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Der goldene Kuß

Der goldene Kuß

Titel: Der goldene Kuß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Rathberg nickte. »Ich habe es spontan getan! In dieser Nacht noch wurden zweitausend Mark gesammelt. Ein kräftiger Junge. Till soll er heißen. Frau Hönisch wird auf Kosten des Senders sechs Wochen Urlaub machen.«
    »Ich finde das toll, Herr Intendant.«
    »Wie heiße ich?«
    »Verzeihung. Dr. Rathberg.«
    »So, und nun sehen wir uns einmal die schöne Natur an.« Er sah kurz auf Veras Busen, ehe er den Wagen anließ und abfuhr.
    Es war ein herrlicher, sonniger Herbsttag. Die Fahrt durch den bunten Wald dauerte lange. Immer wieder hielt Rathberg an, machte Vera auf Tierstimmen aufmerksam, zeigte ihr, wie man ein Fernglas hält, und kam dabei, etwas ungeschickt, in Berührung mit ihrem Busen und ihren Schultern.
    »Gibt es hier Wildschweine?« fragte Vera plötzlich. Dr. Rathberg schüttelte den Kopf.
    »Nein. Warum?«
    »Ich möchte so gern ein Wildschwein in Freiheit sehen.«
    »Das ist ein schnaufender, stinkender, haariger, dreckiger Klumpen, der durch das Gelände prescht. Viel schöner sind da die Schmaltiere.« Er legte den Arm um Veras Schulter und roch den Duft ihres Haares. So standen sie eine Weile und lauschten auf Geräusche, die Rathberg als Spechtklopfen bezeichnete.
    Zu Mittag aßen sie in einem Waldgasthaus. Forelle blau, Rehsteak à la Förster, Salat, Fürst-Pückler-Eis. Dazu einen herben Wein, der es aber in sich hatte. Vera spürte es später, als sie schon wieder im Wagen saßen und weiterfuhren.
    Es war Nachmittag, als sie endlich bei Rathbergs Jagdhaus ankamen. Es war wirklich einsam gelegen, aber lang und zünftig; ein Bungalow mit Holzverkleidung, mit grünen Läden, Holzstapeln, Futterkrippen für den Winter und einem Stall, der aber leer war.
    »Hier stellen meine Freunde ihre Pferde unter«, sagte Rathberg zur Erklärung. »Manchmal feiern wir hier Feste wie die alten Germanen.«
    Er schloß auf und zog Vera ins Haus. Eine Eingangshalle, voll von Gehörnen und Jagdtrophäen, empfing sie. Sogar ein Wasserbüffelkopf und ein Tigerkopf glotzten ihr entgegen.
    »Aus Südafrika und aus Bengalen!« erklärte Dr. Rathberg. »Ich bin ein leidenschaftlicher Jäger. Aber das sind noch nicht alle Leidenschaften.« Er ging zu einem riesigen Schrank, schloß ihn auf und klappte die Türen weg. Der Schrank entpuppte sich als eine bis zum Rand gefüllte Bar. Rathberg schüttete zwei Gläser voll und kam mit ihnen zu Vera zurück.
    »Ich begrüße Sie in meinem kleinen Paradies!« sagte er fast feierlich. »Hier bin ich Mensch, hier darf ich's sein! Und seien Sie es auch! Sie sind eine der wenigen Auserwählten, die dieses Domizil betreten durften. Stoßen wir an!«
    Sie taten es. Tapfer schluckte Vera das scharfe Getränk, das nach Kräutern und Ingwer schmeckte, herunter. Ihr Kopf summte schon von dem schweren Wein; nun kam etwas hinzu, das sie bisher nicht gekannt hatte … eine schwebende Leichtigkeit. Wenn sie ging, war es ihr, als berühre sie kaum den Boden.
    Dr. Rathberg schloß die Tür. Dabei sah er auf die Uhr. Jetzt holt Pelz die Jarut vom Flughafen ab, dachte er. Hoffentlich gelingt es ihm, sie zu beruhigen. Wenn nicht, muß man zu einem fatalen Mittel greifen. Professor Dr. Luckritz muß gegenüber der Presse erklären, daß Karin Jarut seit zwei Jahren an einer Nervenkrise leidet … vornehm ausgedrückt. Man wird verstehen … Aber peinlich ist es auf jeden Fall.
    »Sie sehen zauberhaft aus, Vera«, sagte Rathberg, als er zurück in die Halle kam. »Es ist Sitte in diesem Haus, daß meine Gäste die Tracht des Landes anlegen. Ein Spleen von mir – aber ich glaube, es gibt schlimmere. Darf ich Ihnen das Umkleidezimmer zeigen?«
    Er ging voraus, Vera folgte ihm lachend. In einem großen Zimmer stand ein riesiger Schrank, voll von Kleidern in allen Größen. Dr. Rathberg machte eine weite Handbewegung.
    »Suchen Sie sich das schönste Kleid aus, Vera! Ich warte auf Sie in der Halle …«
    Dann war Vera allein, schloß die Tür ab und sah sich sinnend im Spiegel an. Wohin wird das führen, dachte sie. Wird er der onkelhafte Gönner bleiben, oder wird er bald die Maske fallen lassen und so sein, wie sie alle sind …
    Sie schüttelte den Kopf. Das ist unmöglich. Nicht Dr. Rathberg. Seine Einstellung zu diesen Dingen ist allgemein bekannt. Warum hätte er sonst Karin Jarut entlassen?
    Vera begann sich auszuziehen. In dünnem Slip und schmalem BH stand sie dann wieder vor dem großen Spiegel und betrachtete sich. Sie war stolz auf ihren Körper, und sie war stolz darauf, daß noch niemand

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