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Der goldene Kuß

Der goldene Kuß

Titel: Der goldene Kuß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Ich kapituliere! Verzeih, daß ich im Hormonsee ertrank! Es soll nicht wieder vorkommen. Laß uns wie bisher gute Freunde sein.«
    Kommt Zeit, kommt Rat, dachte er. Manchmal haben alte Sprichwörter doch recht. Und er war zufrieden, daß Vera den Fliederstrauß annahm und nicht an ihn zurückgehen ließ.
    Während des Mittagessens kam ein neuer Gast. Er fuhr in einem riesigen amerikanischen Wagen vor, und die Damen drückten sich im Speisesaal die Nasen an den Fenstern krumm. Wer stieg da wohl aus?
    Carlos Heimann zuckte vom Stuhl hoch, als er den Mann erkannte. Skistiefel, Keilbundhosen, ein roter Norwegerpullover, eine rote Zipfelmütze.
    Der schöne Mann vom Dienst.
    Tommy Brest.
    Heimann warf sein Besteck hin und rannte hinaus. Auf der Treppe prallten sie aufeinander.
    »Was machst du denn hier?« schrie Heimann.
    »Das könnte ich auch dich fragen!« Brest sah Heimann fast angewidert an. »Wird man denn nie von deiner Visage befreit?«
    »Ich verlebe hier meinen Urlaub!«
    »Und ich auch.«
    »Ich denke, du filmst in München?«
    »Abgebrochen. Die Nerven …« Tommy Brest strich sich theatralisch über die Stirn. »Das Erlebnis auf Zypern. Man ist keine Maschine, mein Bester. Ich brauche den kräftigenden Ozon des Schwarzwaldes.«
    »Und sportliche Betätigung! Brustkraulen bei Vera!«
    »Du bist ein ordinärer Mensch«, sagte Brest würdevoll, schob Heimann zur Seite und betrat die Pension. Auf der Treppe zu den Zimmern gewahrte er Vera. Er breitete die Arme aus und rief: »Mein Liebling! Dich so gesund zu sehen, ist ein Blick in Wundergärten …«
    »Spinner!« knurrte Heimann und ging in den Speisesaal zurück. Dort war eine helle Aufregung. Die Damen hatten Tommy Brest erkannt.
    »Er ist es …« flüsterte man sich zu. »Der Brest … mein Gott, wie schön er ist … noch schöner als im Fernsehen. So männlich … ein Adonis …«
    Angewidert verzichtete Heimann auf das Mittagessen. Ihm schmeckte jetzt alles nach Galle. Wie gleich die Hühner gackern, wenn ein fremder Hahn kommt, dachte er. Zum Kotzen!
    »Du auch hier?« sagte Vera, als sie Tommy Brest mit einem sittsamen Wangenkuß begrüßt hatte. »Mir wird auch nichts erspart. Bist du auch in mich verliebt?«
    »Vom ersten Augenblick an.«
    »Ihr wißt doch alle, daß es sinnlos ist. Ich liebe Horst.«
    »Und wenn!« Tommy Brest sah sie an wie ein schmachtender Primaner. »Dann gönne uns das platonische Vergnügen, deine Nähe zu genießen und zusammen mit dir die gleiche Luft zu atmen …«
    »Ihr seid alle Verrückte!« sagte Vera und lachte.
    Und das hatte auch schon Dr. Rathberg festgestellt.
    *
    Wie ist es, wenn zwei Männer um die Gunst einer Frau werben und dazu noch Freunde sind?
    Antwort: Es ist tragikomisch.
    Carlos Heimann und Tommy Brest bekämpften sich mit allen erlaubten Mitteln. Wenn Brest Vera mitnahm zum Skispringen, organisierte Heimann am nächsten Tag eine Schlittenfahrt mit Musik. Saß Tommy mit ihr auf einem Hochsitz und beobachtete Rehe, wußte Heimann am nächsten Tag, wo man Wildschweine füttern konnte. Sie waren abwechselnd dauernd mit Vera unterwegs, und derjenige, der zu Hause bleiben mußte, lief mißmutig herum und hatte vollstes Verständnis für Othello. Nur daß man nicht die Desdemona, sondern den Rivalen erwürgen wollte.
    Nachts, wenn Vera längst schlief, kam es in der Bar regelmäßig zu Zusammenstößen.
    »Dein verblühter Charme fängt nicht mehr!« erklärte Heimann dann. »Dein müder Blick, mein Gott, wie soll der Vera entflammen? Reise ab, Junge! Die Welt gehört den kraftstrotzenden Menschen, nicht den ausgelaugten Säcken!«
    »Mit einer großen Fresse ist nichts getan«, erwiderte Tommy Brest höflich. »Warum guckst du nicht mal in einen Spiegel? Machst du eigentlich beim Rasieren die Augen zu? Du müßtest doch längst gesehen haben, daß Affenmenschen wie du bei Vera keine Chance haben …«
    »Sie hat mich gestern freiwillig auf die Nase geküßt!« konterte Heimann, hochrot im Gesicht.
    »Und heute hat sie in meinen Armen in der Schneesonne ihren Mittagsschlaf gehalten … Sie schnarcht allerliebst …«
    Wirklich, sie benahmen sich wie kleine Kinder, was bei erwachsenen Männern immer idiotisch wirkt. Aber so ist das nun mal.
    In diesen Tagen geschah aber noch etwas anderes, das niemand so schnell merkte: Vera Hartung wurde die bestgehaßte Frau in der Schwarzwaldpension.
    Alle anderen Damen nahmen ihr übel, daß Tommy Brest für sie kein Auge hatte, sondern nur Vera Hartung nachlief

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