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Der goldene Greif

Der goldene Greif

Titel: Der goldene Greif Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriel Galen
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ruh i gem Ernst entgegen. Huvran führte Raigo auf den jungen Mann zu.
     
    „Dies ist Haldran“, sagte er, „der auserwählt ist, dem Gott zu dienen, wenn du die dritte Pr ü fung bestehst. Er wird dich nun zu dem Ort der letzten Aufgabe führen, und er wird dich auch zum Thron der Götter begleiten, wenn du erfolgreich warst.“
     
    Stumm verneigte sich Haldran vor Raigo, die Hand aufs Herz gelegt. Dann ergriff er die zwei Fackeln, die man ihm reichte, dreht sich um und schritt auf einen Gang zu, der auf der an d ren Seite der Halle begann. Verwirrt folgte ihm Raigo, denn der Jüngling hatte ihm nicht einmal Zeit gegeben, noch ein Wort mit Huvran zu wec h seln. Bevor er hinter Haldran in den Gang trat, sah er sich daher noch einmal um. Huvran hatte die Hand zum Gruß erhoben, und Raigo nahm sein ermutigendes L ä cheln mit sich, als er nun hinter Haldran hereilte. Der Gang, den der Jüngling ihn führte, schien in unzähligen Windungen und Abzweigungen i m mer tiefer in den Berg hineinzuführen. Schon längst hatte Raigo jede Orientierung verloren, als sich der Gang zu einem kleinen Raum weitete, in dessen gegenüberliegender Wand er eine schwere, eisenbeschlagene Tür erblickte.
    Raigo stutzte. Eine Tür? Er hatte geglaubt, die Wyranen würden keine Türen ke n nen, da er stets nur die Ledervorhänge gesehen hatte. Da hier jedoch eine Tür - und dazu noch eine so starke - benutzt wurde, mußte sich dahinter etwas sehr Kostbares oder - etwas sehr Gefäh r liches verbergen. Raigo merkte, wie ein eisiger Hauch über sein Rückgrat strich.
     
    Haldran schob den großen Riegel zurück. „Geh hinein!“ sagte er in gebrochenen Imaranisch. „Ich werde hier auf dich warten. Wenn du herauswillst, klopfe an die Tür, dann werde ich dich herauslassen.“
     
    Zögernd öffnete Raigo die Tür, als befürchte er, der dahinter lauernde Schrecken würde sich sofort auf ihn werfen. Doch das Licht der von Haldran gehaltenen Fackel zeigte nur einen großen, leeren Raum.
    Raigo konnte zuerst nichts Besonderes entdecken, doch als Haldran die Tür hinter ihm schloß, bemerkte er, daß er nicht in völliger Dunkelheit stand. Von der rüc k wärtigen Wand ging ein weiches Leuchten aus. Raigo trat näher und ihm fiel auf, daß das Leuchten stärker wurde, je mehr er sich der Wand näherte. Nun stand er so dicht davor, daß er sie mit der ausgestreckten Hand hätte berühren können. Die Wand war fugenlos glatt, und es kam ihm vor, als sei sie aus dickem, milchigen Glas.
    Vorsichtig legte Raigo seine Hand auf die glatte Oberfläche. Sie war fest, doch von einer unnatürlichen Wärme. Raigo begann sich zu fragen, was es mit dieser Wand und ihrem g e heimnisvollen Licht auf sich haben möge und worin seine Prüfung d a bei bestehen solle.
    Mit einmal jedoch begann das Licht zu pulsieren. In dem milchigen Glas drehten sich farbige Wirbel. Wie unter einem Bann verfolgte Raigo die wechselnden Farbenspiele, die ihn fasz i nierten und zugleich ängstigten, da er sich ihre Herkunft nicht erklären konnte. Dann jedoch verliefen die Farben, und von der Mitte aus wurde das Glas klar und durchsichtig. Und dann war es Raigo, als stünde er an einem Fenster und blicke hinaus ins Freie.
    Vor seinen Augen breitete sich ein großes Brachfeld aus, auf dem eine Schlacht g e schlagen wurde. Verblüfft merkte Raigo, daß er zwar alles sehen, aber keinen Laut hören konnte. E i ne Weile beobachtete Raigo die kämpfenden Männer, dann weckte ein einzelner Kämpe seine Aufmerksamkeit.
    Als würde die Sicht von seinen Gedanken gelenkt, schien er plötzlich nahe bei dem Kämpfer zu sein, als sei das Fenster direkt neben den Reiter gerückt. Raigo kam es vor, als befände er sich selbst mitten in der Schlacht. Bewundernd stellte er fest, daß der Beobachtete ein ausgezeichneter Schwertkämpfer war. Geschickt griff er an, und drei, vier Feinde fielen, g e fällt von der starken Hand des Ritters.
    Raigo wunderte sich jedoch sehr, daß er das Geschehen zwar genau verfolgen konnte, aber die Gesichtszüge der Kämpfenden auf eine unerklärliche Art verschwommen und unkenn t lich waren. Dennoch war er von dem Kampf so gefesselt, daß er gar nicht merkte, daß er hier und da „Paß’ auf!“ oder „Vorsicht, dort hinter dir!“ schrie. Jetzt merkte er auch die A b sicht seines Favoriten, der versuchte, sich an den gegnerischen Anführer heran zu kämpfen . Dieser war ein mächtiger, schwarzhaariger Mann in dunkler Kleidung, der seine Gegner mit gewaltigen Schl

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