Hasen und auch das Kaninchen, das Argin kurze Zeit später noch herbeischaffte. Findir brach das Schweigen als erster:
     
    „Wir können nicht für die ganze Zeit, in der wir noch hier sein werden, Argin für uns jagen lassen. Es würde ihm schwerfallen, genügend Wild für so viele zu beschaffen. Es hilft Wer i gan nicht, wenn wir hier sitzen und die Köpfe hängen lassen. Darum sollten zwei von uns auf die Jagd gehen. Einen Bogen und Pfeile sollte Storn wohl fertigen können, da er sich auf solche Dinge meisterhaft versteht. Wir anderen sollten versuchen, unser Lager etwas ko m fortabler zu gestalten, denn die Nächte werden kälter, wie ihr bemerkt haben werdet. Auf, laßt uns etwas tun, bevor die Trauer uns lähmt!“
     
    „Findir hat recht!“ sagte Namur. „Werigan würde nicht wollen, daß wir über der So r ge um ihn unser Ziel aus den Augen verlieren. Und das können wir nur erreichen, wenn wir die Zeit in der Wildnis gesund und kräftig überstehen. Daher werde ich auch jetzt zuerst nach euren Verletzungen sehen, bevor wir etwas anderes anfa n gen. Kommt hinunter zum Fluß, damit ich die Wunden waschen kann. Dann werden wir einige Steine mit hierher nehmen. Wenn wir sie im Feuer erhitzen, werden sie Werigan gut wärmen.“
     
    Raigo, der als einziger unverletzt war, blieb als Wache bei Werigan zurück, und die Moradin folgten Namur hinunter zum Fluß. Kurze Zeit später jedoch kamen die vier schon wieder zurück. Sie hatten einen großen Stein gefunden, der wie eine Schü s sel geformt war. Den brachten sie nun mit Wasser gefüllt herbeigeschleppt und stellten ihn ins Feuer.
     
    „Es wird zwar etwas dauern“, erklärte er Raigo, „aber das Wasser wird sich erhitzen, und ich kann damit unsere Wunden besser behandeln.“
     
    So verging der Tag mit zahlreichen Beschäftigungen. Doch einer der Gefährten stand immer auf Wache. Wer wußte schon, was sich zwischenzeitlich in Cygon tat? Zwar nahm Raigo an, daß die Cygonen zunächst auf Ejas Rückkehr warten würden, doch wenn

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