Der goldene Kuß
Wir verdienen Millionen. Sie sehen, Madame, es ist kein orientalisches Geheimnis um uns. Nur Reichtum, der Ihnen gehört …«
»Das ist der merkwürdigste Antrag, den ich je bekommen habe.« Karin Jarut lehnte sich zurück. Sie öffnete nun doch das kleine Etui und wurde stumm. Ein Brillant, sie schätzte ihn mindestens auf 5 Karat, blitzte in der Sonne. Ein Ring, wie sie ihn selbst in Paris bei den großen Juwelieren nicht gesehen hatte. »Das kann ich nicht annehmen«, sagte sie stockend. »Unmöglich.«
»Sie beleidigen mich, Madame, wenn Sie den Ring ablehnen.« Das scharfe Gesicht Amars war unbewegt. »Ich werfe den Stein aus dem Fenster, wenn Sie ihn verschmähen.« Er nahm das Etui und ging damit zu der halboffenen Balkontür.
»Amar! Seien Sie doch vernünftig!« Karin Jarut hob beide Hände. Da spielt man nun im Laufe der Jahre zig Fernsehrollen, eine unrealistischer als die andere; Rollen, von denen man sagt, so etwas könne es im wirklichen Leben gar nicht geben – und nun ist die Wirklichkeit phantastischer als jede Phantasie eines Schriftstellers.
Amar Sorbania blieb an der Tür stehen. »Sie appellieren an etwas, Madame, das nicht vorhanden ist, wenn man Sie ansieht.«
»Warum fragen Sie nicht erst danach, ob auch ich Sie liebe?«
»Das stimmt. Ich habe mich blenden lassen vom Glanz Ihrer Augen. Aber ich sehe nun … sie glänzen immer so. Karin …« er kam ins Zimmer zurück, »wenn Sie wieder gesund sind, zeige ich Ihnen unsere Besitztümer, unsere Ländereien. Ich bringe Sie zu meinen Eltern und zu meinen Brüdern. Und dann sollen Sie entscheiden, ob das Ihre neue, Ihre eigene Welt werden kann.«
Er legte ihr den Ring wieder auf das Bett, küßte ihre Hand und verließ schnell das Zimmer. Wenig später trat Carlos Heimann ein. Ihm folgte Tommy Brest, der Fernsehstar, mit einem Blumenstrauß. Als er das Blütenmeer sah, das Karin umgab, warf er seinen Strauß in die Ecke.
»Was ist denn hier los?« fragte Heimann. »Willste 'ne Blumenfee spielen?«
»Das sind Aufmerksamkeiten eines Mannes, der noch weiß, wie man eine Frau umwirbt.«
»Alles von einem?« Heimann sah sich um. »Der braucht einen Psychiater.«
»Er will mich heiraten.«
»Dann ist er unrettbar verblödet!«
»Ein Millionär, Schätzchen.« Karin Jarut klappte die beiden Etuis auf. Tommy Brest beugte sich darüber und nickte sachverständig.
»Sogar echt«, sagte er. »Donnerwetter.«
Heimann schüttelte den Kopf. »Der Mann ist entweder blind oder blöd. Hast du ihm gesagt, Süße, daß du neunundzwanzig Jahre alt bist?«
»Nein.«
»Das solltest du aber tun! Dann könntest du sehen, wie dem Kerl die Sohlen dampfen, so rennt er weg! Mit neunundzwanzig bist du im Orient eine alte Frau!«
»Scheusal!« Karin Jarut klappte die Etuis wieder zu. »Er ist europäisch erzogen.«
»Aber er raucht Wasserpfeife, betet zu Allah und weiß aus dem Koran, daß er fünf Frauen haben darf. Süße, steck die Brillanten ein, gönn ihm eine Nacht in deinem Bett, und dann Schluß mit dem Quatsch! Übrigens: Da ist ein Telegramm von Pelz gekommen. Wir sollen den ›Kain‹ vorläufig einstellen. Weißt du, warum?«
»Einstellen?« Karin Jarut sah Heimann groß an. »Wenn einer etwas weiß, bist du es doch! Carlos, sei kein Affe … was stand in dem Telegramm?«
»Bitte.« Heimann gab ihr das Formular mit dem kurzen, knappen Text. Verständnislos sah Karin zu Tommy Brest.
»Verstehst du das, Sunnyboy?«
»Ja.« Tommy holte aus der Jackentasche eine zusammengefaltete Zeitung und gab sie Karin, ehe es Heimann verhindern konnte.
»Du bist ein perverser Bursche!« rief Heimann. »Ich wollte es ihr schonend beibringen!«
»Was denn?«
»Lies.« Tommy tippte auf die Zeitung. »Im Funkhaus werden sie jetzt zu Einsiedlern. Wenn das so weitergeht, werde ich mich entmannen lassen müssen …«
»Deine saublöden Bemerkungen kannst du dir sparen!« Heimann sah mit düsterer Miene, wie Karin Jarut die Zeitung auffaltete und das Interview las, das Dr. Rathberg der Presse auf einer eigens einberufenen Pressekonferenz im Funkhaus gegeben hatte. Die Zeitung hatte Tommy Brest im Hotel gekauft, wo alle großen Blätter der Welt zu haben waren.
Das Gesicht Karins wurde steinern und bleich. Carlos Heimann tastete nach ihrer Hand, aber sie schlug seine Finger zurück.
»Reg dich nicht auf, Süße!« sagte er begütigend. »Keine Suppe wird so heiß gegessen, wie sie aus dem Kessel kommt.«
»Und das Telegramm?« sagte Karin leise.
Wenn Karin
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