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Der goldene Greif

Der goldene Greif

Titel: Der goldene Greif Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriel Galen
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sie nach einer g e wissen Frist nicht wieder auftauchte, würde man wohl doch nach ihr suchen. Die Moradin wollten sich nicht überraschen lassen, solange sie noch gezwungen waren, an der Furt zu verweilen.
    Zum Glück hatte es aufgeklart, so daß die Schneedecke nicht dicker wurde und die Pferde an Futter gelangen konnten. Storn hatte aus einem der geschmeidigen Äste der am Fluß wac h senden Weiden einen Bogen angefertigt, der in seiner kundigen Hand eine durchaus taugliche Jagdwaffe ergab. In den Satteltaschen hatte sich genug kräftige Lederschnur g e funden, und zur Befiederung der Pfeile dienten die Federn des von Argin geschlagenen F a sans. So gingen er und Gilian auf die Jagd. Das Glück war ihnen hold, und nach zwei Stu n den kamen sie mit einem erlegten Reh zurück.
    Die anderen hatten inzwischen aus Ästen und trockenem Farn einen geräumigen Unterstand gebaut, in den man Werigan vorsichtig gebettet hatte. Doch der Zustand des verwundeten Moradin verschlechterte sich zusehends. Sein Atem ging flach, und der Schlag seines He r zens war kaum noch zu spüren. Hilflos mußten die Freunde mit ansehen, wie sein Leben s funke immer schwächer wurde.
    Es war dunkel geworden, und die Männer saßen an dem vor dem Eingang des U n terstand brennenden Feuer. Nun berichtete Raigo, was er erlebt hatte, nachdem er an dem Abend das Zimmer der Gefährten verlassen hatte. Die Freunde dagegen erzählten ihm, wie es ihnen gelungen war, ihn mit Timios Hilfe aus dem Heiligtum zu befreien. Bei der Erwähnung des Dämonen fiel über Raigos Gesicht ein tiefer Schatten und sein Gesicht verzerrte sich in Eri n nerung an die ausgestandene Qual.
     
    „Nennt ihn nicht! Erwähnt nie mehr in meiner Gegenwart seinen Namen!“ Raigo fröstelte wie in einem Fieberanfall. „Zu groß war das Grauen, das meine Seele schüttelte, und die Erinn e rung daran ist immer noch unerträglich für mich. Verlangt nicht, daß ich euch mehr darüber erzähle, wie er mich peinigte, als ich hilflos auf seinem Altar lag. Worte können das Entse t zen nicht schildern, das ich empfand. Doch hat wohl das Wenige, das ihr selbst gespürt habt, euch einen Hauch dessen vermittelt, was ich ertragen mußte. Wäre der Schild My n thars nicht gewesen, wäre mein Geist in tausend Fetzen gerissen worden, und meine Seele wäre ve r dorrt.“
     
    „Ich habe die Statue gesehen“, sagte Storn leise. „Und selbst wenn du in diesem A u genblick auf dem Altar hättest zerstückelt werden sollen, ich wäre nicht fähig g e wesen, dir zur Hilfe zu eilen. Ich war wie gelähmt. Timio war ein Held, und sein Andenken soll stets in Dankba r keit in unseren Herzen sein.“
     
    Die Erinnerung an das Grauen hatte das Gespräch versiegen lassen, und so begab man sich zur Ruhe. Abwechselnd wachten die Gefährten an Werigans Lager. Sie hofften immer noch, er würde noch einmal wieder zu sich kommen. Doch der Mo r gen stieg bleich aus den Wi e sen, ohne daß Werigan sich gerührt hätte.
    Die Stimmung der Freunde wurde immer gedrückter. Gegen Mittag rief Namur, der bei Werigan saß, die anderen zu sich.
     
    „Ich glaube, es geht zu Ende“, sagte er tonlos.
     
    Stumm knieten die Gefährten neben dem Lager des Sterbenden. Fassungslos sahen sie zu, wie mit jedem seiner mühsamen Atemzüge das Leben mehr und mehr aus Werigans Brust entfloh.
    Da erfüllte auf einmal ein mächtiges Rauschen den Himmel über ihnen. Verstört sprangen alle auf und sahen nach oben. Und dann senkte sich die Silhouette eines riesigen, geflüge l ten Wesens zu ihnen nieder.
     
    „Phägor!“ schrie Raigo voll banger Freude. „Schnell, schnell, denn sein Leben ze r rinnt uns unter den Händen!“
     
    Staunend wichen die Moradin zur Seite. Phägor aber trat rasch in den Unterstand. Aus se i nem Schwanz zog er eine der schwarzen Federn. Mit fliegenden Fingern riß Raigo den Ve r band von Werigans Wunde, und der Greif strich mit der Feder da r über. Zweimal, dreimal, viermal fuhr die Feder über die Wunde, und wie von selbst begann sich die Wunde zu schließen. Zuletzt blieb nur noch eine gerötete Stelle, und dann war Werigans Leib glatt, als habe ihn der Schwertstreich nie getroffen.
    Atemlos hatten die Moradin das Geschehen verfolgt. Obwohl sie durch Raigo von Phägor wußten, war sein Anblick für sie wie ein Wunder, und die spektakuläre He i lung ging über ihr Begreifen. Auch Raigo hatte Phägor mit banger Hoffnung zugesehen, immer noch fürc h tend, die Hilfe könne zu spät geko m men

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