Der goldene Kuß
Telefon. »Du Ekel! Das vergesse ich dir nie! Nie! Nie!«
Nun stand der dritte Ausbruch bevor. Pelz ahnte es, als er Karin mit einem großen, dunkelhäutigen Herrn in einem hellgrauen Anzug und einem Kamelhaarmantel durch den Zoll kommen sah. Sie trug ihren auffälligen Leopardenmantel, das Andenken an einen Ruhrmillionär, der ihr diesen wertvollen Pelz als Vorschuß gezahlt hatte, aber nie in den Genuß gekommen war, den Gegenwert in Liebe zu kassieren.
»Willkommen, mein Kleines!« schrie Pelz durch die Abfertigungshalle und schwenkte seinen großen Blumenstrauß. Dabei sah er auf Amar Sorbania, der seine Koffer öffnete und mit dem Zollbeamten sprach.
Karin Jarut zog die Augenbrauen hoch und warf den Kopf in den Nacken. Aha! Auf in den Kampf! Salve, Imperator, die Todgeweihten grüßen dich!
Karin Jarut drängte sich durch die Menge anderer Reisender und kam auf Theo Pelz zu. Ihre Augen blitzten, ihre Lippen waren etwas geöffnet. O ja, sie ist das Raubtier, dessen Fell sie trägt, dachte Pelz. Sie ist ein Leopard, und gleich kommen die Krallen heraus.
»Mein Schätzchen, dir ist die Sonne von Limassol blendend bekommen!« sagte er und hielt den Blumenstrauß zwischen sich und Karin. »Wenn du die Blumen gleich an die Wand feuern willst – bitte, bediene dich! Ich muß nur bemerken: Der Strauß wurde nicht vom Funkhaus bezahlt, sondern von mir. Meine Verehrung ging über mein Portemonnaie …«
»Halt den Mund, Theo!« Karin Jarut stand nahe vor ihm. Sie zischte ihn an wie eine Schlange. »Wenn du nicht still bist, tue ich wirklich etwas Skandalöses!«
»Willst du den Wüstenscheich da wirklich heiraten?« Pelz sah hinüber zur Zollabfertigung. Dort konnte man sich nicht einig werden über eine große Flasche Parfüm, die im Koffer Amars lag und Karin gehörte. »Karin Sorbania, die Herrin von hundert Kamelen und zehntausend Ölfässern! Salam aleikum …«
»Ich werde ihn heiraten, um euch fertigzumachen!« Karin riß die Blumen an sich. »Eure Presseerklärung … Glaubst du, das nehme ich so ohne weiteres hin? Wenn ihr schon die Grube aufmacht, dann soll es richtig nach Jauche stinken!«
»Du bist ordinär geworden, Karin«, sagte Theo Pelz. »Mit wem verkehrst du? Schon am Telefon warst du ausfällig. Zunächst eins: Die Pressemeldungen gingen vom Alten aus. Zweitens: Ich kann dir was bieten.«
»Ach nein. Und was?«
»Eine gute Abfindung, wenn du still gehst, dein Mäulchen hältst und wartest, bis du so nach einer kleinen Weile wieder vor der Kamera stehen kannst. Das Volk vergibt seinen Lieblingen schnell … wer spricht heute noch darüber, daß die Frau von Jan Tolleberg zwanzig Schlaftabletten nahm? Jan Tollebergs Show geht weiter über die Mattscheibe. Auch Karin Jarut wird wiederkommen … Allerdings, wenn du Kamele züchten willst …«
»Wenn du bloß nicht so blöd wärst.« Karin Jarut blickte schnell zurück zu Amar Sorbania. Er war an der Kasse und mußte Zoll für die Riesenflasche Parfüm zahlen. »Sag eine Zahl – und ich mache dem Ölknaben klar, daß wir nicht zusammenpassen.«
»Fünfzigtausend!«
»Bist du gehirnkrank, Theo? Willst du eine Putzfrau auszahlen?«
»Sollen wir hier in der Halle verhandeln?« Theo Pelz bunkerte Karin Jarut zu. »Wir können das doch bei dir besprechen.«
»Und Amar?«
»Du willst doch wohl nicht die Geschmacklosigkeit begehen, in der Wohnung, die ich für dich bezahle, einen Wüstenhengst ins Bett zu legen?« sagte Pelz beleidigt.
»Du hast Manieren.« Karin Jarut drückte die Blumen an sich. »Da kommt Amar! Er braucht dich gar nicht kennenzulernen. Auf Wiedersehen.«
»Morgen mittag bei dir …«
Theo Pelz entfernte sich schnell zum Ausgang. Als er an den großen Glastüren zurückblickte, sah er, wie Amar aufgeregt auf Karin einsprach.
»Wer war das?« fragte Amar gerade. »Wer war der Mann?«
»Ein Verehrer, Liebling.« Karin sah ihn süß an. »Ich habe viele Verehrer.«
»Und sie schenken so viele Blumen?«
»Ja. Sie wissen, ich liebe Blumen …«
»Ich werde von jetzt ab jede fremde Blume zerstampfen!« sagte Amar dunkel. Er ballte die Fäuste, ließ Karin stehen und lief zu dem großen Blumengeschäft in der Halle.
Als sie später hinaustraten, warteten zwei Wagen auf sie … ein Taxi und ein kleiner Lastwagen voller Blumen. Das Geschäft in der Abfertigungshalle war geschlossen. Ausverkauft. Die beiden Verkäuferinnen saßen hinter den leeren Glastheken wie vergessene Dekorationsstücke.
»Man soll es nicht für möglich
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