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Der goldene Kelch

Der goldene Kelch

Titel: Der goldene Kelch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eloise Jarvis McGraw
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gehen oder zu Hause im Hof mit einem Kumpan „Hund und Schakal“ zu spielen. Nach den Erzählungen des Alten, der Setma folgte, so oft er konnte, war dessen Treiben sogar noch langweiliger. Ranofer fühlte sich entmutigt, aber Heqets Interesse an der Sache ließ nicht nach, es schien im Gegenteil sogar noch zuzunehmen.
    „Sie halten still“, sagte Heqet eines Mittags zu Ranofer. „Offenbar meiden sie einander. Wart nur ab! Dafür gibt es bestimmt einen Grund, und den werden wir bald erfahren. Halt die Augen offen! Ich bin sicher, demnächst passiert was.“
    Es passierte, kurz nachdem der Fluss wieder angefangen hatte zu steigen. Gebu ging aus, Ranofer schlich ihm nach. Er ging schnurstracks durch die Totenstadt, anstatt wie gewöhnlich zu Mutras Schänke abzubiegen. Ranofers Aufregung wuchs, während er Gebu folgte; er musste vorsichtig sein, denn Gebu drehte sich immer wieder verstohlen um und blickte hinter sich. Dieses Mal war sicher etwas im Schwange! Das wusste Ranofer genau, als Gebu sich der Straße der Maurer näherte: Gebu ging zu Wenamun. Ranofer platzte fast vor Aufregung. Ich muss diese Palme finden!, dachte er. Heqet wird auch dort sein, und wir können die beiden zusammen beobachten, vielleicht hören wir ja sogar, was sie aushecken!
    Er konnte aber nur in die Gasse hinter der Straße der Maurer kommen, wenn er sich durch einen Hof schlich oder ganz außen herumging. Ranofer zögerte. Er hielt es für unklug, seinen Posten zu verlassen, beschloss dann aber doch, es zu riskieren. Voller Sorge, Gebu und Wenamun könnten unterdessen das Haus durch das vordere Tor verlassen, rannte er die Straße hinauf, so schnell er konnte. Er blickte zurück; die lange Straße war immer noch menschenleer. Er flitzte um die Ecke, lief ein Stück die Querstraße entlang, bog in die Gasse und rannte innerlich frohlockend zur Palme, als plötzlich ein Tor in der Mauer geöffnet wurde und Gebu und Wenamun auf die Straße traten.
    Ranofer blieb so abrupt stehen, dass er eine Staubwolke aufwirbelte, er rutschte aus und hätte beinahe das Gleichgewicht verloren. Sie hatten zwar noch nicht in seine Richtung geblickt, früher oder später aber würden sie es tun. In panischer Angst drückte sich Ranofer an die Wand, tastete die Mauer hinter sich ab und bekam einen Riegel zu fassen. Er zog und stand auch schon in einem fremden Hof. Ein Hund rannte bellend auf ihn zu. Ranofer drückte sich wieder an die Mauer, packte die Ranke eines Rebstocks und zog sich mithilfe einer kleinen Erhöhung in den groben Steinplatten ein paar Zentimeter über das schnappende Hundemaul, das allerdings immer noch bedrohlich nahe war. Er bekam die Ranke nun besser zu fassen und suchte mit dem Fuß nach einem Riss in der Mauer, doch gerade als er sich weiter hochziehen wollte, löste sich die Ranke von der Mauer. Das Blut gefror ihm in den Adern. Gleich würde er auf den knurrenden Hund fallen! Oder Gebu würde das Tor öffnen und ihn finden! Doch plötzlich flog etwas über seinen Kopf hinweg in den Hof. Der Hund jaulte auf. Ein weiterer Gegenstand flog. Dieses Mal hörte Ranofer, wie er den Hund traf, der sich winselnd ans andere Ende des Hofes verzog. „Ranofer!“, zischte eine Stimme über ihm. „Schnell! Komm raus! Sie sind weg!“
    Ranofer sprang erleichtert auf den Boden. Mit tauben Zehen taumelte er zum Tor und verließ schnell den Hof. Er schloss das Tor und lehnte sich mit klopfendem Herzen dagegen. Heqet sprang von der Palme und lief auf ihn zu.
    „Los, schnell! Sie sind da lang gegangen! Wir dürfen sie nicht aus den Augen verlieren!“ Heqet zog Ranofer am Arm die Gasse hinunter.
    „Wie… was hast du mit dem Hund gemacht?“, japste Ranofer.
    „Ich habe Dumnüsse auf ihn geworfen. Ich konnte alles sehen. Ich wusste doch, sie würden den Hof durch das hintere Tor verlassen. Sie hätten dich bestimmt entdeckt. Komm, hier lang! Da! Da vorne sind sie! Ein Glück, dass ich den Hof einsehen konnte, wo der Hund war –und du. Wohin wolltest du eigentlich?“
    „Zu dir!“ Sie gingen nun langsamer und Ranofer kam wieder zu Atem. „Ich bin Gebu zur Straße der Maurer gefolgt und habe gesehen, wie er zu Wenamun ging.“
    „Na, das ist ja noch mal gut gegangen – sagte der Strauß, als er die Melone geschluckt hatte. Es wäre mir allerdings lieber, wenn so etwas nicht noch mal vorkäme. Bei Amun!“
    „Mir auch! Trotzdem bin ich froh, dass ich zur Gasse gegangen bin. Ich würde immer noch vor dem vorderen Tor warten. Da – sie gehen in

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