Der goldene Kuß
ihr weggelassen habt.«
»Das glaube ich: Hintern, Hüften und Brust, im Kilo billiger.« Er trat zurück, als Karins Hand durch die Luft zischte, und lachte unterdrückt. »Und dein Ölmagnat?«
»Wir sind verlobt.«
»Auch das noch. Was sagt der alte James Withcock?«
»Er weiß es nicht.«
»Salem aleikum! Karin, du bist total verrückt! Du hättest ein Jahr lang in der Ecke sitzen sollen. Moral schimmelt mit der Zeit, und jeder Monat vergoldet die Sünde, wenn Tränen der Reue rinnen. Was du machst, ist falsch. Millionen Frauen verlangen von dir nur ein anständiges Leben mit häuslichem Herd, Kochschürze und einem lieben Haustier, vielleicht einem jungen Boxerhund … das hätten wir schon gemacht mit Presse und so. Karin Jarut lebt zurückgezogen in ihrem Heim zwischen ihren Tieren und dem blühenden Garten, den sie täglich pflegt. Sie hofft, bald wieder unter uns auf dem Bildschirm zu sein. Und so weiter … Das geht ins Auge, das pfeift durch die Seele, das rüttelt am Korsett … Aber jetzt? Karin Jarut hat einen Ölscheich! Karin Jarut filmt in Amerika mit bloßem Busen! Karin Jarut auf der nackten Welle! Aus, Liebling. Das nimmt dir die deutsche Hausfrau nicht ab.«
»Ihr habt alle gut reden.« Karin sah Tommy Brest an, der stumm seine Zigarette rauchte. »Und du schweigst mal wieder vor lauter Dämlichkeit, was?«
»Ich sage nur eins: Die Neue hat Talent.«
»Ach nee? In der Bluse?« Heimann fuhr herum. »Sag mal, hast du einen Sonnenstich, Tommy?«
»Ich sehe so etwas.«
»Dann hast du noch nie in 'nen Spiegel geguckt.«
»Man kann bald nicht mehr mit ihm reden.« Tommy Brest warf seine Zigarette weg und zertrat sie. »Warum hast du solchen Quatsch gemacht, Karin? Ohrfeigen auf der Straße? War der Liebling so viel wert?«
»Ich sollte einen neuen Sportwagen bekommen.«
»Und jetzt fährste Roller.« Tommy Brest winkte ab, als Karin ihn unterbrechen wollte. »Ich sage nur eins: Halt dich ran, Süße! Die Neue kann etwas. Sie ist keine Modepuppe, die klimklim mit den Äugelchen macht. Sie hat Ehrgeiz, das sieht man. Und sie weiß, was sie kann.«
»Tommy, der Psychologe.« Heimann schob seinen Hut ganz weit in den Nacken. »Junge, daß du überhaupt einen eigenen Gedanken entwickelst, ist eine Sensation. Man sollte eine Sonderseite herausgeben: Tommy denkt!«
»Du kannst mich …«, sagte Brest grob und wandte sich ab. Heimann und Karin sahen ihm lachend nach, aber dann, ganz plötzlich, wurden sie ernst, wie auf ein Kommando.
»Er hat recht«, sagte Heimann. »Vera Hartung ist kein Glimmertyp. Sie muß etwas können.«
»Ich weiß es.« Karin nickte mehrmals. »Und – das glaube mir, Carlos – ich richte mich darauf ein …«
*
Ein paar Minuten später war der erste Krach da.
Er begann schon gleich am Swimming-pool. Heimann war zurückgekommen, um Scheich Amar Sorbania auszuweichen, den er in der Hotelhalle gesehen hatte. Es war besser, aus dem Dunstkreis des Ölmannes zu bleiben.
Tommy Brest kühlte sich ab und schwamm im Pool. Ein paar Mädchen am Beckenrand starrten ihn bewundernd an. In der Badehose war er wie ein griechischer Jüngling aus Olympia, ein Apoll an Schönheit. Er wußte es und schwamm genüßlich seine Runden, ganz langsam, damit man das Spiel seiner Muskeln auch deutlich sah. Wer ihn so schwimmen sah, glaubte ihm alle Abenteuer in ›Fremde Länder – fremde Killer‹. Nur die hinter der Kamera wußten, daß ein schnaubendes Pferd Tommy fürchterlich erschrecken konnte. Vera und Helmke standen noch immer unter den bunten Sonnenschirmen, wie Zurückgebliebene, die die Straßenbahn vergessen hatte.
»Das haben Sie ganz phantastisch gemacht«, sagte Heimann zu Vera Hartung.
»Was?« fragte Vera naiv, ehe Helmke dazwischenfahren konnte.
»Wie Sie die Jarut ausgeboxt haben. Eiskalt, was, Mädchen? Nur passen Sie bei Rathberg auf! Wenn Sie eine Großmutter haben, die ein uneheliches Kind Ihres Urgroßvaters war, dann ist's aus mit der Karriere. Und wenn Ihr Onkel in Bad Pyrmont sich mal in der Hotelzimmertür geirrt hat, können Sie einpacken.« Heimann senkte den Kopf und sah Vera ernst an. »Haben Sie als Kind mal Murmeln mit einem Jungen gespielt?«
»Natürlich«, sagte Vera verwirrt.
»Mit zwei oder gar drei Jungen gleichzeitig?«
»Auch …«
»Um Himmels willen, verschweigen Sie das Rathberg. Er wird es als kindliche Bigamie auslegen. Als Vorpubertäts-Nymphomanie. Wie konnten Sie nur mit drei Jungen gleichzeitig Murmeln …«
»Jetzt ist's genug,
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