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Der Goldene Kompass

Der Goldene Kompass

Titel: Der Goldene Kompass Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip Pullman
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überhaupt nichts davon.« »Aber was machen wir mit dem Mädchen?«
    »Sie kann unmöglich wieder zu den anderen Kindern  zurück.«
    »Ausgeschlossen!«
    »Mir scheint, wir haben nur eine Möglichkeit.«
    »Jetzt gleich?«
    »Es bleibt uns nichts anderes übrig, wir können es nicht auf  morgen verschieben. Sie will doch dabei zusehen.«
    »Wir könnten es einfach tun, ohne daß jemand etwas davon  erfährt.«
    Der dritte Mann, anscheinend der Vorgesetzte der anderen  beiden, die Lyra und Pantalaimon festhielten, schlug sich  unschlüssig mit dem Daumennagel an die Zähne. Unruhig  schössen seine Augen hin und her. Schließlich nickte er. 
    »Also gut, jetzt, tun Sie es jetzt«, sagte er. »Sonst redet sie  noch. Der Schock wird das wenigstens verhindern. Sie wird sich  nicht erinnern können, wer sie ist und was sie gesehen und  gehört hat… Los!«
    Lyra brachte keinen Ton heraus und bekam kaum Luft. Hilflos mußte sie zulassen, daß sie durch die Station getragen   wurde, durch weiße, menschenleere Gänge, vorbei an Räumen,  in denen anbarischer Strom summte, vorbei an den Schlafsälen,  in denen die Kinder schlummerten, neben sich auf den Kopfkissen ihre Dæmonen, von denen sie nicht einmal beim Träumen getrennt waren; und keine Sekunde ließ sie Pantalaimon  aus den Augen, und auch er blickte sie ununterbrochen an und  streckte die Pfote nach ihr aus.
    Schließlich blieben sie vor einer Tür stehen, die mit Hilfe  eines großen Rades geöffnet wurde; Luft zischte, und dann  standen sie in einem hell erleuchteten Raum mit blendend weißen Kacheln und glänzendem Stahl. Die Angst verursachte Lyra  beinahe körperliche Schmerzen, und dann tat es wirklich weh,  als sie und Pantalaimon zu einem großen Käfig aus silbrigem  Maschendraht gezerrt wurden, über dem eine große, glänzende  Klinge schwebte, die sie für immer und ewig trennen würde. 
    Endlich fand sie ihre Stimme wieder und schrie. Ohrenbetäubend hallte ihr Geschrei von den glänzenden Wänden und  Oberflächen wider, doch da hatte sich die schwere Tür schon  zischend geschlossen. Lyra konnte schreien, solange sie wollte —  kein Laut würde nach außen dringen.
    Aber als Antwort auf ihr Schreien wand Pantalaimon sich aus  den verhaßten Händen und stürzte sich fauchend, kratzend und  beißend auf die Männer, die gar nicht so schnell reagieren konnten, wie er sich verwandelte: Als Löwe mit nadelspitzen Krallen, als Adler mit wild schlagenden Schwingen, dann als Wolf, als Bär oder als Iltis sprang und flog er so rasch von einem  Ort zum anderen, daß sie mit ihren Händen ins Leere griffen. 
    Doch natürlich hatten auch sie Dæmonen, und so kämpften  nicht zwei gegen drei, sondern zwei gegen sechs. Die Dæmonen  der Männer, ein Dachs, eine Eule und ein Pavian, versuchten  alle gleichzeitig, Pantalaimon zu Boden zu drücken. »Warum?  Warum tut ihr das?« schrie Lyra verzweifelt. »So helft uns doch!  Wie könnt ihr denen helfen?«
    Und sie trat und biß noch heftiger als zuvor, bis der Mann,  der sie festhielt, aufschrie und einen Moment lang losließ.  Schon war sie frei, und Pantalaimon sprang wie ein Blitz zu ihr,  und sie preßte ihn heftig atmend an die Brust. Tief grub er seine  Wildkatzenkrallen in ihr Fleisch, doch der stechende Schmerz  war wie Balsam für ihre Seele.
    »Nein! Nein! Nein!« schrie sie, und mit dem Rücken zur  Wand war sie bereit, Pantalaimon bis zum letzten Blutstropfen  zu verteidigen.
    Aber dann fielen sie wieder über sie her, die drei großen,  brutalen Männer, und sie war doch nur ein verschrecktes und  verängstigtes Kind. Sie entrissen ihr Pantalaimon, stießen sie in  den einen Teil des Drahtkäfigs und sperrten ihn, der sich noch  immer drehte und wand, in den anderen. Auch wenn sie jetzt  durch Maschendraht voneinander getrennt waren — noch war  er ein Teil von ihr, noch waren sie miteinander verbunden. Für  eine Sekunde, vielleicht auch für zwei, war er noch ihre Seele.  
    Über dem Keuchen der Männer, ihrem eigenen Schluchzen  und dem gellenden Heulen ihres Dæmons hörte Lyra ein summendes Geräusch. Sie sah, wie ein aus der Nase blutender Mann  eine Reihe von Schaltern betätigte. Die beiden anderen Männer  blickten nach oben. Lyra folgte ihrem Blick. Langsam fuhr die  große, helle Silberklinge zur Decke; sie blitzte und funkelte in dem grellen Licht. Der letzte Augenblick ihres Lebens würde  bei weitem der schlimmste sein.
    »Was geht

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