Der goldene Greif
fürchteten.
Da die Männer nun nicht mehr nach einem Treffpunkt suchen mußten wie auf i h rem Hinweg, brauchten sie nicht mehr der großen Schleife des Than zu folgen, sondern konnten gerad e wegs nach Südosten reiten. So stießen sie am vierten Tag wieder auf den Fluß, an dessen Ufer einige Kenn weiter eine kleine Ortschaft lag, durch die Raigo auch auf seinem Hinweg g e kommen war.
Sie stiegen in dem winzigen Gasthof ab und genossen es, nach so langer Zeit wieder in e i ner warmen Stube zu sitzen. Die Pferde taten sich am lang entbehrten H a fer gütlich, und die Männer wärmten ihre kältestarren Glieder vor dem großen K a min und tranken heißen Wein.
„Hört zu!“ sagte Raigo, als sie nach einem guten Mahl behaglich beisammen saßen. „Wenn ihr mir weiter folgen wollt und meinen Plänen zustimmt, werden wir uns hier trennen mü s sen. Vangor sollte vom glücklichen Ausgang unseres Unternehmens erfahren, und auch in Imaran wartet man schon voll Sehnsucht auf eine Nachricht von mir. Ich habe darum an euch fo l gende Bitte: Storn und Gilian sollten zurück zu Vangor reiten, um ihm Nachricht zu bringen. Werigan, Namur und Findir reiten weiter mit mir. Doch etwas weiter südlich trennt sich auch Namur von uns und reitet nach Imaran, um Tamantes von unserem Erfolg zu b e richten und um Coriane zu beruhigen, die sicher schon vor Sorge um mich vergeht. Werigan und Findir bitte ich, mich zu den Wyranen zu begleiten, denn der Weg dorthin ist nicht s i cher. Ich möchte die kostbare Statue nicht durch Räuberhand verlieren, aber zu dritt sollten wir dieser G e fahr gewachsen sein.
Daß wir uns jetzt trennen, soll aber nicht heißen, daß wir uns nicht wiedersehen. Denn ich bitte Gilian und Storn, nicht lange bei Vangor zu verweilen, sondern N a mur nach Imaran zu folgen. Sobald wir von den Wyranen zurückkehren, sollte entweder Werigan oder Findir euch bei Tamantes von unserer Rückkehr benachricht i gen, denn ich selbst darf nach des Königs Urteilsspruch sein Land noch nicht wieder betreten. Sind wir dann alle wieder be i sammen, wäre es mein größter Wunsch, daß meine Freunde mich in meine Heimat begle i ten und dabei sind, wenn ich durch Mynthars Gnade den Thron meiner Väter zurückgewi n ne. Ich möchte, daß ihr alle teilhabt an meinem Glück, wie ihr meine Nöte und Gefahren mit mir geteilt habt. Doch natürlich kann ich es euch auch nicht verdenken, wenn ihr auf die la n ge Reise verzichten und wieder zu Vangor zurückkehren wollt, denn schließlich habe ich mir euch ja nur von ihm geborgt und habe kein Recht, ihm seine besten Recken länger vorz u enthalten.“
„Was denkst du nur!“ entrüstete sich Findir. „Du glaubst doch nicht im Ernst, daß die Sache hier und jetzt für uns beendet ist. Wir haben doch nicht so viel Arbeit auf uns genommen, um nun nach Hause geschickt zu werden, ohne das Ende unserer Plackerei zu sehen! Nein, nein, mein Freund, so schnell wirst du uns nicht wieder los! Wir wollen doch deine Coriane sehen, die du so rühmst, und schließlich - wer von uns weiß denn, ob du wirklich der Prinz von R u warad bist?“ feixte er und kniff den anderen ein Auge. „Wir müssen uns schließlich davon überzeugen, daß wir ke i nem Betrüger geholfen haben. Wir wollen doch sehen, ob das alles wahr ist, was du uns erzählt hast.“
„Ja, so ist es!“ sagte Werigan mit todernster Mine. „Und somit müssen wir auf jeden Fall jemanden zu Tamantes schicken, denn der König ist der einzige, der uns best ä tigen kann, daß du Raigo von Ruwarad bist. Und wir müssen uns vergewissern, daß du die kostbare Statue auch wirklich da ablieferst, wo sie hingehört, und sie nicht irgendwo verhökerst. Und dazu braucht es vertrauenswürdige Männer wie Findir und mich. Also glaube nur nicht, daß wir dich aus den Augen lassen werden, bis die Sache zu Ende gebracht worden ist!“
Zuerst hatte Raigo verblüfft gestutzt, doch nun lachte er aus vollem Hals.
„Natürlich, da habt ihr recht!“ stimmte er zu, als er wieder zu Atem kam. „Man kann ja nicht jedem hergelaufenen Strolch Glauben schenken - und schon gar nicht Leuten, die in fre m den Palästen stehlen und die mit so zwielichtigen Wesen wie einem Greifen umgehen!“ Dann wurde er wieder ernst, aber in seinen Augen lag ein frohes Leuchten. „Ich danke euch, Freunde, und ich weiß nicht, wie ich euch eure Treue je werde vergelten können. Aber es macht mich glücklich, euch weiter an meiner Seite zu sehen, denn dann
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