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Der goldene Kuß

Der goldene Kuß

Titel: Der goldene Kuß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Sonntagsruhe, das erzwungene Gespräch … Rathberg war nicht geneigt, sich derart provozieren zu lassen.
    Karin Jarut lehnte sich zurück. Die Hitze aus dem prasselnden Kamin, vermischt mit ihrer inneren Erregung ließen sie glühen. Vielleicht war es doch falsch, dachte sie. Sie war von Anfang an dagegen gewesen, aber Pelz hatte sie überredet. »Es ist der einzige Weg, mit dem Alten allein zu sprechen und alles zu klären!« hatte er gesagt. »Im Funkhaus kommst du nie an ihn heran! Dort ist er König! In der Jagdhütte ist er Mensch.« Nun zeigte sich, daß Rathberg auch in seiner Jagdhütte von einer eiskalten Abwehr sein konnte. Es war, als spräche man gegen einen Marmorklotz.
    »Ich weiß nicht mehr, wie oft Sie mich eingeladen haben, in dieses Haus zu kommen«, sagte Karin Jarut leise. Dr. Rathberg hob die Augenbrauen. Es war unangenehm, daran erinnert zu werden. Will sie mich erpressen, dachte er. Das Sanfte steht ihr nicht. Na warte, mein lieber Pelz, darüber werden wir uns noch eingehend unterhalten. »Ich habe immer abgelehnt«, fuhr Karin fort.
    Rathberg nickte. »Zurückblickend war das gut.«
    »Nun bin ich freiwillig gekommen.«
    »Aber niemand hat Sie erwartet.«
    »Ich möchte Ihnen alles erklären.«
    »Nächtliche Ohrfeigen auf offener Straße sind Erklärungen genug. Man hat das fotografiert, es stand in allen Zeitungen … da sind Worte sinnlos.«
    »Aber wenn es ein Irrtum war?«
    »Irrtum? Wollen Sie sagen, daß man ein Double von Ihnen geohrfeigt hat? Das wäre ein Märchen, das selbst in Tausendundeiner Nacht keine Chance mehr hätte.«
    »Der Herr war nicht mein Freund.«
    »Bitte –« Rathberg hob konsterniert die Hände. »Keine Einzelheiten aus Ihrem Boudoir!«
    »Ich kannte den Herrn erst seit acht Tagen. Eine Zufallsbekanntschaft nach einer Party. Zugegeben, er bemühte sich um mich. Aber wer tat das nicht?«
    Rathberg zog die Augenbrauen hoch. Er verstand den Wink und schwieg verbissen. Du Aas, dachte er nur. Du Lämmlein mit den Wolfszähnen! Man sollte aufstehen, wegfahren und sie gar nicht weiter anhören. Daß ich hier sitzen bleibe, ist nur noch ein letzter Rest von Höflichkeit … man sollte auch ihn abschütteln.
    »Er schenkte mir einen Pelzmantel.«
    »Man nennt so etwas Vorschuß, nicht wahr?« sagte Rathberg giftig.
    »Ich konnte mich gegen seine Freigebigkeit nicht wehren.«
    »Sie armes, überfallenes Hascherl …« Dicker Hohn troff aus seinen Worten. Karin Jaruts Mundwinkel zuckten. O könnte ich ihn doch ohrfeigen, dachte sie. Könnte ich doch in dieses stolze, verschlossene, hochmütige Gesicht hineinschlagen! Es ist alles doch nur eine Maske, ein Kostüm, geschneidert aus Hochmut. Dr. Rathberg, der Sittenwächter des deutschen Fernsehens.
    »Die Frau dieses Herrn litt seit Jahren an Schizophrenie.«
    »Das mag sein. Sie sah um ihren Mann immer zwei Frauen, wo nur eine hingehört.«
    »Man hat sie kurz nach dem Vorfall in eine Heilstätte eingewiesen. Sie ist unheilbar.«
    Dr. Rathberg schüttelte langsam den Kopf. »Sie verwechseln Ursache und Wirkung. Wenn eine Frau sieht, daß sie jahrelang betrogen wird und keine Macht mehr hat, dies abzuwenden, kann sie nervenkrank werden. Sie hat mein vollstes Mitgefühl.« Sein Kopf ruckte zu Karin herum. »Sollte dieses Schicksal der armen Frau Ihr Alibi sein? Es ist genau das Gegenteil, es klagt Sie noch einmal an! Sie haben mitgeholfen, daß die arme Frau in eine Heilanstalt gekommen ist.«
    »Sie verdrehen bewußt alle meine Worte!« Karin sprang auf. Sie zitterte am ganzen Körper. »Sie war schon krank, als sie mich auf der Straße überfiel!«
    »Krank geworden durch Frauen wie Sie! Jawohl!« Auch Dr. Rathberg sprang auf. »Haben Sie kein Gefühl mehr für Verworfenheit?«
    »O Himmel!« Karin schlug die Hände über dem Kopf zusammen. »Ich habe fest daran geglaubt, mit Ihnen allein vernünftig reden zu können. Statt dessen bombardieren Sie mich mit Ihren publikumswirksamen Phrasen. Wenigstens unter uns sollten wir doch die Masken fallen lassen. Ich bin lange genug im Metier und habe hinter die Kulissen geguckt. Warum lügen wir uns etwas vor? Wir kennen uns doch!«
    »Aha!« sagte Rathberg scharf. »Aha! Jetzt kommt endlich der richtige Ton in die bisher leiernde Musik.«
    »Nein. Ich will nicht in diesem Ton sprechen, aber Sie zwingen mich ja dazu. Ich will mit Ihnen von Mensch zu Mensch reden …«
    »Eine neue Jarut-Duft-Note, was?«
    »Von mir aus auch Reue, Zerknirschung, Beichte, was Sie wollen.« Karin rang

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