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Der goldene Kuß

Der goldene Kuß

Titel: Der goldene Kuß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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sagen: Die billige Rache einer abservierten Schauspielerin.« Pelz ging ins Badezimmer, wusch sich das Öl von den Händen und kam mit dem Handtuch zurück. Karin saß noch immer auf dem Teppich und war sehr nachdenklich. »Laß uns doch vernünftig die Lage sehen, Püppchen: Der Alte hat seinen moralischen Rausch gehabt. Er muß das tun: Bonn erwartet so etwas, seine Partei, der Rundfunkrat, die Kirchen, die religiösen Verbände, die Flüchtlinge, die Tierfreunde, die Frauenvereine, mein Gott, wer weiß, wer noch? Alle schreien nach Sauberkeit! Ein Sender muß omoweiß sein, persilgepflegt, arielsauber und glänzerblinkend! Öffentliche Skandale sind unmöglich. Überhaupt … wer war der Mann, dessen Frau dich ohrfeigte? Ich möchte ihre Hand küssen.«
    »Ekel!« Karin Jarut erhob sich und warf sich in einen der tiefen, geblümten Sessel. Sie knöpfte ihr Kleid auf. Die vergangenen Minuten hatten Hitze in ihr aufgespeichert. Theo Pelz schob die Unterlippe vor. Unter dem Kleid war Karin nackt. Sie konnte es sich leisten, keinen BH zu tragen. Man merkte es nicht. Völlig ungeniert warf sie die langen Beine über die Sessellehne. Dieser Anblick hätte genügt, den heißblütigen Amar in die Knie zu zwingen. Pelz zog nur die Augenbrauen hoch. Ein Mann, der dauernd Erbsensuppe ißt, kennt auch den Speck in der Suppe. »Er ist ein Großindustrieller.«
    »Schon wieder? Schäme dich.«
    »Ein harmloser Flirt, Theo.«
    »Was hat er dir versprochen?«
    »Ein Haus im Tessin.«
    »Und?«
    »Schluß! Ich habe ihn seit dieser Nacht nicht wiedergesehen. Ist das nicht solide?«
    »Ungeheuer!« Theo Pelz setzte sich neben Karin Jarut auf die Sessellehne. Er beugte sich über sie und küßte sie auf den Brustansatz. Sie wollte seinen Kopf umfassen und an sich drücken, aber Pelz machte sich von ihr los. »Stop. Keine Überredungsversuche in Jarut-Art! Offene Kleider bin ich genug von dir gewöhnt. Fünfundsiebzigtausend Mark Abfindung. Einverstanden?«
    »Vielleicht …«
    »Was heißt vielleicht?«
    Karins Augen waren glänzend und weit. Das Blau ihrer Iris war schillernd, wie mit Pailletten belegt. Ihr katzenhafter Körper dehnte sich unter den Blicken von Theo Pelz.
    »Wenn du ganz lieb bist«, sagte sie leise. Ihre Stimme hatte den dunklen Unterton, der auch von der Mattscheibe herab die Männer zu heimlichen Speichelschluckern werden ließ. »Siehst du nicht, wie einsam ich bin?«
    »Ich sehe es.« Theo Pelz streifte ihr das Kleid von den Schultern. »Frierend und entblößt liegst du da wie ein verirrtes Waisenkind …«
    Man einigte sich auf eine Abfindung von hunderttausend Mark.
    *
    Um elf Uhr hatte Vera Hartung, wie sie jetzt nur noch hieß, Probe und erste Aufnahmen im Tonstudio. Regisseur Detlev Cranz wollte sie durchtesten, ob sie singen konnte oder nicht, ob man mit ihr live arbeiten konnte oder nur im Playbackverfahren. Nicht jeder, der gut aussieht, kann auch singen. Aber die Technik macht es schon möglich … sie ist der Zaubermeister in den modernen Märchen.
    Außerdem sollten von Vera Hartung noch Bewegungsaufnahmen gemacht werden. Ein Choreograph vom Fernsehballett war auch gekommen, um mit ihr einen Tanz einzustudieren, den sie mit dem berühmten Sänger Sergio Amado tanzen sollte. Ein großes Pensum.
    »Keine Angst, Vera«, sagte Kameramann Helmke, der sie vom Hotel abholte und mit seinem alten, klapprigen Wagen zum Funkhaus fuhr. »Vor meiner Kamera wirst du die Garbo des Fernsehens werden! Du mußt nur locker sein, nie gehemmt, das wirkt sofort im Bild hölzern. Du mußt kaltschnäuzig sein und dir immer sagen: Das kann ich! Das kann ich! Und wenn Cranz verlangt, du sollst die Butterfly singen … ich kann es! Am Ende ist es so, daß du es wirklich kannst. Vertrauen zu sich selbst, das ist alles! Kopf hoch.«
    Sie küßten sich auf dem Parkplatz innerhalb des Funkhaushofes, wo Helmke seinen Wagen parkte. Dann gab er Vera einen Klaps auf den Popo und lachte sie jungenhaft an.
    »Wo mußt du zuerst hin?«
    »Tonstudio III.«
    »Ich will sehen, ob ich mich freimachen kann. Vielleicht kann ich das ›Aktuelle Interview‹ einem Kollegen andrehen.« Er lachte wieder sein gewinnendes Lachen. »Es kann einem ja mal übel werden, nicht wahr? Toi, toi, toi, Vera!«
    »Danke, Horst …«
    Im Tonstudio III wurde noch eine Aufnahme gemacht, als Vera durch die dicke, schalldichte Tür kam. Im Technikraum saßen vier Männer vor einem riesigen Mischpult. Im Studio stand allein, Kopfhörer an die Ohren geklemmt, drei

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