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Der goldene Kuß

Der goldene Kuß

Titel: Der goldene Kuß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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bewohnt.
    Er steckte sich eine Zigarette an und rauchte sie nervös bis zur Hälfte.
    Dieses Mädchen, dachte er, bricht in mein Leben ein wie ein heißer Wind in einen bisher geschützten Garten. Sie verbrennt mich … und ich habe nicht die Absicht, mich dagegen zu wehren.
    *
    Das Telegramm von Programmdirektor Pelz nach Limassol kreuzte sich mit dem Telegramm, das Carlos Heimann aus dem ›Akrotiri‹ nach Deutschland schickte.
    Das eine hieß: ›Abstoppen Dreharbeiten Karins stop weitere Weisungen abwarten stop.‹
    Das andere lautete: ›Karin durch Schlangenbiß verletzt stop Drehverzögerung eine Woche stop Gleichen aus durch Dreharbeit an Killer stop Zustand Karins noch unklar stop Heimann.‹
    In Limassol war die Aufregung zunächst groß.
    »Was reitet das dumme Luder auch allein in die Wildnis?« schrie Carlos Heimann, der Regisseur, als man Karin Jarut endlich im Krankenhaus hatte. »Sind im Hotel nicht Männer genug, mit denen sie sich beschäftigen kann? Aber nein, immer ›was Neues‹.«
    Im Krankenhaus stellte man zunächst fest, daß der Schlangenbiß keine akute Blutvergiftung erzeugt hatte. Es stellte sich weder eine Verfärbung ein noch eine Lähmung des Atemzentrums oder der Muskulatur. Nur der Kreislauf war zusammengebrochen – aber das war die Folge des Schreckens und der Angst. Man injizierte ihr vorsichtshalber ein Schlangengegengift, das eine Kombination gegen verschiedene Giftarten war. Dann blieb nichts anderes übrig als abzuwarten. Der zypriotische Arzt zuckte mit den Schultern, als ihn Carlos Heimann um genaue Auskunft bat.
    »Wir kennen eine Menge Schlangenarten und haben dafür die nötigen Medikamente. Aber immer wieder tauchen neue Arten auf.«
    »Das ist ja eine schöne Schweinerei!« Heimann fuhr sich durch die dichten Haare.
    »Jedes Land hat seine Probleme«, sagte der Arzt und ließ Heimann stehen.
    Am nächsten Tag ging es Karin Jarut schon viel besser. Sie hatte kein Fieber bekommen, was das sicherste Zeichen einer Vergiftung gewesen wäre, saß im Bett und aß süße Trauben. Sie hatte sich sogar frisieren lassen und trug ein fehlerloses Makeup. Um ihr Bett herum standen Vasen mit riesigen Blumensträußen. Auf einem Tisch türmten sich Schachteln mit Pralinen, Süßigkeiten und kandierten Früchten. Eine lange, schmale Schachtel lag vor ihr aufgeklappt auf der Bettdecke: ein breites, kunstvoll ziseliertes goldenes Armband. Eine alte, wertvolle Damaszener Arbeit.
    »Der Mann ist verrückt«, sagte Karin, als die ersten Boten mit den Blumen und Pralinen kamen. Dann wurde sie stiller, und als sie das Armband auspackte, wurde sie sogar nachdenklich.
    Gegen Mittag, als Karins Zimmer einem Blumenladen glich, kam er selbst: Amar Sorbania. Er trug einen weißen, seidenen Haik, dessen Kanten mit Goldstickereien verziert waren. Sein braunes Gesicht war europäisiert, ohne orientalischen Bart. Nur seine Hakennase verriet, daß er ein Sohn der Wüste war, auch wenn seine Familie seit drei Generationen nicht mehr in Zelten im heißen Sand wohnte, sondern in einem weißen Palast.
    »Was fällt Ihnen ein, Amar«, sagte Karin Jarut und machte eine alles umspannende Handbewegung. »Was soll das?«
    »Ein kleines Zeichen meiner Verehrung, Madame.« Amar Sorbania, der früher anders geheißen haben mußte, denn dieser Name hatte bis auf den Vornamen nichts Arabisches mehr, griff in eine Tasche unter seinem seidenen Haik und holte ein kleines Etui hervor. Er legte es neben das Armband. »Das Armband fühlte sich so einsam«, sagte er. »Einsam wie ich, Madame.«
    Karin Jarut öffnete das Etui nicht. Sie wußte auch so, daß ein märchenhaft schöner Ring darin war.
    »Sie sind verrückt, Amar«, sagte sie. »Wir kennen uns seit ungefähr zehn Stunden …«
    »Ein arabisches Sprichwort sagt: Du sollst so schnell entscheiden, wie ein Adler vom Himmel fällt. – Ich will Ihnen alles zu Füßen legen, was ich besitze, Madame. Es ist nicht wenig.«
    »Sie sind noch schneller als ein Adler, Amar.«
    »Denken Sie nicht: Da phantasiert ein Wüstensohn, der noch Platz in seinem Harem hat.« Amar Sorbania setzte sich auf einen Stuhl neben Karins Bett. Unter dem seidenen Haik, den er jetzt zurückschlug, trug er einen hellgrauen, europäischen Anzug und ein Seidenhemd. »Ich bin europäisch erzogen worden«, sagte er. »Ich habe in Paris, London und Heidelberg studiert. Ich habe mein Examen als Diplomingenieur gemacht und arbeite für die Firma meines Vaters. Er ist Bankier und Schweröl-Händler.

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