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Der goldene Kuß

Der goldene Kuß

Titel: Der goldene Kuß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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sie?«
    »Reden.«
    »Woher wissen Sie das?«
    »Von Heimann. Er rief mich gestern nacht noch an.«
    »Ist die Jarut verrückt?«
    »Ihr Vater war Pfarrer. Daher kennt sie aus der Bibel: Auge um Auge, Zahn um Zahn.«
    »Ihr Humor ist manchmal wirklich schwarz.« Dr. Rathberg lief unruhig in seinem riesigen Zimmer hin und her. »Sie werden diese idiotische Pressekonferenz verhindern, Herr Pelz.«
    »Das wird unmöglich sein. Im Grundgesetz sind freie Meinungsäußerung …«
    »Pelz, werden Sie nicht auch noch dämlich!« Dr. Rathberg blieb stehen. Seine Erregung ließ seinen Kopf zucken. »Sie werden die Jarut am Flughafen abfangen und mit ihr verhandeln. Ich denke … man munkelt es doch … daß Sie und die Jarut … Na ja, hinter verschlossener Tür hat niemand etwas zu suchen … Auf jeden Fall: Sie werden diesen Blödsinn mit der Presse verhindern.«
    »Das wird unmöglich sein, Herr Intendant. Karin kommt mit ihrem Verlobten …«
    »Mit wem?« schrie Dr. Rathberg.
    »Ein Ölmillionär. Amar Sorbania. Der mietet für eine Pressekonferenz die Deutschlandhalle, wenn's sein muß. Verliebte Orientalen haben kein Maß. Und wenn Karin reden will …«
    »Morgen ist Sonntag.« Dr. Rathberg wandte sich ab und ging zu seinem Lieblingsplatz, zu dem großen Fenster, vor dem der breite Fluß träge dahinfloß. »Leider bin ich morgen beruflich verhindert, sonst würde ich selbst die Jarut am Flughafen abholen. Man kann sich mit ihr arrangieren, wenn man will. Man muß nur hart sein, Herr Pelz. Was wir der Presse als Entlassungsgrund bekanntgegeben haben, ist ja nur ein Bruchteil dessen, was die Jarut auf dem Liebeskonto hat. Das müssen Sie ihr einmal klar und doch charmant sagen. Dann weiß sie, was sie zu tun hat … schon wegen ihres Ölknaben. Überhaupt, der Scheich. Das kann ein guter Hebel sein! Ihm darf die Illusion nicht zerstört werden, ein Täubchen zu heiraten. Wie bitter, wenn aus der Taube ein Gassenspatz wird …«
    Theo Pelz nickte. Das geht auf massive Erpressung hinaus, dachte er. Hier trägt die Moral einen Kittel, und das Christentum samt Nächstenliebe trägt einen schmuddeligen Overall.
    »Ich will es versuchen«, sagte Pelz gedehnt. »Aber die Jarut ist materiell eingestellt. Was kann ich ihr bieten? Die Gage ist gleich Null bei so einem Ölmillionär.«
    »Was anderes habe ich nicht.«
    »Sie ist eine phantastische Künstlerin.«
    »Seit wann war das, was sie machte, Kunst?« Dr. Rathberg lachte etwas höhnisch, aber dann war er sofort wieder ernst. Unausgesprochen lag in dem großen Raum, was Karin Jarut ihrem Regisseur Heimann ins Gesicht geschleudert hatte: der riesige Kessel schmutziger Wäsche, der gewaschen werden würde. »Sie kann ja zum anderen Programm gehen.«
    »Da hat sie einen vom Fernsehrat geohrfeigt, als dieser ihr in die Bluse greifen wollte. Dort kommt sie bestimmt nie an.« Pelz seufzte laut. »Es ist schon ein harter Job, den wir haben, Herr Intendant.«
    »Dann halten Sie sie hin. Versuchen Sie, Zeit zu gewinnen. Es wird uns schon etwas einfallen. Wenn ich nur selbst mit ihr reden könnte. Aber gerade morgen ist da eine wichtige Sache …« Dr. Rathberg sah seinen Programmdirektor ernst an. »Sie machen das schon, Herr Pelz! Ich kenne Ihr Geschick in solchen Dingen.«
    Gedankenvoll ging Theo Pelz zurück zu seinem Büro. Er war sich in dieser Angelegenheit gar nicht so sicher.
    Wenn Karin Jarut einen Skandal wollte, dann wollte sie ihn auf Biegen oder Brechen. Mit einigen Ölmillionen im Rücken war so etwas schon mehr ein Vergnügen als eine Anstrengung.
    *
    Die Abendnachrichten wurden gerade gesendet, und im Studio III stand alles für die Livesendung ›Mr. Hops geht hops‹ bereit, als bei Theo Pelz das Telefon schrillte. Eine aufgeregte Stimme schrie ihn an …
    »In der Sportredaktion bekommt eine ein Kind.« Pelz starrte den Hörer an, warf ihn dann mit einem lauten Fluch weg und rannte aus dem Zimmer. Wenn die Made erst mal drin ist, dachte er, ist der ganze Apfel faul! Ein Kind! Und dann in der Sportredaktion! In der Abteilung ›Lebendige Kultur‹ wäre das sinnvoller gewesen.
    Als er in den Räumen der Sportredaktion ankam, war schon die Schwester vom Sanitätsraum da. Aus dem Studio V wurde ein Arzt geholt. Er machte dort gerade eine Ampex-Aufnahme zu dem Thema: ›Das Wunder der Lungenbläschen‹. Er war zwar Lungenfacharzt, aber die Geburt eines Kindes ist an keine Spezifizierung gebunden.
    Im Vorraum des Sportredakteurs stauten sich die Gäste. Fußballer,

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