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Der goldene Greif

Der goldene Greif

Titel: Der goldene Greif Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriel Galen
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gegolten, wenn er als Knabe mit dem Vetter gerungen hatte und - wie immer besiegt - heulend zu seiner Mutter gelaufen war.
    Nein, Cart hatte sich nicht geirrt! Das war wirklich Raigo! Wo hatte er nur seine Augen g e habt, daß er ihn nicht selbst schon erkannt hatte?
    Mit dieser Erkenntnis überfiel Lardar blitzartig die Vorstellung der Folgen, die Raigos une r wartete Wiederkehr für ihn und seinen Vater haben würde. Raigo war z u rückgekommen, um sich zu rächen und die Herrschaft wieder an sich zu bringen - das war für ihn die einzige Erkl ä rung. Er, Lardar, hätte an Raigos Stelle genau das geplant. Doch Tamantes schien Raigo zu diesem Plan nicht seine Hand reichen zu wollen, aus welchem Grund auch immer, denn sonst hätte er Raigo nicht für zwei Jahre ausgewi e sen.
    Gut so! So hatte man es nur mit Raigo allein zu tun, und da sollte sich wohl ein Weg finden lassen, den lästigen und gefährlichen Vetter nun endgültig loszuwerden.
     
    „Braucht Ihr mich noch, Herr?“ unterbrach Carts unterwürfige Frage Lardars Überl e gungen.
     
    „Wie?“ Lardar tauchte aus seinen Gedanken auf wie aus einem tiefen, dunklen Wa s ser.
     
    „Ob Ihr mich noch braucht, Herr, habe ich mir zu fragen erlaubt“, sagte Cart und bemühte sich um einen möglichst unbefangenen Gesichtsausdruck.
     
    „Ach, Cart, ja, du bist ja noch hier. Gut, du hattest Recht . Was du hörtest, ist ta t sächlich von einiger Wichtigkeit für mich“, antwortete Lardar. „Doch es ist dir wohl klar, daß du über diese Sache unbedingt Stillschweigen bewahren mußt. Niemand darf wissen, daß wir die Wahrheit kennen, da Tamantes es anscheinend noch geheim halten möchte. Wie wird sich mein V a ter freuen, diese Neuigkeit zu erfahren! So lange hat er vergeblich nach dem Verschollenen s u chen lassen. Doch wir wollen es ihm überlassen, das Volk von Ruwarad von der Rückkehr seines Thronfolgers zu unterrichten.“
     
    Lardar sah Cart bei diesen Worten scharf an, doch dieser zeigte ein völlig au s drucksloses Gesicht. Trotzdem mißtraute der Prinz dem Diener. Er kannte ihn lange genug, um zu wi s sen, daß Cart falsch und verschlagen war. Fieberhaft überlegte Lardar, wie er den unb e quemen Mitwisser loswerden kon n te.
     
    „Hör zu!“ sagte er daher. „Mein Vater muß so schnell wie möglich von dieser Neuigkeit unte r richtet werden. Zwar werde ich morgen aufbrechen, doch ich werde mit der Verwundung nur langsam reiten können. Darum wirst du jetzt sofort losreiten. Du weißt, daß König Konias auf dem Weg nach Imaran ist, um der Hochzeit beizuwohnen, die ja nun nicht mehr stattfi n det. Er kann nur noch ein bis zwei Tagesritte von hier entfernt sein. Reite ihm entgegen und e r zähle ihm, was du gehört hast. Aber nur ihm allein, hast du verstanden? Der König wird dich dann auch belohnen, wie es dem Dienst gebührt, den du uns erwiesen hast. Nimm vo r erst meinen Dank und diesen Ring hier. Und nun spute dich und achte darauf, daß niemand de i nen Aufbruch bemerkt. Geh’ jetzt!“
     
    Cart nahm mit vielen Verbeugungen den Ring entgegen, den Lardar von seinem Finger zog. Weiterhin buckelnd verließ er den Raum. Vor der Tür betrachtete er das Schmuckstück g e nauer. Über sein häßliches Gesicht zog ein zufriedenes Grinsen. Der Ring war ein kleines Vermögen wert. Wenn der König genau so großzügig war wie sein Sohn, war sein Glück gemacht. Hastig verstaute er den Ring in seiner Gürteltasche und machte sich dann hei m lich davon, um Konias entgegenzureiten.
     
    Als sich die Tür hinter Cart geschlossen hatte, verzog sich Lardars hübscher Mund zu einem bösen L ä cheln.
     
    ,Narr!’ dachte er. ,Du wirst dich deines Lohnes nicht lange erfreuen. Der Vater wird schon wissen, was er mit einem Menschen zu tun hat, der ein so gefährliches G e heimnis kennt.’
     
    Doch dann begann er erneut zu überlegen. Raigo mußte unschädlich gemacht we r den, das war klar. Lardars Sinn stand wirklich nicht danach, die angenehme Stellung als verwöhnter Kronprinz aufgeben zu müssen und die Aussicht auf die Krone R u warads zu verlieren. Somit mußte er versuchen, in Erfahrung zu bringen, welche Pläne der verhaßte Vetter hatte. Daß Raigo nicht in Imaran bleiben würde, war gewiß, denn er mußte sich Tamantes’ Urteil g e nauso fügen wie Lardar. Das hatte der Streit zwischen Scharin und Tamantes klar zum Au s druck gebracht. Doch wohin würde er gehen? Zurück zu Vangor? Wahrscheinlich! Doch das war eine lange und gefährliche Reise,

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