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Der goldene Greif

Der goldene Greif

Titel: Der goldene Greif Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriel Galen
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er das Ufer des Sees erkennen, und dann entdeckte er Ahath, der unter der kleinen Baugruppe schlief. Raigo war sicher, daß auch Argin dort war und über Ahath auf einem Ast saß.
    Zuerst wollte er zu ihnen hinuntergehen, doch dann blieb er sitzen. Auch die Nähe der be i den Kameraden würde ihn nun nicht von seinen Grübeleien befreien. So zog er die Decke enger um sich, hing seinen Gedanken nach und schaute dem Erw a chen des Tales zu.
    Nun fiel das erste Sonnenlicht auf den Platz, wo Raigo saß, und Argins scharfe Augen e r spähten ihn. Sein heller Schrei weckte Ahath, und schon kamen die beiden wie der Stur m wind herangefegt. Die liebevolle Begrüßung tat Raigo wohl, doch die beiden Tiere schienen zu merken, daß ihr Herr lieber allein sein wollte. So verließen sie ihn bald wieder, um ihren eigenen Interessen nachzugehen. Argin flog über die Berge, um sich sein Frühstück zu fa n gen, und Ahath lief zum Rand des Wassers zu einem Morgentrunk. Bald darauf sah Raigo ihn in der Wiese grasen.
    Nach und nach wurde es nun auch in den Höhlen lebendig, und auch Raigo bekam sein Frühstück. Eine junge Wyranin, eine von Bearnirs Töchtern, brachte ihm ein Tablett mit fr i schen Fladen, die mit Gemüse gefüllt waren. Sie nickte Raigo bei se i nem Dank lächelnd zu und verschwand dann genau so lautlos, wie sie gekommen war.
    Bald verlief sich auch das muntere Treiben vor den Höhlen wieder, und mit einmal lag das ganze Tal wieder wie ausgestorben da.
     
    Quälend langsam verrannen die Stunden. Selbst der ausgedehnte Spaziergang rund um das Tal, dessen goldener Friede gestern so beruhigend auf Raigo gewirkt hatte, konnte ihn he u te nicht auf andere Gedanken bringen. Je weiter die Sonne sich dem westlichen Bergkranz zuneigte, desto unruhiger wurde Raigo. Wie ein gefangenes Tier lief er gereizt vor seiner Höhle auf und ab. Manchmal zwang er sich zum Ni e dersetzen, wenn ihm die Nutzlosigkeit seiner Wanderung bewußt wurde, doch M i nuten später sprang er wieder auf. Dann lief er durch sein Zimmer zu dem Innengang, um zu sehen, ob Huvran ihn nicht endlich holen k ä me. So sehr er sich vor der Prüfung fürchtete, so sehr wünschte er doch, sie würde endlich beginnen. Die Innenflächen seiner Hände waren feucht und kalt, und als er es bemerkte, schalt er sich selbst einen Feigling.
    Zäh tropften die Sekunden in das große Becken der Zeit, in dem Raigo langsam zu ertrinken glaubte.
    Die Sonne, die gestern mit sichtbarer Geschwindigkeit hinter den Bergen ve r schwunden war, schien sich heute am Himmel kaum vorwärtszubewegen. Doch endlich berührte ihr Rand den gezackten Rücken der Bergkette. Nervös sah Raigo zu, wie sie sich immer tiefer senkte, und zum Schluß nur noch ein schmaler Rand über die schwarzen Berge ragte.
    Das altvertraute und doch immer wieder erhabene Schauspiel des Sonnenunte r gangs hatte Raigo doch so gefesselt, daß er Huvrans Kommen erst bemerkte, als dieser schon neben ihm stand.
     
    „Es ist so weit, Raigo!“ sagte der Greis ernst. „Die dritte Prüfung wartet auf dich.“
     
    „Den Göttern sei Dank!“ seufzte Raigo. „Ich dachte schon, dieser Tag würde nie zu Ende gehen. Nie in meinem Leben ist mir ein Tag so lang erschienen. Es war mir, als hielte Kanthar sein Sonnenschiff am Himmel fest. Ich glaubte schon, der So n nengott wolle mich narren, um seinen Bruder Mynthar vor der Belästigung durch Bittsteller zu schützen.“
     
    Ein feines Lächeln zeigte sich in Huvrans Mundwinkeln. „Ich sehe, daß du trotz des langen Wartens den Mut nicht hast sinken lassen“, sagte er, „da du das Scherzen noch nicht ve r lernt hast. Das ist gut, denn du wirst deinen Verstand und deine Se e lenstärke brauchen.“
     
    Zu Raigos Verwunderung hatte er Handur mitgebracht und bat ihn nun, das Schwert zu gü r ten. Dann wandte er sich um, und Raigo folgte ihm. Wieder ging es zuerst in die große Ha l le. Dort waren alle Wyranen versammelt, festlich geschmückt und in stummer Erwartung. In der Mitte der Halle war ein freier Platz gelassen wo r den.
    Dort stand ein junger Mann, fast noch ein Knabe, in einem Wams und Hosen aus weißg e gerbtem Leder. Säume und Nähte waren mit feiner Stickerei verziert, deren tiefes Blau die kunstvolle Arbeit deutlich zeigte. Weiche Stiefel aus dem gleichen Leder und ein einfacher blauer Gürtel mit silberner Schnalle vervollständigten den Anzug. Ein weißes Lederband hielt das schwarze Haar über der Stirn. Die dunklen Augen des Jünglings blickten Raigo mit

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