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Der Goldene Kompass

Der Goldene Kompass

Titel: Der Goldene Kompass Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip Pullman
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gekämpft, wenn auch Gott sei Dank nicht eigenhändig. Wir müssen auf Verhandlungen mit ihm gefaßt sein, John. Er wird sicher eine Menge fordern und schlecht gelaunt und anspruchsvoll sein, aber wir brauchen ihn unbedingt.«
    »O ja, unbedingt. Und was war mit Eurer Hexe?«
    »Tja, sie ist weit weg und inzwischen Königin eines Hexenclans«, sagte Farder Coram. »Ich hatte gehofft, ich könnte ihr eine Nachricht zukommen lassen, aber es würde zu lange dauern, auf die Antwort zu warten.«
    »Hm, ja. Aber hört zu, was ich entdeckt habe, alter Freund.«
    John Faa konnte es kaum erwarten, ihnen das mitzuteilen. Er hatte am Kai einen Goldsucher getroffen, einen Neudänen namens Lee Scoresby aus Texas, und dieser Mann besaß doch tatsächlich einen Ballon. Die Expedition, der er sich ursprünglich hatte anschließen wollen, war, noch bevor sie Amsterdam verlassen konnte, aus Geldmangel gescheitert, und deshalb saß er jetzt hier fest.
    »Stellt Euch vor, was wir mit der Hilfe eines Aeronauten alles machen könnten, Farder Coram!« sagte John Faa und rieb sich die Hände. »Ich habe ihn bereits angeheuert. Scheint ein Glückstreffer gewesen zu sein, daß wir hierhergekommen sind.«
    »Noch besser wäre es, wenn wir genau wüßten, wohin wir müssen«, meinte Farder Coram, aber nichts konnte John Faas Begeisterung für die bevorstehende Expedition dämpfen.
    Nach Einbruch der Dunkelheit, als Vorräte und Ausrüstung wohlbehalten ausgeladen waren und auf dem Kai bereitstanden, suchten Farder Coram und Lyra entlang der Uferpromenade nach Einarssons Bar. Sie war leicht zu finden: ein roher Betonschuppen mit einem roten Neonschild, das über der Tür flackerte. Durch die beschlagenen Fenster drang lautes Stimmengewirr.
    Neben dem Schuppen führte eine holprige Gasse zum Metalltor eines Hinterhofs, wo auf dem gefrorenen Schlammboden ein windschiefer Anbau des Schuppens stand. Der trübe Lichtschein aus dem hinteren Barfenster fiel auf eine gewaltige helle Gestalt, die aufrecht hockend an einer Keule nagte, die sie mit beiden Händen festhielt. Lyra meinte, ein blutverschmiertes Maul und Gesicht, kleine, schwarze, bösartig funkelnde Augen und eine Unmenge schmutzig verfilzten, gelblichen Pelzes zu erkennen. Das Wesen machte beim Fressen abscheuliche knurrende, knirschende und schmatzende Geräusche.
    Farder Coram blieb am Tor stehen und rief: »Iorek Byrnison!«
    Der Bär hörte auf zu essen. Soweit sie es beurteilen konnten, sah er sie direkt an, aber es war unmöglich, irgendeine Regung in seinem Gesicht zu erkennen.
    »Iorek Byrnison«, wiederholte Farder Coram, »kann ich mit dir sprechen?«
    Lyras Herz hämmerte wild, denn die Gegenwart des Bären ließ sie erzittern; er strahlte Kälte, Gefahr und eine brutale Gewalt aus, eine durch Intelligenz gesteuerte Gewalt, die keine menschliche Intelligenz war und auch nichts Menschliches hatte, weil Bären natürlich keine Dæmonen besaßen. Die fremdartige, grobe Gestalt, die da an dem Fleisch nagte, war anders als alles, was sie sich jemals vorgestellt hatte, und sie empfand tiefe Bewunderung und unsägliches Mitleid mit der einsamen Kreatur.
    Der Bär ließ die Rentierkeule in den Dreck fallen und kam auf allen vieren zum Tor. Dort richtete er sich zu seiner vollen Größe von über drei Metern auf, als wollte er ihnen zeigen, wie gewaltig er war und daß das Tor für ihn kein Hindernis darstellte, und aus dieser Höhe sprach er zu ihnen.
    »Also? Wer seid ihr?« Der Boden schien zu erzittern, so tief war seine Stimme. Der scharfe Geruch, der von seinem Körper ausströmte, nahm ihnen fast den Atem.
    »Ich bin Farder Coram vom Volk der Gypter aus East Anglia, und das Mädchen hier ist Lyra Belacqua.«
    »Was wollt ihr?«
    »Wir bieten dir Arbeit an, Iorek Byrnison.«
    »Ich habe bereits Arbeit.«
    Der Bär ließ sich wieder auf alle viere fallen. Seine Stimme war so tief und gleichförmig, daß man überhaupt keinen Ausdruck aus ihr heraushörte, weder Ironie noch Wut.
    »Was machst du im Schlittendepot?« fragte Farder Coram.
    »Ich repariere kaputte Maschinen und Eisenteile und transportiere schwere Sachen.«
    »Ist das eine Arbeit für einen Panserbjørn?«
    »Es ist bezahlte Arbeit.«
    Die Tür zur Bar hinter dem Bären ging einen Spalt auf, und ein Mann stellte einen großen irdenen Krug auf den Boden und starrte zu ihnen herüber.
    »Wer ist das?«
    »Fremde«, sagte der Bär.
    Der Barkeeper schien noch etwas fragen zu wollen, aber der Bär machte plötzlich einen Satz

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