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Der goldene Greif

Der goldene Greif

Titel: Der goldene Greif Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriel Galen
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    Ungeduldig rannte Lardar in seinem Zimmer auf und ab. Er hatte das Essen kaum berührt, das man ihm gebracht hatte. Immer wieder lauschte er auf den Gang hinaus nach den leic h ten Schritten von Melisa. Nun waren bereits zwei Stunden ve r gangen, aber das Mädchen kam nicht.
    Wieder verging eine halbe Stunde, ohne daß sich etwas rührte. Schon glaubte er, Melisa habe kein Glück gehabt und traue sich nun nicht mehr zu ihm, als es leise an der Tür schar r te. Ungeduldig öffn e te Lardar, und Melisa huschte lautlos herein.
     
    „Nun“, fragte er gespannt, „hast du etwas erreicht?“
     
    Melisa flog ihm um den Hals. „Oh, Ihr mein Geliebter!“ rief sie überschwänglich . „Für Euch würde ich die Staatsgeheimnisse des Königs herausfinden! Ja, ich weiß, wohin dieser Neskon geht.“
     
    „Sag, sag wohin!“ Unwirsch löste Lardar die Hände des Mädchens von seinem Hals und schob sie ein Stück von sich. Verwundert schaute Melisa ihn an und erschrak vor dem u n verhüllten Haß in seinen Blick. Wehe diesem Neskon! In Lardars Augen lag sein Tod. Doch was ging das sie an, wenn sie nur Lardar behalten konnte?
     
    Darum sagte sie: „Die Herrin Coriane hat Owina erzählt, daß Neskon in die südlichen Fe l senberge reitet, um dort das Orakel zu suchen. Ich weiß zwar nicht, warum er so etwas G e fährliches tun will, da er doch Ruhm und Reichtum und bald auch eine schöne Frau hat, aber es muß stimmen, denn Owina sagt, daß die Herrin vor Kummer und Sorge fast vergeht. Seht Ihr, mein Prinz, sie liebt Euch nicht! Aber ich liebe Euch, und nur darum habe ich es gewagt, Euch diese Nachricht zu bringen. Denn wie leicht kann man entdecken, was ich tat, wenn Neskon stirbt. Owina wird sich an unser Gespräch erinnern.“
     
    „Hab keine Furcht, Melisa!“ beruhigte sie der Prinz. „Niemand wird je erfahren, durch wessen Hand Neskon starb. Der Weg zu den Felsenbergen führt durch viele Gefahren. Ich danke dir für deine Hilfe und werde mich zur rechten Zeit daran zu erinnern wissen.“
     
    Wieder zog das böse Lächeln über Lardars Lippen. Dummes Ding! Sie würde nicht viel G e legenheit bekommen, ihn mit ihrem Wissen zu erpressen. War erst alles erledigt und er an Tamantes’ Hof zurückgekehrt, um Coriane doch noch zu heiraten, würde er schon dafür so r gen, daß sie nichts mehr ausplaudern konnte. Schade um die hübsche Kleine! Aber noch war es nicht so weit. Begehrlich sah Lardar an dem schlanken Körper hinab.
     
    „Komm!“ sagte er mit vor Erregung heiserer Stimme. „Dies ist für lange Zeit unsere letzte Gelegenheit, und darum soll diese Nacht dir gehören.“
     
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    Raigo hatte unterdessen allein in seinem Zimmer gesessen. Als die Dämmerung den Raum langsam in immer dunklere Schatten tauchte, wurden auch Raigos Gedanken immer düst e rer. Mehrmals hatte jemand an seine Tür geklopft, doch Raigo hatte es kaum wahrgeno m men.
    Die Wunde an seinem Arm hatte aufgehört zu bluten, und der Schmerz war in ein dumpfes Pochen übergegangen, dem er jedoch keine Beachtung schenkte. Ve r zweiflung hämmerte in seinen Schläfen und verdrängte jeden klaren Gedanken. Wie in einem Kreis gefangen dachte er immer wieder nur daran, daß er sich von Coriane trennen mußte. Befolgte er Tamantes’ Rat nicht und ging zurück zu Vangor, wäre nach zwei Jahren sein Problem immer noch da s selbe. Suchte er das Orakel auf, ging er vielleicht in den sicheren Tod und würde Coriane auch nicht mehr wiedersehen. Und was, wenn ihm das Orakel keine glückliche L ö sung se i nes Problems verhieß? Auch dann würde er auf sie verzichten müssen. Zwar hatte ihm auch Phägor geraten, sich dem Spruch des Orakels zu stellen, aber auch der Greif ha t te nicht g e wußt, ob er die Prüfungen bestehen würde.
     
    „Ach, Coriane! Was soll ich nur tun?“ stöhnte er. Doch die samtene Dunkelheit erstickte se i nen Seufzer und zog ihre lähmenden Fesseln kaum merklich immer enger um seine gefa n gene Seele.
     
    Plötzlich klopfte es wieder an die Tür, und eine Stimme rief unterdrückt: „Raigo! Mach bitte auf! Ich bin es, Coriane. Bitte, ich muß dich sehen!“

 
    Raigo schrak hoch. Mit einem Satz war er an der Tür und schob mit fliegenden Fi n gern den Riegel zurück. Coriane trat ein. Ein schwarzer Umhang verhüllte ihre Ge s talt, so daß sie in der

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