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Der goldene Kuß

Der goldene Kuß

Titel: Der goldene Kuß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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die Hände und lief in dem großen Zimmer hin und her. »Ich bitte Sie um etwas, Herr Intendant, was Sie immer als Grundlage aller Humanität anpreisen: Menschlichkeit.«
    »Ich habe Ihnen hunderttausend Mark Abfindung zugestanden.«
    »Ich will das Geld nicht. Ich will Gerechtigkeit.«
    »O Himmel, flehen Sie das nicht herbei!« Dr. Rathberg trat an das Fenster und sah hinaus in den tiefverschneiten Wald. Er liebte diesen Blick in die weiße Stille. Was wußte man schon von ihm? Im Funkhaus galt er als Diktator und mächtiger Mann, dessen Einfluß bis zur Bundesregierung reichte. Sein Privatleben war unbekannt; wenn er die Tür seines Büros schloß, wurde er anonym. Er hatte jung geheiratet, noch als Student, weil die Eltern es wünschten. Die Tochter des Industriellen Maggus galt als sicheres Sprungbrett für die Karriere des jungen Juristen. Er heiratete Luise Maggus, nicht nur aus Gehorsam als guter Sohn, sondern weil Luise ein hübsches Mädchen war. Aber schon zwei Jahre nach der Hochzeit zeigte sich ein anderes Wesen in ihr: zänkisch, mißgünstig, hochnäsig, auf ihr Geld anspielend, das ihn ja erst zum Manne machte. Es verging kein Monat, in dem sie ihm nicht seine Abhängigkeit von ihrem Vermögen vorhielt. Das machte ihn hart, verschlossen, mißtrauisch gegen alle Menschen, manchmal ungerecht. Warum soll es anderen bessergehen als mir, das dachte er oft. Auch als er Intendant wurde, änderte sich nichts daran. Luise sagte es ihm ganz klar und kalt: »Du bist Intendant geworden, weil mein Bruder im Bundestag sitzt! Ohne die Maggus' wärest du jetzt vielleicht ein kleiner Rechtsanwalt, der sich mit Lohnpfändungen und Mahnbescheiden herumschlägt …« Seine Ehe war eine Hölle, aber sein Christentum, das ehrlich war, ließ sie ihn ertragen. Scheidung – das war unmöglich. Jeder Mensch trägt irgendwie sein Kreuz. Seines hieß eben Luise.
    Dann kam die Liebe zu Luisa Rameau. Zuerst störte ihn der Name Luisa wahnsinnig, aber dann lernte er, auch diesen verhaßten Namen zärtlich auszusprechen. Es war ein kurzes Glück, eine Sternschnuppe am kahlen Himmel Rathbergs … dann folgten wieder Einsamkeit und neuer Haß gegen alles Glückliche.
    Wer wußte das alles? In den Augen der Umwelt war er ein fanatischer Humanist und Despot zugleich. Ein Patriarch, dem man tunlichst aus dem Weg ging.
    Dr. Rathberg starrte weiter hinaus in den Winterwald. Hinter sich hörte er Karin Jarut hin und her laufen. Er war bereit, ihr zu verzeihen, aber dann kam wieder das alte Mißtrauen in ihm hoch: Was an ihrer Zerknirschung ist echt und was ist gespielt? Zu oft hatte die Jarut verzweifelte Frauen dargestellt. Dr. Rathberg preßte die Lippen zusammen. Man kam nicht mehr aus seiner Haut heraus …
    »Wo ist der Wagen, mit dem Sie gekommen sind?«
    »Ich wurde gebracht.«
    »Wo steckt der Kavalier?«
    Karin zögerte, dann sagte sie leise: »Er wartet auf ein Zeichen …«
    »Wie in einem billigen Reißer! Gut, geben Sie ihm das Zeichen.«
    »Aber …«
    »Lassen Sie ihn kommen! Ich liebe dieses Indianerspielen nicht. Wir sind keine Kinder mehr!«
    Karin ging zur Tür, verließ die Jagdhütte und ging ein paar Schritte in den Wald. Dort legte sie die Hände trichterförmig an den Mund und rief in die Stille hinein.
    »Hallo! Hallooooo!«
    Dr. Rathberg saß wieder im Kaminsessel, als Karin zurückkam. Sie hörten, wie ein Auto hielt, eine Tür wurde zugeschlagen, die Tür zum Wohnraum flog auf. Theo Pelz trat ein.
    »Es konnte gar nicht anders sein.« Dr. Rathberg lächelte Pelz böse an. »Mein einziger Vertrauter, mein Stellvertreter, der Mann, den ich am meisten von allen schätze – er tritt mich in den Hintern!«
    »So kann man es sehen, Herr Intendant.« Theo Pelz zog seinen Mantel aus und warf ihn über eine Sessellehne. »Man kann es aber auch anders sehen: Ich will Frieden im Sender, genau wie Sie. Ich will Mißverständnisse ausräumen, ich will im Schillerschen Sinne …«
    »Hören Sie auf, Pelz!« Dr. Rathberg hob abwehrend beide Arme. »Ich kenne meine Worte! Setzen Sie sich … nein, holen Sie einen Kognak. Sie wissen ja, wo alles steht. Und dann kochen Sie uns einen starken Kaffee, ich bin völlig nüchtern. Ihr verdammter Anruf hat mich aus dem Bett gejagt.«
    »Da haben wir es! Du hättest zuallererst fragen müssen, ob der Herr Intendant schon gefrühstückt hat. Mit einem Mann mit nüchternem Magen kann man doch nicht verhandeln! Das ist Gebot Nummer eins für eine Frau!«
    Er ging zum Wandschrank, holte die

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