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Der goldene Kuß

Der goldene Kuß

Titel: Der goldene Kuß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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erzählen? Es ist zum Kotzen, daß der Sender mir so ans Herz gewachsen ist, sonst würde ich auswandern und in Australien Känguruhs filmen.«
    Tommy Brest nahm das Telegramm und zerriß es mit einer geradezu aufregenden Trägheit. Ans Herz gewachsen, dachte er dabei. Schulden hat er und im Vorschuß steht er, das ist alles. Wenn Pelz den Laden runter läßt, steht Carlos wie ein Gammler unter der Brücke. Aber was soll's? Die wahre Liebe ist ja doch nur ein Bankgeschäft …
    Es war erstaunlich: Auch Hohlköpfe wie Brest füllten ab und zu ein Tröpfchen in den leeren Eimer.
    »Und was machst du?« fragte er. Carlos Heimann legte die Beine auf das Balkongeländer. Sie saßen auf der Veranda in Heimanns Zimmer.
    »Ich drehe natürlich! Aber mit dem Helmke werde ich nur über meinen Assistenten verkehren.«
    *
    Die Außenaufnahmen zu ›Ich suche Kain‹, fünfte Folge, fanden vor den Felsen der Aphrodite und an den Königsgräbern bei Paphos statt. Dann zog man weiter zu den Ruinen von Curium mit dem originalgetreu wiederaufgebauten römischen Theater. An der Burg von Kolossi stieg dann die große Szene, die man nur einmal drehen konnte, weil die staatliche Museumsverwaltung in Limassol die Sondergenehmigung erteilt hatte zum einmaligen Anlegen eines Brandes in der altehrwürdigen Ruine. Ging diese Szene daneben, mußte an profanem Ort nachgedreht werden. Aber viele Fernsehzuschauer würden erkennen, daß dies nicht Kolossi war, denn Tausende waren schon hier. Diese Flut von empörten Briefen! Man kannte das im Funkhaus. Einmal hatte in einem Fernsehspiel ein Offizier das EK I auf der rechten Brust getragen. Es kamen 23.729 Briefe … von ›Nichtskönner‹ bis ›Nestbeschmutzer‹.
    Carlos Heimann hatte in den vergangenen acht Tagen sein Urteil über Vera Hartung revidiert. Als man in Abänderung eines eigentlich für die Felsen der Aphrodite vorgesehenen Drehtages nochmals hinauszog zu einer Bucht am Kap Greco, legte Vera eine hinreißende Szene hin: Ohne Double schwamm sie hinaus ins Meer, nachdem ihr Verfolger sie von einer Klippe gestürzt hatte.
    Tommy Brest dachte mit Schaudern an das Unglück mit Georgios und protestierte: »Das kannst du doch nicht machen, ohne Double!« Er saß mit Regisseur Carlos Heimann in einem Boot, das vor dem Felsen schaukelte. Kamera III war auf den Bug montiert. Helmke an Kamera I befand sich an Land.
    »Sie will es«, sagte Heimann trocken. »Sie ist gut versichert.«
    »Du bist ein Vieh!« brüllte Brest.
    »Szene ab …«, tönte es durch den Kopfhörer Heimanns.
    Und dann schwamm Vera Hartung mit großen Schlägen hinaus ins Meer, tauchte, als Schüsse über das Wasser peitschten, und kam nach langer Tauchzeit wieder hoch. Ihr langes, schwarzes Haar schwamm hinter ihr her wie ein Teppich.
    »Na also!« Heimann ließ das Boot Vera entgegenrudern, zog sie selbst aus dem Wasser und warf ihr eine Decke um. Dann griff er in die Tasche, zog eine Flasche Kognak heraus, füllte den kleinen Trinkbecher und reichte ihn wortlos Vera.
    Sie verstand es. Sie trank und nickte Heimann ebenso stumm an.
    Der Friede war geschlossen.
    Das war vor acht Tagen gewesen – jetzt aber wurde die große Szene gefilmt, die Vera Hartung in höchster Dramatik zeigte. Auf der Suche nach Kain – einem Mann, der mit einem Millionenschatz verschwunden war, den er ausgegraben hatte – kam Vera in einen für den Film dazugebauten Ruinenhof. Hier, so hatte sie laut Drehbuch herausbekommen, ging ein unterirdischer Gang ab, der zu einer unterirdischen Stadt führen sollte.
    Nun war sie in dem Hof, und im selben Augenblick flammte es rings um sie auf … brennendes Öl floß auf sie zu, von allen Seiten … es schien keine Rettung mehr zu geben … sie mußte bei lebendigem Leib verbrennen.
    Natürlich gab es eine Rettung, denn die Serie war auf zwölf Folgen angelegt. Das wußte auch der Zuschauer, aber der Nervenkitzel war zu herrlich.
    Um diese Szene drehen zu können, waren vier Beamte nach Kolossi kommandiert, drei Pyrotechniker, ein Ingenieur, ein Arzt mit Krankenschwester – falls doch etwas danebenging –, zwei Konservatoren und einige Polizisten. Feuerwehrleute mit chemischen Löschmitteln standen bereit, den Brand zu löschen, wenn die Szene im Kasten war.
    Carlos Heimann war der einzige, der nicht nervös war. Alles war bis zum Umfallen geprobt worden, ohne Feuer. Die Sache war völlig ungefährlich für Vera, nur nach Öl würde sie stinken, das ließ sich nicht vermeiden.
    Die Vorbereitungen

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